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Linux-Infotag der Lug-Landau -- Licht und Schatten

Abgelegt unter Computer und Spiele
Sonntag, 7. Oktober 2007

Gestern fand der jährliche Infortag der Linux-Usergruppe Landau statt, und wie es inzwischen Tradition ist, fuhren meine Frau, meine Tochter und ich hin, um uns umzusehen, Vorträgen zu lauschen und uns spezielle Lösungen anzusehen.

Leider gelang es uns nicht, die Vorträge zu sehen, zu denen wir eigentlich wollten – doch dies lag nicht an den Veranstaltern, sondern wir hatten es ein wenig "verschlunzt". Nun, eher ich, wie ich zugeben muss :-(

Gelauscht haben wir dafür einem Beitrag, der Linux-Anwendungen für den Alltag vorstellte. Also Internet, Büro-Software und Homebanking. Dies war vor allem für unsere Tochter interessant, denn sie kennt sich halt noch nicht so aus.

Meine Frau und ich ließen uns anschließend an einem Stand das Videoschnittprogramm Cinelerra erklären – hier noch einmal mein Dank für die kompetente und umfassende Beratung. Schon beeindruckend, was man mit der Software machen kann. Man braucht Windows, um seine Filme professionell nachzubearbeiten, zu betiteln und zu vertonen? Ganz im Gegenteil – Cinelerra erfüllt auch gehobene Ansprüche. Diese Vorführung und die Geduld des Verantwortlichen waren ein echtes Highlight.

Leider ging es schon einen Stand nebenan unerfreulich weiter. Auf der Suche nach einem Computer, an dem man sich das neue SuSE oder Mandriva anschauen kann, fragte ich einen der Ausrichter nach solch einer Möglichkeit. Offenbar hatte ich dort jedoch mit einem Hardliner zu tun, denn schon bei dem Wort SuSE zuckte er. Zudem meinte er, ich hätte schlechte Karten – abgesehen von Gentoo und Ubuntu gäbe es nichts zu sehen. Noch während ich ihm erklären wollte, warum ich eher ein Freund von Red-Hat-Derivaten bin, also Mandriva und SuSE, verlor er offenbar jedes Interesse an einer Unterhaltung mit mir. SuSE, so ließ er mich wissen, sei für ihn inakzeptabel, da es Novell gehöre, die einen Deal mit Microsoft eingegangen seien und darum spräche er nicht darüber. Sprachs, und wandte sich von mir ab, um seine Geschäfte über eBay zu erledigen.

Da stand ich also, abgekanzelt und – gelinda gesagt – verärgert.

Nun sind wir keine Linux-Neulinge, wissen um die Problematik von Microsoft, Novell und SuSE und können verstehen, warum das manche kritisch sehen. Doch der Linux-Tag ist keine Veranstaltung für "alte Hasen", sondern für Neulinge. Denn auf der Info-Seite zu der Veranstaltung heißt es: Die Linux-User-Group Landau (LUG-LD) möchte Ihnen das Betriebssystem Linux nahebringen.

SuSE Linux wird in den meisten Computerzeitschriften als das Einsteiger-System gepriesen; wohin man auch schaut – SuSE. Was also soll ein interessierter Anwender denken, wenn er auf einer Informationsveranstaltung so behandelt wird? Vor allem aber – wenn jemand die Berichte über SuSE liest und sich das nun einmal live und in Farbe ansehen will, den Weg zu einer Info-Veranstaltung auf sich nimmt – warum muss man ihn dann enttäuschen? Hinzu kommt, dass die Info-Seite des Linux-Tages versprach, man bekäme verschiedene Distributionen zu sehen. Denn dort heißt es unter "Themen": Verschiedene Linux-Distributionen wie Unbuntu, Debian, Kanotix, Gentoo, Fedora, Mandriva, etc.

Nun, wo waren Kanotix, Fedora und Mandriva, von 'etc'. ganz zu schweigen? Laut Auskunft des Lug-Mitglieds nicht vorhanden, denn es gab laut ihm nur Ubuntu und Gentoo – beides keine Distributionen, die sich an blutige Anfänger wenden. Das wissen meine Frau und ich, denn wir setzen Ubuntu seit geraumer Zeit ein.

Dabei wäre es nicht schwer, manche Systeme anhand einer Live-CD zu zeigen. »Sie wollen Mandriva sehen? Moment, in zwei Minuten ist es gebootet.« Und auch wenn die gesamte Lug Landau SuSE aus tiefster Seele hasst, sollte zumindest ein Rechner dort stehen für all die Interessierten, die aus der Presse SuSE mit Linux gleichsetzen. Hat man es ihnen gezeigt, kann man noch immer auf Ubuntu hinweisen und es ihnen zeigen. Als Verkaufstrainer, der ich bin, ist mir ein Satz vertraut, den die meisten Menschen missachten: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Viele Angler glauben aber, den Fischen ihr eigenes Essen schmackhaft machen zu müssen und sehen gar nicht, wie viele Fische darum zu anderen Anglern abwandern.

 

Das Verhalten dieses Herrn bewegte uns übrigens, den Linux-Tag zu verlassen, und zwar sofort. Ich gehe nicht auf eine Veranstaltung, um mich auf diese Weise behandeln zu lassen.

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Klaus Wünschel / ---
Donnerstag, 1. Januar 1970
Url: htt://lug-ld.de
Hallo Herr Arentzen,

als Mitglied des Vorstandes der LUG-LD möchte ich mich für das Verhalten unseres Mitgliedes auf dem Linux Info Tag vielmals entschuldigen.
Sie haben recht. Es war ein Linux Info Tag und kein Ubuntu oder sonstwie Info Tag, also sollten wir auch die Möglichkeit bieten sich über eine Stärke von GNU/Linux, die Vielfalt der Distributionen, zu informieren. Persönliche Vorlieben oder Abneigungen sollten dabei zunächst mal in den HIntergrund treten.
Sicherlich legt sich jeder irgendwann wahrscheinlich auf eine bestimmte Distribution fest, mit der er am besten zurecht kommt, oder deren Philosophie er besonders mag. Deswegen war an den einzelnen Ständen die Auswahl auch etwas beschränkt.
Was unser übereifriger Mitstreiter wohl nicht wusste: für die Installationsecke hatten wir extra zum Infotag die aktuellen Images von Fedora, SuSE, Ubuntu, Debian, Damn Small Linux, Knoppix, Kanotix und FreeMe auf einem Rechner liegen.

Den Tipp mit dem LIve-CDs sollten wir uns merken, sofern wir nächstes Jahr wieder einen Linux Info Tag veranstalten. Wir hoffen dann, dass wir Sie trotz Ihrer diesjährigen Erfahrungen, weiter als Stammgast begrüßen dürfen.

Schöne Grüße,

Klaus Wünschel, LUG-LD