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Gelöscht

Abgelegt unter Aus der Werkstatt
Mittwoch, 15. Dezember 2010

Gelöscht habe ich einen Teil des Anfangs der neuen Schatzjägerin. Das Konzept passte noch nicht ganz, der Text wurde zu langatmig. Also entschloss ich mich, die Notbremse zu ziehen und den Roman ab Kapitel 1 neu zu beginnen. Einzig der Prolog blieb stehen, denn dieser berichtete, was im vorangegangenen Band geschehen war.

Ach ja, Prolog ... Hier ist er:

 

 

Prolog

 

 

New York City/ 02.05.2009, 21:30 Uhr

 

 

I

 

 

„Mister Brown, vielen Dank, dass Sie zu uns in die Sendung gekommen sind. Doktor Berger ist verhindert, Doktor Cameron nahm an der zurückliegenden Etappe der Schatzsuche nicht teil, weil sie hier, in New York City, angeschossen wurde.“

Gina Simmons legte eine kurze Pause ein, um die Reaktion des Publikums abzuwarten. Gemurmel und empörte Rufe erklangen. Kein Zweifel, Patricia Cameron genoss ebenso wie Jack Berger die Sympathie der Zuschauer. Sie war klug, eloquent und verstand es, auch nüchterne Fakten anschaulich und unterhaltsam zu präsentieren.

„Sie hingegen waren an der Jagd nach dem zweiten Teil der Schatzkarte bis zum Ende beteiligt“, fuhr Gina fort, während sie dem Abenteurer ein professionelles Lächeln schenkte. „Was ereignete sich?“

„Nun, das ist nicht leicht zu erklären“, gab Ron zurück. „Wir folgten der Spur eines deutschen Forschers. Sie führte uns über Deutschland und England nach Ägypten. Auch Redwater, unser Konkurrent im Dienste des Islam, folgte dieser Spur. Kämpfe waren damit unvermeidlich. Kompliziert wurde es, als eine dritte, uns damals unbekannte Organisation hinzu kam, und sowohl Redwater als auch uns am Erreichen des Ziels hindern wollte.“

Gina nickte wissend. Es wurde dunkel im Studio, auf der großen Leinwand hinter Ron und der Moderatorin wurde ein Film eingespielt. Er zeigte den Kampf in der Villa des britischen Sammlers, der Jack und ihr Team auf die richtige Spur hatte bringen können, dabei aber sein Leben verlor.

Die Zuschauer verfolgten gebannt die Schlacht. Sie sahen, wie schnell und geschickt Jaqueline mit der Waffe umging, erlebten aber auch mit, dass jeder sein Bestes gab.

Als der Film endete, brandete spontaner Applaus auf.

„Am Ende gelang es Doktor Berger, den zweiten Teil der Schatzkarte zu finden?“, fragte Gina. Auch wenn sie die Antwort längst kannte; schließlich war sie in Ägypten gewesen und hatte das Finale hautnah erlebt.

„Letztlich waren wir erfolgreich“, bestätigte Ron. „Während Jaqueline in streng bewachte Katakomben stieg, um dort nach dem zweiten Puzzlestück zu suchen, schlugen wir eine finale Schlacht gegen Redwater. Eine Schlacht, an deren Ende Redwater aufgab. Wie es aussieht, müssen sich die Islamisten nun einen neuen Handlanger suchen. Wir hoffen, dass sich kein westlich orientiertes Unternehmen erneut auf einen Vertrag mit solchen Schurken einlässt!“

Die Botschaft an die Zuschauer im Studio und vor den TV-Geräten war eindeutig. Eine Formel, um die Patricia gebeten hatte. Mach den Zuschauern klar, dass wir gegen Menschen kämpfen, die das Antlitz der Welt umkrempeln wollen.

Abermals brandete Applaus auf, während im Hintergrund ein zweiter Film zu sehen war. Er zeigte Szenen, die das amerikanische Verteidigungsministerium freigegeben hatte. Ein Terrorcamp in Pakistan, in dem Attentäter ausgebildet wurden. Menschen, die den Westen, seine Werte und Freiheiten hassten und sich Bomben umbanden, um im Namen Allahs Unschuldige in den Tod zu reißen.

Da die Männer in dem Film arabisch sprachen, hatten Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums Untertitel erstellt.

Was die Zuschauer erlebten war purer Hass; auch auf sie, denn mehr als einmal wurde zum Tod allen Amerikanern aufgerufen.

Ron schaute betroffen, obwohl er den Film bereits kannte. „Ja“, murmelte er schließlich, „das sind exakt die Menschen, gegen die wir uns behaupten müssen. Fällt der Stab der Macht in deren Hände, sind wir alle verloren.“

Gina nickte, ehe sie den Abschluss der Sendung einläutete – die Zuschauerfragen.

„Von wem wurden die Katakomben bewacht, in die sich Doktor Berger wagte?“, wollte eine junge Frau wissen. Ihre Augen blitzten bei der Frage.

Ron lächelte schwach. „Von Nachfahren eines mächtigen Volkes, das sich tief unter dem heißen Sand Ägyptens eine neue Heimat geschaffen hat. Es ist ein wenig kompliziert. Doktor Berger könnte dies deutlich besser erklären, denn sie war dort unten. Ich weiß nur, was sie uns sagte; und das war nicht eben viel.“

Die junge Frau war noch nicht fertig. „Ich habe in einem Buch gelesen, dass … Vampire … in der Nähe der Sphinx hausen.“

In jeder anderen Sendung hätte man die junge Frau nun ausgelacht. Aber dies war Para-World, und dort war man mit dem Phantastischen auf Du und Du. Abgesehen davon, dass die Zuschauer von Para-World mit dem Grauen in Form von Zombies und bizarren Monstren in Peru konfrontiert worden waren.

Ron musterte die Fragerin nachdenklich. Er wusste, dass sie Recht hatte. Jack hatte es ihnen erzählt. Er wusste auch, wie verwirrt Jaqueline seit jenem Tag war. Sie hatte von Wissen, einem zweiten Leben und auch davon gesprochen, Abstand von allem einschließlich Erin zu benötigen.

„Mister Brown?“, fragte Gina sanft, da die Zuschauer auf eine Antwort warteten.

Ron nickte gedehnt. „Ja, das stimmt. Aber dazu kann ich nichts sagen, denn wir wurden nicht mit diesen Kreaturen konfrontiert. Allein Doktor Berger hatte das … nun ja, nennen wir es Vergnügen, mit diesen Wesen zu sprechen.“

Gemurmel wurde laut, das erst endete, als Gina eine Telefonfrage durchstellen ließ. Sie war weitaus profaner, denn sie befasste sich mit dem dritten Puzzlestück und damit, wo es vermutet wurde.

„Das ist die Frage, die wir im Moment zu beantworten suchen“, erwiderte Ronald. Noch wusste das Team nicht, wo sie suchen mussten. Anhand der beiden Teile des Anhängers, der als Karte diente, wollte Reannon das fehlende Stück rekonstruieren. Aber selbst mit modernsten Computern war dies nicht in wenigen Tagen getan. Zumal sie nicht nur wissen mussten, wie das letzte Puzzlestück aussah. Sie mussten auch wissen, wer es getragen hatte. „Wir sind jedoch guter Dinge, dass uns dies in Bälde gelingt.“

Damit war die Sendung zu Ende. Die Kameras wurden abgeschaltet, die Zuschauer verließen das Studio.

Ron und Gina blieben noch einen Moment sitzen, Renana kam hinzu.

„Lief doch gut!“, rief die Israelin. „Wir haben erste Zuschauerreaktionen. Sie sind durchweg positiv und wünschen euch viel Glück. Manche nutzen die Chance auch, um auf den 11. September hinzuweisen oder die Islamisten zu schmähen.“

„So soll es sein“, erwiderte Ronald zufrieden. Er blickte zu Gina. „Hast du etwas vor? Oder lässt du dich von mir zu einem späten Dinner einladen?“

„Huch!“, erwiderte die Moderatorin überrascht. „Nur Essen?“

„Klar.“ Ronald blinzelte und weder Gina noch Renana glaubten, dass er es ihm nur um Filet und Suppe ging.

„Okay“, sagte Gina dennoch, während sie sich erhob. „Ich muss mich umziehen. Treffen wir uns in einer halben Stunde in der Lobby?“

Ronald rieb sich die Hände. „Ich werde da sein!“

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