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Rezension: KurzKrimi-Magazin Nr. 1

Abgelegt unter Literatur
Mittwoch, 29. August 2007

kurzkrimi-magazin-1.jpgKurzKrimi-Magazin Nr. 1Krimi/Thriller

Autoren-Feder-Verlag

August 2007

56 Seiten/3,50 €

ISSN: 1864-4414 

 

Im August 2007 erschien im Autoren-Feder-Verlag neu das so genannte „KurzKrimi-Magazin“, das sich – wie der Name sagt – schwerpunktmäßig einzig und allein auf die Kriminalliteratur bezieht. Die erste Ausgabe enthält unter anderem neben einer vierseitigen Abhandlung über die Geschichte des Kriminalromans, einigen Rezensionen und Hinweisen auf Krimi-Neuerscheinungen auch ein Interview mit der Bestseller-Autorin des Kriminalromans „Tannöd“, Andrea Maria Schenkel. Der Themenschwerpunkt liegt dabei allerdings eindeutig bei den Kurzkrimis. Insgesamt zwölf Kurz-Stories füllen fast 30 von 56 Seiten, sodass – wenn man Umschlag, Vorwort, Werbung, Inhaltsverzeichnis und Abo-Bestellschein mit einrechnet – für den restlichen Inhalt nicht mehr viel Platz bleibt. 

 

Dass der Beitrag „Die Geschichte des Kriminalromans“ diese nur oberflächlich ansprechen kann, ist logisch – niemand kann auf nicht einmal vier Seiten die gesamte Kriminalroman-Historie zusammenfassen. Muss man aber auch eigentlich gar nicht – wofür gibt es schließlich Artikel-Serien? So ist dieser Beitrag nichts Halbes und nichts Ganzes, denn der geneigte Leser erfährt auf besagten Seiten außer ein paar allgemeinen Informationen nichts wirklich Neues – kaum etwas, was man nicht auch in dem dazugehörigen Wikipedia-Artikel (de.wikipedia.org/wiki/Kriminalroman) erfahren könnte. 

 

Im Gegenteil – es wird zwar in einem Absatz kurz angesprochen, dass es zahlreiche Untergattungen des Thrillers gibt, aber welche, wird auf knapp 20 zweispaltigen Zeilen über Thriller nicht angesprochen – hier beschränkt man sich lieber auf ein paar viel zu pauschale und allgemein gehaltene Informationen. Das Internet meiner Meinung nach sowieso ein großes Problem dieses Magazins: In dem Teil des Magazins, der nicht aus Kurzgeschichten besteht, bekommt man zwar ein paar nette Informationen; diese kann man im Internet allerdings ohne zusätzlichen Kostenaufwand wesentlich ausführlicher nachlesen – alleine schon die zum Magazin gehörende Website www.kurz-krimi.com bietet ausführlichere Hintergrundinformationen. 

 

Der recht gering gehaltene Anteil an Rezensionen im Magazin bietet auch nur einen eher mageren Informationsgehalt. Zur Gestaltung der Buchbesprechungen: Es ist schön und gut, wenn zuvor auf einer Seite der Klappentext samt Buchcover vorgestellt wird, aber dann auch noch eine Kurzbeschreibung folgen zu lassen UND den Buchinhalt in der Rezension noch einmal zusammenzufassen, ist eindeutig zu viel des Guten. Zu gering ist dafür der Informationsgehalt der Rezensionen, denn außer ein paar allgemeinen Informationen über das Buch und ein paar typischen Phrasen findet sich dort nicht wirklich viel – kritische Stimmen schon gar nicht. 

 

Hierin zeigt sich auch meiner Meinung nach das wohl größte Problem eines solchen Print-Objektes: Im Web ist die Möglichkeit, ausführliche Rezensionen zu allen möglichen Büchern – egal, aus welchem Land, egal, aus welchem Subgenre – zu publizieren, ungleich höher (Gleiches gilt natürlich auch für die Neuerscheinungen). Zumal man sich hier bei den Krimi-Neuerscheinungen und Buchbesprechungen auf einen viel zu mageren Teil beschränkt hat. Liebhaber nicht-deutscher Krimis werden hier beispielsweise kaum auf ihre Kosten kommen – und nicht einmal die Freunde bekannter deutscher Autoren werden hier zufrieden gestellt: Bestsellerautoren wie Andreas Franz oder Shootingstar Sebastian Fitzek werden mit keiner Silbe erwähnt. Angesichts dessen fragt man sich, warum man sich nicht eher für einen sorgfältig gepflegten Internet-Auftritt in Form eines Online-Magazins entschieden hat … 

 

Zum Schwerpunkt des Magazins. Ein wesentlicher Bestandteil des ersten KurzKrimi-Magazins sind, wie gesagt, die Kurzgeschichten. Leider wird das nur durch die Website des Magazins (www.kurz-krimi.com) bzw. die Vorschau so gar nicht deutlich – dadurch erwarte ich zwar auch Krimi-Kurzgeschichten, aber doch nicht, dass ein Großteil des Magazins daraus besteht! In der Vorschau hätten die Krimi-Kurzgeschichten deutlich mehr hervorgehoben werden sollen/ müssen.

 

Die Kurzgeschichten selbst sind leider starken Qualitätsschwankungen unterworfen. Die meisten von ihnen kann man mit viel Phantasie allenfalls als „nett“ bezeichnen (die einzige, die mir ein wenig gefallen hat, war „Mordabsichten“ von Dorothee Labowski, aber auch nur wegen des ironischen Untertons zum Schluss), mehr allerdings auch nicht. Aber über die Qualität der Kurzgeschichten mag sich jeder ein anderes Urteil bilden, weil das ja stets auf subjektivem Empfinden beruht.

 

Was allerdings nichts Subjektives an sich hat, sind die vielen Fehler im Druck und in der Sprache, die den Lesefluss zum Teil erheblich stören. Sätze wie „Anfangs kamen Marie und ihr frisch gebackener Ehemann noch regelmäßig am Sonntag zum Essen gekommen“ sind einfach nur störend. Wenn das einmal passiert, ist das in Ordnung, aber wenn dann Seiten später einfachste Buchstabendreher wie „von Wietem“ gedruckt werden, kann einem die Lust wirklich vergehen. Wobei für Fehler wie besagten Dreher gar nicht mal ein Lektorat notwendig ist – Die Rechtschreibprüfung der Textverarbeitung markiert solche Fehler sofort. Auch hierfür gilt: Mal ist das in Ordnung; wenn es mehrfach vorkommt, stört es und vermiest auf die Dauer das Lesevergnügen.

 

Schleierhaft ist mir übrigens, wo denn die auf dem Cover angekündigten „Tipps & Hinweise für Autoren/Innen“ abgeblieben sind – die zweizeilige Antwort von Andrea Maria Schenkel auf die Frage, welche Tipps sie für „Erstlingstäter“ habe, um sich „im Literaturbetrieb etablieren zu können“ kann es jedenfalls nicht sein. Durchaus als gelungen betrachten kann man übrigens das Design des Covers und die Aufmachung des Heftes – beides hat mir recht gut gefallen.Fazit: Das Potenzial, das das „KurzKrimi-Magazin“ hat, wurde viel zu wenig genutzt, als dass man hier guten Gewissens urteilen könnte, dass die 3,50 € pro Heft tatsächlich gerechtfertigt sind. Nur für ganz hart gesottene Krimi-Fans bestimmter deutscher Krimi-Autoren empfehlenswert – wer allerdings umfassende, fundierte Informationen über aktuelle Krimis & Thriller wünscht, wird damit wohl kaum glücklich werden. Zumal es stattdessen eine viel zu starke kostenlose Konkurrenz im Web gibt: Krimi-Interessierten sei an dieser Stelle das monatlich neu erscheinende Krimi-Online-Magazin www.krimi-couch.de wärmstens empfohlen. 

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