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Aus dem Dunkel der Nacht

Abgelegt unter Aus der Werkstatt
Donnerstag, 23. Juli 2009

So lautet der Arbeitstitel eines neuen Romans, den ich begonnen habe. Es handelt sich um Dark Fantasy, wird aber mit Sicherheit kein "All Age" sein. Abgesehen davon, dass ich dem weichgespülten Kram nichts abgewinnen kann, ist bereits der Anfang alles andere als "All Age". 

Hier mal ein kleiner Ausschnitt aus dem Prolog - nur ein Appetithappen, sozusagen: 

 

Der Tote hat einen gewaltigen Ständer.

Okay, dafür kann das arme Schein wohl nichts, denn sein Körper reagierte reflexartig auf die Schlinge, die ihm die Luft abschnitt. Obwohl mir nicht klar ist, warum Männer einen Steifen bekommen, wenn man sie würgt. Schließlich hilft ihnen ihr Schwanz auch nicht, Luft in die Lunge zu ziehen. Rüssel hin oder her, meines Wissens nach gibt es anatomisch gesehen keine Verbindung zwischen Unterleib und Atmunsgapparat, der einem Gehenkten das Überleben sichern würde. Und auch die Tatsache, dass Gehenkte hin und wieder einen letzten Orgasmus haben, ergibt in meinen Augen keinen Sinn. Soll die Lust den Abgang erleichtern? Oder hofft die Natur darauf, dass unter dem Strick zufällig eine empfängnisbereite Hure darauf wartet, sich von dem Sterbenden schwängern zu lassen? Nur keinen Tropfen verschwenden, den Sack leeren, ehe es zu spät ist?

Andererseits kommt es angeblich auch Frauen, wenn sie gewürgt werden. Zumindest manchmal. Ich wurde bisher nicht gewürgt, kann nicht beurteilen, wie es sich anfühlt. Sollte mir der Boston Strangler über den Weg laufen, bekommt er vielleicht seine Chance; mal sehen.

Die Augen des Toten sind seltsam verdreht, seine Arme hängen schlaff an seinem Körper herab und die Zunge quillt grotesk zwischen seinen Zähnen hervor. Unter ihm, dort, wo auch der von ihm umgestoßene Stuhl liegt, bilden Kot, Urin und Sperma eine stinkende Masse. Durch das offene Fenster dringen Fliegen ein, die laut summend umher schwirren in der Hoffnung, all die Menschen würden wieder verschwinden. Schließlich wollen sie ungestört sein, wenn sie sich auf der Leiche niederlassen, ihre Larven ablegen und von der Scheiße naschen, die ihnen der Selbstmörder hinterließ.

»Wichser«, entfährt es mir, während ich dem Toten einen leichten Stoß versetze. Der Leichnam schwingt, ehe er wieder zur Ruhe kommt. »Ein Jahr lang jage ich ihn quer durch die Stadt. Und dann das.«

Klingt nicht nach "All Age", oder?

Wann und wo der Roman erscheinen wird, weiß ich noch nicht. Er ist ein Side-Projekt ohne fixen Plan. Kommt Manuskript, kommt Verlag. Mal schauen ...

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mohnflatter /
Donnerstag, 1. Januar 1970
Url: www.geisterspiegel.de
Nein, All Age ist das ganz sicher nicht. Allerdings liest es sich auch noch nicht wie Fantasy, höchstens ein bisschen Dark ;-) Aber nur ein bisschen. Es liest sich eher wie Darkwriter ... hihi
Aber mach mal weiter, ich für meinen Teil vermute mal, dass da noch eine wirklich spannende Story folgen wird. So richtig schön düster ...
Kommentar:
Stimmt, nach Fantasy klingt dieser kurze Ausschnitt nicht. Das kommt erst in den folchenden Sätzen des Prologs. Dieser Ausschnitt sollte nur zeigen, dass es nicht All Age ist ;-) Anschließend geht es um [...] Na, ich will nicht zu viel verraten.
Shinwatoshi /
Donnerstag, 1. Januar 1970
Interessant. Aber weißt du was mich daran hindert, deine Sachen zu lesen?
Jede deiner Geschichten, die ich kenne, fängt mit vögeln in all seinen Facetten an. Ich habe mit dem Thema kein Problem, auch nicht wenn es härter wird, ganz im Gegenteil. Aber wenn jede Story damit
anfängt, dann langweilt mich ein Autor irgendwann nur noch, da kann die Story noch so gut sein. Liegt wohl an meiner Art, nach der ich mir die Bücher aussuche, die ich lese.
Kommentar:
Die Story fängt gar nicht mit Vögeln an, sondern mit einem Selbstmord. Ich habe nur beschrieben, was bei einem solchen Suizid, vor allem wenn das Genick nicht gebrochen wird, zu sehen ist. Im Mittelalter glaubten die Leute, der letzte Samenerguss des Gehenkten würde die Alraune zum wachsen bringen.
Auch später geht es nicht ums Vögeln. Den gesamten Prolog nicht, und im ersten Kapitel wird gestorben, nicht gefickt. Der neue Christoph Schwarz-roman beginnt mit einem Polizeieinsatz, nicht mit Sex. Und die Schatzjägerin auch nicht. Eigentlich beginnen nicht allzu viele Romane mit Sex.