<- Zurück zu: Home

Eine Leseprobe aus P.U.M.A. 3

Freitag, 19. Dezember 2014

Um den Lesern ein wenig den Mund wässrig zu machen, hier eine kleine Kostprobe aus P.U.M.A. - Grausamer Feind. Ich wünsche viel Spaß damit!

Nach einigen Minuten erfahren wir aus Gesprächsfetzen, dass Santa Claus erwartet wird. Mit einem von Rentieren gezogenen Schlitten soll er aus den Wolken stoßen, ein paar Runden über dem Center absolvieren und dabei Süßigkeiten und kleine Geschenke fallen lassen, die dann zu Boden segeln und von der gierigen Menge aufgeklaubt werden.

Natürlich handelt es sich bei dem dickbäuchigen Schlittenlenker nicht um den wahren Santa Claus; trotz all der Paras auf der Welt handelt es sich bei ihm doch nur um eine Legende. Vielmehr wurden Rentiere, Schlitten und Geschenke von einem Magier der Stadt entsprechend verzaubert, und ein Pilot im Weihnachtsmann-Kostüm sitzt an den Zügeln.

Was wohl die Rentiere davon halten, für ein paar Tage im Jahr fliegen zu können?

Ein Verkäufer schiebt sich zwischen den Zuschauern hindurch und bietet alkoholfreien Punsch und traditionell deutschen Glühwein an.

Jane und ich nehmen je einen Punsch, denn Alkohol muss zu dieser Uhrzeit nicht sein. Dabei schauen auch wir uns um, während mir Sandra, zugeschaltet via Headset, ans Herz legt, ein paar schöne Aufnahmen von der Aktion zu machen. Sie möchte auf unserer Webseite zeigen, dass sich Agent Wood entspannt wie jeder andere auch. Jene, die nun neben mir stehen, würden erkennen, wie harmlos ich doch bin.

Noch während wir warten erfahren wir zudem, dass unser nächtlicher Einsatz kaum etwas genutzt hat; die Gebratene ging nicht nur freiwillig in den Tod, sondern tötete sich selbst. Es sei ihre innigste Fantasie, auf diese Weise zu enden; im Nachgang zu einer ausschweifenden Orgie mit zahlreichen Orgasmen. Schon seit einigen Jahren habe sie die Fantasie, als Hauptgang eines Bacchanals zu dienen.

Was am Ende bleibt, ist eine Anklage wegen Kannibalismus, aber dies auch nur bei den verhafteten Menschen, denn auf Paras treffen die entsprechenden Gesetze nicht zu.

Warum der Magier derart reagierte und in einem kollabierenden Portal sterben musste, mutet im Lichte dessen doch sehr sonderbar an.

Möglich, dass er anderweitig Dreck am Stecken hatte.

Jeden Tag steht ein Spinner auf. Mit etwas Pech wird er ein Fall für P.U.M.A.

Das Ah und Oh der Anwesenden reißt mich aus meinen Gedanken. Unwillkürlich blicken Jane und ich nach oben. Graue Wolken hängen wie ein dichter Teppich über der Stadt. Es regnet nicht, jedoch wird in den Abendstunden mit Schnee gerechnet!

Nun blitzen jedoch Lichter inmitten der Wolken auf, entfernt sind weihnachtliche Klänge zu hören.

Die Spannung wächst, unwillkürlich halte auch ich den Atem an.

Dann, endlich, stößt ein prächtig geschmückter, hell funkelnder und glitzernder Schlitten durch die Wolken, gezogen von sechs ausgewachsenen Rentieren, die durch die Luft zu laufen scheinen.

Die Sidhe in mir schreit auf; wie konnte man den Tieren nur solch einen Zauber antun? Der Mensch hingegen befiehlt der Sidhe, die Klappe zu halten – das hier sei großartig!

Der Schlitten senkt sich tiefer, die Musik wird lauter. Zudem hören wir ein dröhnendes Ho-Ho-Ho!

Dann fallen die ersten Geschenke.

Kleine Tütchen rieseln zu Boden. Sie sinken tiefer und tiefer, den gierig ausgestreckten Fingern der Kids entgegen.

Zu meinem Erstaunen reckt sich auch Jane, erwischt ein Tütchen und hält es mir lachend unter die Nase. Ich sehe, dass eine bekannte Schokoladenmarke die edle Gabe sponsort, und schon möchte ich ebenfalls ein Tütchen in Händen halten. Offenbar schlummert nicht nur ein Sidhe in mir, sondern auch eine gierige, kleine Göre, die beim Anblick des Hersheys-Logo lautstark auf ihr Recht pocht!

Wir blicken hinauf zu Santa, der eine weitere Runde dreht und neuerliche Geschenke fallen lässt. Diesmal sind die Packungen rot, weiß und blau. Welchen Inhalt sie haben, wissen wir nicht. Zumal ich Glück habe und die letzte Hersheys-Tüte in Reichweite erwische, kurz bevor ein Junge von vielleicht zehn oder zwölf Jahren nach ihr greifen kann. Zwar schenkt mir seine Mutter einen empörten Blick, aber Hersheys ist Hersheys!

»Was ist das?«, fragt Jane, die nun wieder hinauf zum Schlitten und den freudig umherblickenden Rentieren schaut. Den Tieren scheint die Sache Spaß zu machen, was auch die Sidhe in mir beruhigt!

Ich weiß, was sie meint.

Etwas Dunkles, Kompaktes durchdringt eine der großen, grauen Wolken und nähert sich dem Schlitten. Ein seltsames Gebilde, fast schwarz und doch irgendwie flüssig. Wie eine große, mit Wasser gefüllte Blase.

Aber das ist es nicht.

Plötzlich stoßen Jane, Sandra und ich zugleich einen erschrockenen Schrei aus – denn Tausende von grauen Heuschrecken jagen dem Schlitten entgegen.

Santa winkt noch immer nach unten, doch sein »Ho-Ho-Ho« bricht nach zweiten Ho ab und wandelt sich zu einem weithin hörbaren »Heilige Scheiße!«

Er zieht den Schlitten in eine harte Kurve, greift nach einer Peitsche und lässt sie knallen. Sofort gewinnt der Schlitten an Tempo.

»Das reicht nie und nimmer!«, ruft Sandra, die dank der Brille das Drama verfolgt.

Die Heuschrecken jagen Santa, holen ihn ein – und plötzlich, unter dem Geschrei all der Zuschauer ringsum, hüllen sie ihn.

Wir hören grässliche Laute aus den Lautsprechern zu uns schallen.

Zum einen ist es das schwirren und Summen der Insekten. Dann vernehmen wir lautes Klicken; so, als würden unzählige winzige Kiefer aufeinander schlagen.

Am schlimmsten jedoch sind die Schreie von Santa und den Rentieren. Die ersten Hilferufe verstummen und gehen sehr schnell in qualvolles Brüllen über, ehe daraus ein kraftloses Wimmern wird.

Um uns herum verstummen die zahllosen Stimmen. Die Zuschauer starren gebannt in die Höhe, hin zu der Wolke.

Wie auf ein geheimes Kommando hin jagt diese plötzlich davon und gibt den Blick frei auf das, was sie übrig gelassen haben.

Sekundenlang sehen wir die Rentiere noch in ihrer eigentlichen Form, wenn auch völlig skelettiert. Dann zerbrechen diese Skelette und Knochen fallen zu Boden.

Santa sitzt noch immer auf dem Führersitz, aber auch er ist nun ein Skelett ohne jeden Fetzen Stoff am schlotternden Leib. Er scheint uns aus anklagenden, leeren Augen anzuglotzen, während der Schlitten, seiner Zugtiere beraubt, in die Tiefe zu stürzen beginnt. Schneller und schneller fällt er dem großen Platz entgegen.

 

<- Zurück zu: Home

+ Kommentar verfassen

Noch keine Kommentare