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Rezension: Gary A. Braunbeck - Midnight Museum

Abgelegt unter Literatur
Donnerstag, 25. Oktober 2007

Gary A. Braunbeck

Midnight Museum

(In the Midnight Museum, Necessary Evil Press, USA 2005)

Aus dem Amerikanischen von Torsten Scheib

Cover: Sven Kössler

Eloy Edictions 2007, Paperback, 168 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3938411117, Mystery

 

Das Buch ist über den Verlag zu beziehen: www.eloyed.com<

 

Martin Tyler ist Hausmeister und darüber hinaus in armer Kerl. Binnen kürzester Zeit verliert er seine Eltern. Da die Abnabelung niemals richtig gelang, steht er nun mit 40 Jahren ohne Bezugsperson da und beschließt, seinem trübsinnigen Leben ein rasches Ende zu bereiten. Doch auf dem Weg zu seinem Selbstmord, strategisch nach Anleitung aus einem Buch geplant, begegnet er erst einer höchst bizarren Kreatur und anschließend sich selbst – in Form seines sechsjährigen Ichs. Der Knabe erinnert ihn noch einmal an seine Pläne, ein Astronaut zu werden und fliegen zu lernen. Eine weitere, schmerzvolle Erinnerung, denn genau das gelang Martin nicht.

 

Zwar hält er die Begegnung mit sich selbst sowie mit einem seltsamen, blechernen Wesen für Wahnvorstellungen, hervorgerufen durch den nahen Selbstmord. Doch letztlich ist es genau das nicht und am Ende landet er in der Psychiatrie statt auf dem Friedhof.

 

Hier beginnt sein Horrortrip jedoch erst richtig, denn die Medikamente, die man ihm dort in nicht unerheblichem Maße eintrichtert, führen zu bizarren Wahnvorstellungen. Er driftet davon in eine bizarre Welt.

 

Eines Tages erscheint ihm ein seltsames Wesen und offenbart ihm, dass er, Martin Tyler, dazu ausersehen sei, Großes zu vollbringen. Ein Wesen namens Alzheimer sei aus dem Midnight Museum ausgebrochen und würde versuchen, einen der zwölf Schöpfer der Welt zu töten. Gelingt ihm dies, beginnt seine Schreckensherrschaft. Genau das aber muss Martin verhindern ...

 

Man kann diesem Buch kafkareske Züge bescheinigen. Selten vermag es eine Novelle, den Leser zu beginn derart zu verwirren. Nahezu ziellos treibt die Story dahin, der Leser vermag nicht zu sagen, ob es sich lediglich um wirre Träume des Hauptdarstellers, hervorgerufen durch die Medikamente handelt, oder ob das, was Martin Tyler erlebt, real ist.

 

Dies löst sich erst im zweiten Teil des nicht sonderlich langen Romans auf und nun wird klar, worauf der Autor hinaus will. Plötzlich erhalten all die Eindrücke einen Sinn, die Verwirrung schwindet und man kann sich in die wohl durchdachte Geschichte hineindenken.

 

Dabei ist dieses Buch sicherlich kein Action-Reißer. Braunbeck stimmt er die sanften Töne an und lässt seinen Protagonisten viel über den Sinn und Zweck des Daseins grübeln. Was ist wichtig, was ist nebensächlich? Was bedeutet es, gute Arbeit zu leisten? Die Einsamkeit, die Tyler empfindet, überträgt sich fast auf den Leser, er kann sie nachvollziehen und sich in die Person hineinversetzen. Teils bizarr, teils ironisch und teils nihilistisch fordert Braunbeck seine Leser indirekt auf, sich ihre eigenen Gedanken zu machen.

 

Voraussetzung ist jedoch, dass man sich auf dieses Buch einlässt und den Taumel zu Beginn akzeptiert. Die Novelle macht es einem sicherlich nicht leicht, und man muss sich mehr oder weniger durchbeißen. Wer dies nicht möchte und überwiegend auf Action, Monster und schlussendlich auch mit Glückseligkeit hofft oder die Zombies in Horden laufen sehen will, der wird von Midnight Museum sicherlich nicht begeistert sein. Man kann die Novelle als Experiment sehen; ein Experiment, das sehr wohl gelungen ist, dem Leser aber auch etwas abfordert. Hier zeigt sich einmal mehr der Vorteil von Kleinverlagen. Diese können, unabhängig von hohen Verkaufszahlen und reiner Rentabilität, auch solche Werke nach Deutschland holen, die von den Großen der Branche nicht beachtet werden, da man ihnen keine guten Verkäufe zutraut. /p>

 

Die Übersetzung von Torsten Scheib ist gelungen, die Aufmachung gewohnt gut. Das schlicht gehaltene Cover passt im Kontext zum Inhalt des Buches. Ob es auch verkaufsfördernd ist, sei dahingestellt. Einen guten Eindruck hinterlässt es auf jeden Fall.Fazit: Ein außergewöhnlicher Roman, der sich nicht an Standard-Horror-Leser richtet, sondern tiefgehende Inhalte bietet, auf die man sich einlassen muss. Auf jeden Fall ein weiterer 'Schatz' aus dem Hause Eloy Edictions, der den Weg über die großen Verlage nicht so schnell nach Deutschland geschafft hätte; wenn überhaupt.

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