Rezi: Trilettantia
Harald Krusekamp
Trilettantia
SWB-Verlag, Paperback, 250 Seiten, 12,50 Euro, ISBN 978-3938719091
Von Gunter Arentzen
„Mal deutlich gefragt: Wen interessiert schon, ob am Arsch des Universums effektiv gearbeitet wird?“
Dies sind die einleitenden Worte zu Harald Krusekamps Roman „Trilettantia“; ein Science Fiction in der Tradition des „Anhalters“. Um solche Romane zu schreiben, bedarf es mehr als platter Witze. Der folgende Text beleuchtet, ob es dem Autor gelungen ist, etwas Eigenes zu schaffen – oder ob er eine dilettantische Kopie abgeliefert hat.
Im Jahr 2200 ist die Erde nicht länger isoliert, und die Menschen arbeiten nicht still vor sich hin. Es gibt vielmehr einen Zusammenschluss von Planeten, die ein intergalaktisches Wirtschaftsbündnis eingegangen sind. Nicht nur Menschen haben fremde Planeten kolonisiert, sondern auch andere Spezies gehören diesem Bündnis an.
Doch wie das so ist, nicht alle Planeten arbeiten gleichsam produktiv und weisen das erforderliche Wachstum auf. Besonders hart trifft es den Planeten Trilettantia, dessen Wirtschaftswachstum entgegen dem Trend rückläufig ist.
Henning Datev, ein Agent der „Einheit für Vertrauensbildende Maßnahmen“ wird vom Wirtschaftsrat der „Vereinten Planeten“ in geheimer Mission nach Trilettantia geschickt, um dort nach den Gründen für diesen Rückgang zu forschen. Um sich besser auf diesem für ihn fremden Planeten zurechtzufinden, trifft er auf Trilettantia einen Kontaktmann – Ran.
Aber ist dieser Kontaktmann wirklich auf seiner Seite? Und welche Rolle spielt Stara, eine der Administratoren der Planetenverwaltung?
Henning erkennt schnell, dass die Ursachen für den Rückgang des Wachstums auf der Hand liegen. Doch dies ist seiner Meinung nach bei weitem nicht das größte Problem des Planeten ...
Was sich wie ein vergnüglicher SciFi-Roman anhört, ist in Wahrheit eine Auseinandersetzung mit unserer momentanen Situation auf der guten, alten Erde. Es geht nur vordergründig um fremde Planeten. Tatsächlich befasst sich der Autor mit den Problemen der Globalisierung, der Arbeitsmarktpolitik und dem Lohndumping. Probleme, die aktueller kaum sein könnten. Verpackt wird dies in die Geschichte eines Planeten, auf dem Vetternwirtschaft als normales System angesehen wird. Beförderungen kommen nicht aufgrund von Leistungen zustande, sondern aufgrund persönlicher Beziehungen. So kommt es, dass absolute Dilettanten wichtige Positionen bekleiden. Um deren Unfähigkeit zu kaschieren, sind sie von Helfern und Computern umgeben, die letztlich dafür sorgen, dass die Dinge laufen. Wenn auch zu einem unglaublich hohen Preis.
Unsere aktuellen Probleme in einen SciFi zu verpacken und sich des Stilmittels der Satire zu bedienen, ist eine gewagte, gleichsam aber auch gelungene Strategie des Autors. Auch wenn seine Anleihen beim Anhalter unverkennbar sind, so hat er doch den schmalen Grat zwischen Plagiat und Hommage gemeistert. Zu keiner Zeit hatte ich als Leser das Gefühl, eine platte Kopie der genialen Romane von Adams zu lesen. Auch wenn Henning Datev in Raum 42 übernachtet und einen „Schädelfluter“ trinkt, so bietet der Roman doch genug eigenständigen Witz, der ihn von der Anhalter-Serie abhebt.
Frei von Kritik ist dieser Roman freilich dennoch nicht. So kommt das Ende zu plötzlich und vor allem zu unglaubwürdig. Ein recht abrupter Schluss, der nicht vollständig zu überzeugen weiß. Hier hätten sich ein paar Seiten mehr durchaus gelohnt. Zumal das Ende mehr oder weniger vorhersehbar ist. Dies trifft auch auf manche der Pointen zu, die man so oder so ähnlich erwartet hatte. Die an sich gewitzte Story leidet so ein wenig darunter, dass der Leser ahnt was passiert. Eine Überraschung hier oder da wäre gut gewesen.
Ein dritter Kritikpunkt betrifft weniger den Inhalt als den Satz – wörtliche Rede verschiedener Personen wird aneinander gereiht, statt sie durch Zeilenumbrüche deutlich zu trennen. Da der Roman an sich sehr dialoglastig ist, verliert der Leser ein ums andere Mal den Faden und fragt sich, wer jetzt gerade etwas sagt. Dies hemmt den Lesefluss und reißt den Leser aus dem Geschehen.
Fazit:
Ein SciFi der satirischen Art, der jedoch sehr viel mehr ist als nur ein lustiges Buch. Manchmal sehr deutlich, manchmal versteckt werden die Probleme unserer Zeit karikiert und auch Lösungswege aufgezeigt. Etwas, das man dem Autor abnimmt, promovierte er doch unter anderem in Soziologie. Auch wenn der Schluss etwas schwächelt und manches vorhersehbar ist, ist es ein gelungener Roman. Der Preis von 12,50 Euro ist hoch, für einen Kleinverlag jedoch nicht ungewöhnlich.
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