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eBook-Vermarktung: Die Kardinalfehler
In einem Artikel des Zauberspiegels geht Karl-Heinz Friedhoff auf den Selbstverlag von eBooks und auf deren Erstellung ein. Manches an diesem Artikel halte ich jedoch für fragwürdig.
Er schreibt:
Halbwegs ordentliche Rechtschreibung und Grammatik sind ein MUSS!
Nein! Das mag für den Zauberspiegel reichen, nicht aber für eBooks, die jemand bezahlt. Der Kunde kann erwarten, einen möglichst fehlerfreien Text zu erhalten. Denn seien wir ehrlich - "halbwegs ordentlich" interpretiert jeder anders. Natürlich ist auch mir klar, dass es kaum ein Buch gibt, das wirklich fehlerfrei ist. Aber "halbwegs ordentlich" reicht nicht. Eine zweite Person muss den Text kontrollieren. Autoren neigen dazu, ihre eigenen Fehler nicht zu finden und bei manchen Dingen zu großzügig zu sein. Wer diesen Aufwand scheut, soll die Finger davon lassen. Denn so entstehen all die Negativ-Beispiele, die dem eBook einen schlechten Ruf verleihen.
Kleine Formatierungsfehler (z. B. Leerräume in Zeilen, die entstehen, weil die Silbentrennung nicht funktioniert), welche den Gesamteindruck nicht zu stark beeinträchtigen, kann man allerdings verschmerzen. Da muss man bei E-Books einfach mehr Abstriche machen als bei Print-Books.
Warum sollte ein Leser, der gutes Geld für ein Buch ausgibt, irgendwelche Abstriche machen müssen? Nur, weil sich der Self-Publisher keine Mühe geben wollte?
Zuerst einmal schaltet man die Silbentrennung komplett aus; das ist der einfachste Weg, manche Fehler zu vermeiden. Anschließend nutzt man die Optimierungsmöglichkeiten der Textverarbeitung, die einen Schusterjungen etc. vermeiden hilft. Und dann geht man den Text noch einmal durch und schaut, ob alles in Ordnung ist.
Keinesfalls aber zuckt man mit den Schultern und sagt sich, dass Käufer eben bei eBooks Abstriche machen müssen. Denn das stimmt nicht. Wer so denkt, trägt dazu bei, das eBook in ein schlechtes Licht zu rücken.
Es gibt noch ein paar kleinere Punkte, etwa wie man Leerzeilen einfügt (meiner Meinung nach GAR NICHT, denn die haben da nichts verloren) oder auch, dass Bindestriche manchmal falsch übernommen werden (habe ich noch nie erlebt ...), aber der wichtigste Punkt geht aus dem Text hervor, ohne dass er es sagt: Die Konzentration auf Kindle und Amazon.
Es ist imho der größte Fehler, sich nur auf Amazon zu verlassen und das eBook in einem einzigen Format anzubieten.
Sicherlich, Kindle ist ein bekanntes Format und das Gerät recht ordentlich verbreitet. Und dank Apps kann man Kindle-Bücher auch auf anderen Geräten lesen. Aber was ist mit all den Lesern, die einen günstigen Reader von Weltbild etc. haben? Oder auch einen teuren Sony?
All diese Hersteller bieten keinen .mobi-Support, sondern setzen auf ePub. Zwar können User Bücher ohne DRM konvertieren, aber zum einen geht da viel verloren, zum anderen ist es Aufwand, den nicht jeder beherrscht. Warum also sollte jemand, der Geld mit eBooks verdienen möchte, Kunden anderer Geräte ausschließen?
ePub-Dateien können iOS- und Android-Kunden von Haus aus lesen, ohne zusätzliche App. Play Books setzt ebenso auf dieses Format wie iBooks. Und mit Beam oder dem Play Store gibt es auch in Deutschland Vertriebsmöglichkeiten, die jedem offenstehen.
Wer nur auf Amazon setzt, verschenkt nicht nur großes Potenzial, sondern verärgert auch User anderer Geräte.
Dabei ist es gar nicht schwer, ein eBook für beide Systeme zu erstellen. Programme wie Jutoh kosten nicht viel und bieten eine Fülle verschiedener Möglichkeiten. Am Ende stehen zwei (oder mehr, denn Jutoh unterstützt auch kleinere Formate) Dateien, die man in den entsprechenden Portalen verteilt. Auf diese Weise erreicht man ungleich mehr Leser.
Die Konzentration auf Amazon hilft weder den Lesern noch dem Anbieter. Sie hilft nur Amazon. Daher ist dies der größte Fehler, den ein Self-Publisher begehen kann!
Lustig ist ja, dass ich bei Geisterspiegel einen ähnlichen Artikel brachte, nur ein Tag vor Friedhoff. Wer mehr über die Herstellung eines eBooks wissen will, kann auch dort reinschauen :-)
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