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Das Hörspiel - mal wieder

Dienstag, 22. Oktober 2013

HHvA hat bei Zauberspiegel einen Artikel zur Lage des Hörspiels geschrieben und kommt darin mehr oder weniger zu dem Schluss, dass der Zug abgefahren ist.

So schriebt er unter anderem:

Es ist kein beliebig größeres Käuferinteresse herstellbar. Das Hörspiel ist in mancher Hinsicht eine überkommene Einrichtung. Damit muss der Enthusiast und Fan genauso leben lernen wie der kleine Produzent, der seine Hörspiele an den Mann, die Frau oder das Kind bringen will. Die Platzhirsche sind etabliert. Da muss man sich mit den Krümeln begnügen lernen. Hörspiel abseits der Platzhirsche ist ›Special Interest‹. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Und er schließt mit den Worten:

Oder sieht das jemand anders?

Ja, sehe ich! Wenn man nur ein wenig Ahnung von Verkauf etc. hat, dann weiß man eines – Nachfrage ist nur selten eine von Gott gegebene Sache. Sicher, bei Lebensmittel und Dingen, die den täglichen Bedarf befriedigen, ist das was anderes. Aber sobald wir in Bereiche vordringen, in denen es um Unterhaltung oder Vergnügen geht, muss das Interesse des Kunden stets geweckt werden.

Wenn man sagt, dass alles ohnehin sinnlos ist, kann man einpacken. Nicht nur im Hörspiel-Sektor, sondern bei allen anderen Medien und Unterhaltungsformen auch.

Es ist dieser Nihilismus, den HHvA hier verbreitet, der typisch für ihn ist und den er auf Heftroman-Sektor seit Jahren an den Tag legt. Wahrscheinlich ist er geistig zu alt, um in neuen Medien auch neue Chancen für alte Unterhaltungsformen zu sehen.

Wie der Heftroman könnte auch das Hörspiel auf Smartphones oder Tablets ein Comeback feiern. Aber nicht in der Art, in der man es heute anbietet.

Allein der Name Hörspiel ist bereits in den Köpfen der Konsumenten fest mit Kindheit, Benjamin Blümchen und den Drei Fragezeichen besetzt. Wahrscheinlich weiß die große Mehrheit der Käufer gar nicht, dass es überhaupt Hörspiele für Erwachsene gibt.

Die Idee, dem Medium einen neuen Namen zu geben, ist sicherlich einer der wichtigsten Schritte, um dem Hörspiel zu einer neuen Blüte zu verhelfen.

Das ist übrigens kein neuer Vorgang, so etwas findet sich gerade bei Unterhaltungsmedien ständig. Das Wort ‘Computerspiel’ zum Beispiel wurde gründlich getilgt, heute spricht man von Games. Nicht, weil man unbedingt etwas Englisches brauchte, sondern weil „Spiel“ eben etwas Kindliches hat. Und niemand wird bezweifeln, dass Call of Duty nichts Kindliches hat.

So wenig, wie die Hörspiele der Schatzjägerin-Reihe etwas Kindliches haben. Aber sobald die Käufer das Wort ‘Hörspiel’ hören, ist das Urteil im Unterbewusstsein gefallen.Und dort, im Unterbewusstsein, entscheidet sich, ob man Geld ausgibt oder nicht!

Unterhaltungsmedien umzubenennen ist nahezu alltäglich. Ob es nun bei der Erschaffung neuer Genre für Bücher oder Filme ist, oder ob man nun Spiele zu Games macht – der Sinn ist stets, einen ungut besetzten Begriff auszusortieren, um dem Medium einen Schub zu verleihen.

Wenn HHvA also schreibt, dass ein Hörspiel ein Hörspiel ist, dann mag das für ihn und seinen Nihilismus so sein, sinnvoll ist das aber nicht.

Der zweite Grund für den Misserfolg des Mediums dürfte sein, dass die meisten Label lieber X Folgen einer Serie produzieren, als sich ernsthaft mit entsprechendem Marketing um den Absatz der bestehenden Folgen zu kümmern.

Würde ein Label mit drei, vier Serien pro Jahr nur zwei Folgen bringen und all das andere Geld ins Marketing investieren, wäre da schon viel geholfen. Die Kunden wissen nicht, dass es Hörspiele für Erwachsene gibt. Sie haben keine Ahnung, dass sie so etwas kaufen könnten.

Also kaufen sie keines.

Das hat erst einmal nichts mit Desinteresse an dem Medium zu tun. Dazu müssten sie erst einmal davon wissen, um sich dann aktiv dagegen zu entscheiden. Im Moment jedoch geht dieses gesamte Angebot an ihnen vorbei. Kein Wunder also, dass die Absätze nicht stimmen.

Allerdings hat sich in der Branche der gleiche Nihilismus breitgemacht, wie ihn HHvA zeigt. Ideen werden abgetan, allzu oft heißt es, man „habe alles versucht“. Wenn man dann nachfragt, was alles versucht wurde, merkt man schnell, dass man weit von „alles“ entfernt ist. Aber nein, lieber noch eine Folge, statt einer Marketing-Aktion.

Die meisten Label-Betreiber in Deutschland sind gute Hörspielmacher und lausige Verkäufer. Sie haben keine Ahnung von Marketing und Verkauf. Sie produzieren und produzieren, bis ihnen irgendwann das Geld ausgeht.

Der größte Feind des Hörspiels in Deutschland ist nicht das Desinteresse des Kunden oder ein Markt, der sich nicht vergrößeren ließe. Nein, der größte Feind des Hörspiels sind jene Macher, die sich von dem gleichen Nihilismus treiben lassen, wie ihn HHvA an den Tag legt.

Viele Labels da draußen denken nicht unternehmerisch. Das zeigt sich dann in Aussagen wie „ich will meinen Traum leben, nicht geschäftlich denken“ oder auch „ich produziere, was ich gerne hören würde!“

Das sind die Dinge, die dem Hörspiel schaden. Und wenn sich das nicht ändert, hat HHvA am Ende recht. Aber das ist dann eine selbsterfüllende Prophezeiung, nicht mehr.

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