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Was ist Horror?

Abgelegt unter Aus der Werkstatt
Dienstag, 23. Juni 2009

Ich schreibe seit einiger Zeit Horror-Romane, befasst habe ich mich mit dem Thema schon lange. Daher weiß ich vor allem eines - es gibt keine klare, allgemeingültige Antwort auf diese Frage. Ich kann daher nur versuchen, eine für mich gültige Antwort zu finden.

Was also ist Horror?

In meinen Augen setzt Horror in erster Linie das Übersinnliche voraus, das Paranormale. Dämonen, Geister, Werwölfe etc. - das sind die Dinge, die in meinen Augen unabdingbar sind, will ein Buch oder Film das Prädikat Horror tragen.

Damit grenze ich mich deutlich von jenen ab, die auch Filme wie HOSTEL oder SCREAM, DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER oder PSYCHO als Horror bezeichnen. Wobei ich nicht bestreiten will, dass diese Werke durchaus nach reiner Übersetzung des Wortes Horror sind, denn im Grunde bezeichnet dieses Wort ein Gefühl, etwa grausen. Jedoch muss man in diesem Fall zwischen der eigentlichen Wortbedeutung und dem Genre unterscheiden, und von eben diesem spreche ich - von dem Genre.

Schauen wir uns also den Horror an. Manche sagen, er sei tot oder zumindest dem Tode nahe. Aber dies halte ich für Quatsch. In Deutschland werden vielleicht etwas weniger Horror-Bücher verkauft, aber in den SUA zum Beispiel ist dies anders. Da Feiern Autoren wie Laurell K. Hamilton durchaus Erfolge - und zwar mit Horror. Liest man zudem die Bücher von Edward Lee oder anderen Autoren, dann weiß man, wohin die Reise gehen kann. Doch auch im Kino ist das Thema alles andere als tot - DRAG ME TO HELL mag als Beispiel dienen. "I'm LEGEND lief vor nicht allzu langer Zeit und lockte die Zuschauer ins Kino. Schon King sagte, dass Horror immer populär ist, jedoch in Wellen von zehn bis 20 Jahren an Beliebtheit gewinnt.

Die Abgrenzung zu anderen Bereichen wie etwa der SF fällt nicht leicht, vor allem da es in den letzten Jahren zu einer Durchmischung kam. Ist RESIDENT EVIL nun Horror, da Zombies eine Rolle spielen, oder ist es SF? Ist ALIEN ein SF?
Während man bei zweiterem klar sagen kann, dass es sich um SF handelt - ein Alien ist ein Alien und kein paranormales Wesen. Wie sind für Aliens schließlich auch Aliens und wenig paranormal - ist dies bei RESIDENT EVIL schon anders. Durch Biotechnik entstand ein Virus, der die Menschen zombifizierte. Also eher SF oder doch Horror? Ich würde hier zu SF tendieren, ohne mich abschließend festlegen zu wollen.

Bleibt noch ein Punkt - wie sieht es mit der Gewalt und dem Sex aus? Wer meine Werke kennt, der weiß, dass ich inzwischen dem Hardcore-Horror zugeneigt bin. Hardcore-Horror bedeutet Gewalt und auch Sex. Beides sind Voraussetzungen für dieses Subgenre, nicht aber für den Horror überhaupt. Es gibt sehr gute Horror-Romane, die ohne all das auskommen. Schon "Die Affenpfote" vermag es, einen das Fürchten zu lehren - ohne Gewalt. Dass Gewalt jedoch die Katharsis des Horrors sei, wie kürzlich zu lesen stand, ist falsch. Zum einen gibt es das nicht - es kann keine "Katharsis des Horrors" geben, denn Katharsis hat eine völlig andere Bedeutung; vor allem in der Literatur. Zudem führt die Gewalt weder zu einer Läuterung des Lesers/ Zuschauers (was die richtige Bedeutung dieses Wortes wäre), noch löst sie den Horror unweigerlich auf. Im Gegenteil, Gewalt kann den Horror steigern, statt ihn aufzulösen. Hierfür gibt es zahlreiche Beispiele, u.a. FINAL DESTINATION. Der Tod, der sich seine ihm entwichten Opfer holt, tötet diese auf recht harte Art und Weise. Dennoch wird die Spannung nicht abgebaut, nur weil ein weiteres Opfer tot ist. Zwar ist dieses Kapitel abgeschlossen, aber sofort geht es um den nächsten Überlebenden auf Gevatters Liste. Der Horror, ohnehin nicht greifbar, weil der Tod nicht personifiziert dargestellt wird, bleibt erhalten bis zur letzten Sekunde und erst die Schlussszene beendet die Spannung. Die Gewalt, die gezeigt wird, steigert den Horror.
Gewalt und Sex in Horror sind nicht zwangsläufig, dienen sie zudem nur einem Selbstzweck sind sie sogar fehl am Platz. Für Hardcore-Horror jedoch sind sie unabdingbar. Sie sind die Voraussetzung, um einem Roman überhaupt dieses Prädikat zu geben. 

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mohnflatter /
Donnerstag, 1. Januar 1970
Url: www.geisterspiegel.de
Für mich bedeutet Horror, wenn ich am Ende eines Buches oder Filmes mit dem Grauen allein gelassen werde, wenn Autor oder Regisseur mir keine Lösung anbieten und ich das Gefühl habe, das Grauen, in welcher Form auch immer, könnte direkt nebenan lauern. Welche Form es dabei hat, ist gleich, aber irgendwie paranormal sollte es sein, wenn es dem Genre zugeordnet werden soll.
Soweit meine bescheidene Meinung, und ich werde mich auch in Zukunft hüten, jemals nochmal einen Horrorfilm zu schauen ;-)
Shinwatoshi /
Donnerstag, 1. Januar 1970
Ähnlich wie bei der Fantasy bevorzuge ich beim Horror auch eher die asiatische Form, die ist gut, die ist grausam, die ist zum mitdenken, die ist zum fürchten und die ist zu einem gewissen Teil auch verdammt blutig und voller Hardcore-Sex.
Ganz langsam schleicht sich auch der afrikanische Horror langsam bei uns ein, naja, jedenfalls auf dem angelsächsischen Markt. Wobei ich bezweifel, dass diese Bücher jemals den Weg in die deutsche Übersetzung finden, wenn schon die asiatischen zu 97% hier nicht reinkommen.

Die einzigen, die noch ein wenig - Betonung liegt auf ein wenig - auf dem europäischen Kontinent bzw. auf dem amerikanischen sind die Skandinavier.

Aber auch das ist, wie vieles, Ansichtssache...
Kommentar:
Kannst du mir mal einen Tipp für einen solchen Hardcore-Horror-Roman aus Asien geben? Habe ich bisher noch nicht gelesen, interessiert mich aber.
Shinwatoshi /
Donnerstag, 1. Januar 1970
Kann ich machen. Nur auf deutsch oder gehen auch Bücher auf englisch?
Ich such die dann die Tage raus (sind noch zum großen Teil in meinen Kisten, bin ja umgezogen).
Kommentar:
Englisch ist okay, je härter je besser :-)