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Rezension: Die 4. Frau
Die 4. FrauVon James Patterson & Maxine PaetroOriginaltitel: 4th of JulyÜbersetzung: Andreas Jäger
Krimi/Thriller, Hardcover
Limes Verlag, Januar 2006
384 Seiten/19,90 €
ISBN 978-3-8090-2498-9
Lindsay Boxer steht im 4. Band der Serie um den „Club der Ermittlerinnen“ vor Gericht, denn in Notwehr hat die Polizistin - selbst von zwei Kugeln getroffen - eine jugendliche Mörderin erschossen und ihren Bruder für den Rest seines Lebens in den Rollstuhl gebracht. Die Presse startet sogleich eine Hetzkampagne gegen sie - da kommt ihr das Angebot ihrer Schwester, ein paar Tage in deren Haus in Half Moon Bay zu verbringen, gerade recht.
Doch da setzt sich der Albtraum fort, denn - wie es der Zufall so will - treibt dort gerade zu der Zeit, in der sie an dem Ort unfreiwilligen Urlaub machen will, ein Serienmörder sein Unwesen. Lindsay Boxer schaltet sich bald darauf in die Ermittlungen ein, denn die Mordfälle weisen eine Ähnlichkeit zu Lindsays erstem, noch immer ungelösten Mordfall auf …
Um es gleich vorweg zu nehmen: „Die 4. Frau“ ist noch vor „Die 2. Chance" der schwächste Band der Lindsay-Boxer-Serie. Der Roman teilt sich in zwei Handlungsstränge: Einmal die Gerichtsverhandlung, in der der Vater der erschossenen Mörderin gegen Lindsay Boxer klagt und andererseits der Serienmörder, der in Half Moon Bay sein Unwesen treibt - beide Geschichten wurden gut miteinander verbunden.
Leider kommt die Serienmörder-Story viel zu kurz. Denn wirkliche Ermittlungen finden kaum statt - vielmehr wird hier der Zufall arg überstrapaziert und über die Tatsache, wie man schließlich den bzw. die Täter entlarvt, hülle ich an dieser Stelle den Mantel des Schweigens. Nur so viel: Freunde realistischer Ermittlungsarbeit werden kaum ihre Freude finden. Dass die Enttarnung des Täters mal mehr, mal weniger auf Zufällen beruht, mag verzeihlich sein - wenn, wie z. B. bei "Der 1. Mord" eine regelrechte Schocker-Auflösung die Folge ist und Patterson mal wieder im letzten Moment ein Kaninchen aus dem Hut zaubert -, dass die komplette Serienmörder-Handlung auf Zufällen beruht, nicht.
Auch kam mir die Geschichte um Lindsay Boxers ersten Fall zu kurz. Alleine die Tatsache, dass dieser Mordfall nicht richtig aufgeklärt wurde, hätte meiner Ansicht nach wesentlich Potenzial für eine andere Story geboten und wird hier mehr wie belangloses Füllmaterial in die Handlung eingewoben.
Das Motiv des bzw. der Serienmörder ist auch so eine Sache. Es gab zwar einen Überraschungseffekt bei der Täterauflösung (wobei das ja stets auf subjektivem Empfinden beruht) – der mich nur aus dem Grunde überraschte, da ich kaum glaubte, dass Patterson diesen offensichtlichen Weg wählen würde –, allerdings bietet das Motiv ganz und gar keine Überraschung. Nicht, dass es nicht authentisch und nachvollziehbar wäre – aber diese Selbstjustiz-Story wurde nun schon derart oft verwertet, dass ich mir hier etwas mehr als eine solch klischeehafte Täter-Motivation gewünscht hätte.
Der andere Strang des Buches ist die Gerichtsverhandlung. Hier war leider von Anfang an keinerlei Spannung vorhanden, denn irgendwo war ziemlich leicht abzusehen, wie sie endet. Hierbei zählte einzig und allein die Frage, wie Lindsay Boxer aus der Sache wieder herauskommt - aber dass sie dabei glimpflich davon kommt, war irgendwo klar.
In diesem Roman treten übrigens sowohl der „Club der Ermittlerinnen“ als auch die Freundinnen von Lindsay Boxer ungewöhnlich weit in den Hintergrund, was wohl in erster Linie daran liegt, dass die Polizistin einen Großteil der Handlung in Half Moon Bay und im Gericht verbringt. Dafür kommt er aber zum Schluss wieder - leider - zum Tragen, denn nach einem Todesfall in Band 3 erhält der Club jetzt ein neues Mitglied. Wem ’s gefällt … Ein Wiedersehen mit Joe Molinari gibt’s übrigens auch. Schön, dass man den Strang weitergeführt hat.
Zum Abschluss eine scharfe Kritik an den Limes-Verlag bzw. die Verlagsgruppe Random House. Dass man, seitdem die Patterson-Romane nicht mehr beim Bastei-Verlag erscheinen, die Co-Autoren von James Patterson nicht mehr auf dem Cover, sondern nur im Buch selbst nennt, ist ja nichts Neues - aber dass selbst diese Autorenangabe, klein unter den Namen „Patterson“ gequetscht, nicht korrekt ist, habe ich auch noch nicht erlebt.
Da will der Random-House-Verlag einem doch glatt weismachen, Andrew Gross (Pattersons Co-Autor u. a. bei „Die 2. Chance“ und „Der 3. Grad“ sowie anderen Einzelromanen) hätte hier zusammen mit Mr. Patterson geschrieben. Stimmt aber nicht. Ein Blick auf die Autoren-Homepage des Autors (www.jamespatterson.com) hätte genügt: Dort steht nämlich unübersehbar, dass der 4. Band der Lindsay-Boxer-Serie von Maxine Paetro stammt! Eine solche Schlampigkeit sollte nach Möglichkeit eigentlich nicht passieren - und einem eigentlich seriösen Verlag wie Random House schon gar nicht.
Fazit: Alles in allem ein durchschnittlicher Serienmörder-Roman – überzeugen konnte Maxine Paetros Debüt innerhalb der Boxer-Serie allerdings nur bedingt. Netter Fastfood-Krimi für den kleinen Hunger zwischendurch. Und: Bitte nicht ständig nur solche Serienmörder – da stellte Band 3 doch eine angenehme Abwechslung dar. Denn auch – selbst, wenn Patterson Autor ist – das Thema läuft sich irgendwann tot. Falls doch, sollte wenigstens ein passender Stoff vorhanden sein.
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