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Laurell K. Hamilton - Bittersüße Tode

Abgelegt unter Allgemein
Donnerstag, 25. Januar 2007

Laurell K. Hamilton

Bittersüße Tode (orig.: Guilty Pleasures). Bastei Lübbe, 397 Seiten. ISBN: 3-404-77080-3 Preis: 4,99€

 

Der Vampir-Roman »Bittersüße Tode« aus der Feder von Laurell K. Hamilton ist neu in der Reihe »Bastei Lübbe Stars« als Taschenbuch zum Preis von nur 4,99 Euro erschienen. Grund genug also, diesen ersten Band um die taffe und überaus menschliche Vampir-Jägerin Anita Blake unter die Lupe zu nehmen.

 

Anita Blake, die für den geldgierigen Betreiber von Animators Inc. in St. Louis arbeitet, versieht im Grunde zwei Jobs.

Zum einen ist sie eine sehr talentierte Reanimatorin. Dies bedeutet, dass sie Tote zum Leben erweckt, also Zombies erschafft. In einer Welt, in der Vampire, Untote und ähnliche Wesen zum Alltag der Menschen gehören ist dies ein einträglicher Beruf. Gründe, um einen Verstorbenen zumindest kurzfristig zu erwecken gibt es schließlich viele. Und sei es nur, um ihn nach einem unklaren Passus in seinem Testament zu befragen.

Daneben ist Anita Blake aber auch als Kopfgeldjägerin tätig. Nur, dass sie keine Kautionsflüchtlinge verfolgt, sondern die von einem ordentlichen Gericht zum Tode verurteilte Vampire. Gerade diese Tätigkeit brachte ihr den Spitznamen Scharfrichterin ein, den sie auch mit einem gewissen Stolz trägt. Schließlich hasst sie Blutsauger und zu einem gewissen Grad auch jene, die sich mit ihnen abgeben.

 

Umso erstaunter ist Anita daher, als der Obervampir von St. Louis mit der Bitte an sie herantritt, eine brutale Mordserie unter den Blutsaugern der Stadt zu untersuchen. Um seiner Bitte Nachdruck zu verleihen, nimmt er Anitas Freundin als Geisel und setzt der Reanimatorin zudem eine Frist, innerhalb derer sie die Taten aufklären und ihm den Namen des oder der Mörder nennen muss. Schafft sie es nicht, tötet der Vampir ihre Freundin.

Also macht sich die Scharfrichterin auf, das Rätsel zu entschlüsseln. Ganz nebenbei sucht sie zudem nach einer Möglichkeit, dem Obervampir und seinen Getreuen den Garaus zu machen. Beide Aufgaben sind alles andere als leicht zu bewältigen und mehrfach gerät sie dabei in tödliche Gefahr.

 

Laut Klappentext ist Laurell K. Hamilton die zur Zeit erfolgreichste Horror-Autorin in den USA.Ob dem so ist, vermag ich nicht zu sagen. Eines aber sich sicher – dieses Buch weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu unterhalten.

Hamilton schreibt auf eine sehr legere Art. Ihre Heldin erzählt rückblickend von ihrem Fall und zwar in der ersten Person. Dies ist nicht ungewöhnlich, schrieb doch auch Anne Rice ihre Vampir-Romane in dieser Form. Durchaus bemerkenswert ist jedoch der Sarkasmus und die Kaltschnäuzigkeit, die Hamilton ihrer Protagonistin mit auf den Weg gibt. Sie schafft mit Anita Blake eine Heldin, die durchaus ihre Schwächen hat – und das auch offen zugibt. Keine Superfrau, keine Kriegerin also, die in jeder Situation eine Lösung parat hat. Sie fürchtet sich vor der ihr liegenden Aufgabe, sie fürchtet sich vor den Wegen, die sie einschlagen muss und auch vor etwaigen Konsequenzen, die sich aus ihrem Vorgehen ergeben könnten. Aber genau das macht die Protagonistin so sympathisch. Zumal sie auch dann Galgenhumor beweist, wenn es ihr gerade an den Kragen geht.

Einen Pluspunkt gibt es auch für die ungewöhnliche Idee, die diesem Band und allen weiteren Bände der Serie zugrunde liegt. Untote, die ihre Rechte einklagen. Tote, die mal kurz in Zombies verwandelt werden, damit sie Fragen zu ihrem Testament beantworten können und Menschen, die sich in Vampire verlieben und mit ihnen in einer Partnerschaft leben.

Die Welt, die Hamilton hier schafft und sowohl in unserer Zeit als auch in unserer Realität beheimatet ist, bietet dem Leser einen sehr ungewöhnlichen Background. Zum anderen wirft sie – rein hypothetisch – interessante Fragen auf. Vampire sind keine Menschen. Aber sind sie Leute mit Rechten? Und darf man einen Polizisten aus dem Staatsdienst entlassen, nur weil er gestorben und als Blutsauger zurückgekehrt ist? Auf sehr subtile Art werden Bürgerrechtsfragen auf eine völlig neue Ebene gehievt. Damit gelingt der Autorin etwas, das man wahrlich selten findet. Aktuelle Vorurteile und Diskriminierung in ein neues Gewandt gekleidet.

Ein Roman also, der rundherum perfekt ist?

Nein, leider nicht. Mal abgesehen davon, dass es wohl keine perfekten Romane gibt, hat auch dieser hier seine Schwächen. Für das größte Problem des Romans kann die Autorin jedoch nichts, denn es betrifft die Übersetzung ins Deutsche. Hier hätte man bedeutend mehr Sorgfalt walten lassen müssen. Die Sätze klingen teils merkwürdig, manche Redewendungen passen nicht. Ein besserer Übersetzer hätte ein wesentlich besseres Buch hervorgebracht.

Der zweite Minus-Punkt betrifft den Schluss. Der Roman entwickelt sich rasant und strebt permanent dem Höhepunkt entgegen. Aber gerade dann, wenn man ein furioses Finale erwartet, ist es plötzlich mit einer schlichten Aktion vorbei. Der erhoffte und erwartete Knalleffekt bleibt aus. Dies macht sich im ersten Moment nicht einmal sonderlich stark bemerkbar. Aber wenn man dann das Buch zur Seite legt und den Schluss in Gedanken noch einmal rekapituliert, fühlt man sich plötzlich um das Feuerwerk betrogen, auf das man die ganze Zeit gewartet hat. Damit gleicht das Buch einem Dinner, dessen letzten Gang man schlingt und am Ende den köstlichen Geschmack der Mouse au Chocolate mit einem Schluck Mineralwasser von der Zunge spült.

 

Fazit:

Bittersüße Tode ist ein mit Action geladener Roman, der auf einer ungewöhnlichen Idee basiert. Sofern man sich auf den Plot einlässt, wird man mit 397 Seiten praller Unterhaltung, Action und sarkastischem Humor belohnt. Die Schwächen können teils durch Kauf des englischen Originals ausgemerzt werden. Das schale Gefühl aufgrund des schwachen Schlusses am Ende des Romans kann die Lust auf den nächsten Band nicht tilgen.

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Andreas Kurz / ---
Donnerstag, 1. Januar 1970
Tolles Buch.
Das einzige was mich gestört hat war, daß ich bei Anita als Charakter mehr an einen Mann als an eine Frau denken muß.