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Tonkin-Giftgas in Syrien?

Abgelegt unter Allgemein
Montag, 26. August 2013

Beginnen möchte ich diesen Blogeintrag mit einer kleinen Geschichtsstunde:

Es war der 4. August 1964, als Verteidigungsminister McNamara einen Bericht erhielt, laut dem Schiffe der US Navy im Golf von Tonkin angegriffen wurden; ‘wahrscheinlich’ von nordvietnamesischen Torpedos.

Da es schon zwei Tage zuvor einen solchen Angriff gegeben hatte, und weder McNamara noch Präsident Johnson einen Grund hatten, an diesem neuerlichen Vorfall zu zweifeln – der Verteidigungsminister hatte mehrfach bei den Geheimdiensten nachgehakt – führte dieser Angriff zu Vergeltungsschlägen und letztlich zum Eintritt der USA in den Vietnamkrieg.

Heute wissen wir, dass die Berichte gefälscht waren. Zum einen sollten Fehler vertuscht werden, zum anderen sollte ein Präsident, der den Krieg vermeiden wollte, zum Eintritt in den Vietnamkrieg gezwungen werden.

Ende der Geschichtsstunde, springen wir ins Heute!

Schon vor einer Weile definierte die Obama-Regierung den Einsatz von Giftgas im syrischen Bürgerkrieg als rote Linie, die nicht überschritten werden darf.

Bisher zeigt Obama aus verständlichen Gründen keine große Lust, in den Syrien-Konflikt einzugreifen. Denn auch wenn einige Medien nicht müde werden, diesen Bürgerkrieg als weiteren Aufstand des Volkes gegen einen Diktator zu stilisieren, geht es doch um ganz verschiedene Interessen; unter anderem auch darum, dass Islamisten einen weiteren Gottesstaat ausrufen wollen. Selbst wenn man Assad stürzen würde, wäre von Stabilität und Demokratie in Syrien nichts zu sehen.

Inzwischen müsste auch der letzte Trottel verstanden haben, dass der „Arabische Frühling“ oftmals zu einer Eiszeit wird. Wer es nicht glaubt, möge seine Blicke gen Ägypten richten!

Wie auch immer – in Syrien ist die Lage höchst unübersichtlich. Und mitten hinein in diese unübersichtliche Lage platzt die Nachricht, dass Giftgas eingesetzt wurde.

Die Bilder und Videos, die mal amtlich, mal weniger amtlich im Web kursieren, deuten tatsächlich darauf hin. Viele Tote, noch mehr Verletzte und alle mit den typischen Zeichen wie Atemnot, Krämpfe etc. Ja, es sieht danach aus, als habe jemand Giftgas eingesetzt.

Nur – wer?

Das dürfte im Moment die 1.000.000-Dollar-Frage sein.

Sicher, die meisten Finger zeigen auf Assad. Aber so offensichtlich es scheint, so unwahrscheinlich ist es auch.

  1. Der Krieg läuft für Assad nicht schlecht. Warum sollte er zu einer solchen Verzweiflungstat schreiten?
  2. Er hat die Unterstützung aus Moskau. Warum sollte er diese durch eine solche Aktion gefährden?
  3. Rund um die betroffene Zone liegen Stellungen seiner Armee. Gewiss, die Soldaten könnten auf den Einsatz vorbereitet worden sein. Aber würde ein Militärhaber wirklich das Risiko eingehen, seine eigenen Stellungen zu gefährden?
  4. Assad weiß, dass die USA im Falle eines Giftgaseinsatzes angreifen. Warum sollte er dieses Risiko eingehen?

Es gibt einige gute Gründe, die gegen Assad als Täter sprechen.

Nur – wenn nicht er, wer dann?

Hypothetisch gesprochen gibt es ein paar Möglichkeiten.

  1. Rebellen haben beschlossen, für „das größere Wohl“ einige ihrer Bürger zu opfern und den Anschlag selbst durchgeführt, um die USA gegen Assad aufzubringen und so den Sieg zu sichern. Schaut man sich das Vorgehen von palästinensischen Terroristen im Westjordanland an, ist dieser Gedanke nicht allzu fern.
  2. Es gab keinen Giftgasanschlag, sondern dem Zwischenfall liegen andere Ursachen zugrunde.
  3. Es gab einen Anschlag, aber er wurde von Gruppen außerhalb gesteuert, um Obama den Krieg aufzuzwingen. Eine Tonkin-Gruppe, wenn man so will. Hier kommen Interessengruppen in den USA infrage, aber auch Gruppen im islamistischen Ausland.

Ich glaube nicht, dass die UN-Inspekteure, die nun ihre Arbeit aufnehmen, die Täterschaft klären können. Sie können vielleicht feststellen, ob Giftgas eingesetzt wurde, und – wenn ja – welches. Doch hierzu ist wohl schon zu viel Zeit vergangen.

Klären, wer die Rakete letztlich auf die Reise schickte, werden die Kontrolleure nicht können. Und somit muss Obama letztlich aus dem Ungewissen heraus agieren!

 

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