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Rezension: Herbst: Beginn

Abgelegt unter Literatur
Freitag, 9. November 2007

David MoodyHerbst: Beginn

Otherworld-Verlag 09/2007

Aus dem Englischen von Michael Krug

Autmn, GB 2001 (u.a. Kostenlose Online-Ausgabe)

Taschenbuch, 289 Seiten, 9,95 Euro, Horror

Cover von Jan Balaz, inkl. Personenregister am Ende des Romans. Weitere Informationen auf www.otherworld-verlag.de

 

Woher das Virus kommt, weiß niemand. Doch plötzlich ist es da und die Menschen sterben wie die Fliegen. Atemnot, Krämpfe und ein Blutsturz, ehe der Tod binnen weniger Minuten Erlösung bringt. Im ganzen Land geschieht es zur selben Zeit. Schüler sterben in ihren Klassen, Autofahrer hinter dem Lenkrad und Hausfrauen brechen in der Küche zusammen.

Aber wie das so ist mit einem Virus – es gibt auch Menschen, die dagegen immun sind. Sie überleben die Katastrophe und stolpern, zutiefst geschockt, zwischen den unzähligen Leichen umher. Sie haben keine Möglichkeit, sich über größere Distanzen zu verständigen, denn auch die Telekommunikation ist ausgefallen, ebenso Rundfunk und Fernsehen. Warum dem so ist und ob es sich um einen Angriff oder um einen Unfall handelt, vermag niemand zu sagen. Ein paar der Überlebenden, darunter auch Michael, Carl und Emma, finden sich in einem kleinen Gemeindehaus ein. Dort sind sie vorerst sicher. Auch wenn niemand weiß, ob von dem Virus noch eine Bedrohung ausgeht, ob Hilfe unterwegs ist oder was genau sie fürchten. Vorrangig mit sich selbst beschäftigt versuchen sie, mit ihrer Trauer und Panik fertig zu werden.

Doch gerade als sie begreifen, dass sie ihre Liebsten verloren haben, geschieht das Unglaubliche. Einige der Leichen erheben sich und beginnen, ziellos umher zu irren.

Michael, Carl und Emma wird klar, dass das Gemeindehaus keinen Schutz bietet, sollten die Untoten nicht so harmlos sein, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Wände des Gebäudes sind zu dünn, es sind zu viele Menschen auf einem Fleck. Zu dritt fliehen sie in eine eher ländliche Gegend, um dem Horror zu entgehen. Aber auch dort wimmelt es von Untoten und diese werden in der Tat zu einer Bedrohung ...

 

Zombie-Romane schießen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Das Remake von "Dawn of the Dead" hat dazu sicherlich ebenso beigetragen wie der Erfolg von "Resident Evil" als Spiel, Film und Buch. Brian Keene nahm sich dem Thema an und verlieh ihm mit "The Rising" neue Dimensionen. Etwas, das auch David Moody versucht. Und dies auf ungewöhnliche Art, denn er veröffentlichte seinen Roman als kostenlose Online-Version, die inzwischen unzählige Male heruntergeladen wurde. Kein Wunder also, dass der rührige Otherworld-Verlag seine Chance witterte und das Buch für den deutschen Markt sicherte.

Einmal mehr eine gute Entscheidung, denn Herbst: Beginn ist kein alt-hergebrachter Zombie-Slasher, sondern er behandelt das Thema mit viel Sensibilität und leisen Tönen. Moody geht es nicht darum, sich in immer blutigeren Splatter-Szenen zu ergehen, sondern er legt das Augenmerk auf das Zwischenmenschliche. Die Überlebenden, die in erster Linie mit ihren Gefühlen, Sorgen und mit ihrer Trauer fertig werden müssen, stehen im Vordergrund. Umso subtiler das Grauen, wenn sich eben jene Überlebenden in einem fremden Haus verbergen müssen, während draußen die tappsenden Schritte der Untoten zu vernehmen sind. Moody gelingt, was nicht viele Autoren dieses Genres schaffen – er erzeugt eine permanente Atmosphäre der Bedrohung und des Grauens, die nur vereinzelt durch schnelle Szenen unterbrochen wird. Diese eingesträute Action wirkt dadurch umso stärker.

Aber genau hier liegt auch der Kritikpunkt des Romans, denn man muss ihm einige Längen bescheinigen. Manche Szenen sind zu langatmig geworden oder wiederholen sich schlicht, so dass der Leser geneigt ist, sich die Action zu wünschen. Hier hätte der Autor die Schere ansetzen und so etwas mehr Tempo in das Werk bringen können. Zum Glück halten sich diese Passagen jedoch in Grenzen, so dass sie über die gesamte Länge des Romans weniger stark ins Gewicht fallen.

Die Übersetzung ist einmal mehr gelungen, das Cover von Jan Balaz wirkt hingegen gewollt gruselig. Hier wäre weniger mehr gewesen.

 

Fazit: Ein gelungener Roman für Leser, die atmosphärischen Horror bevorzugen. Freunde von Splatter und Slasher werden hingegen enttäuscht sein, denn auch wenn Zombies über die Erde wandeln ist dieser Roman doch kein Blut triefendes Werk geworden.

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