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Rettungskreuzer Ikarus Sammelband 1 (Rezi)
Dirk van den Boom/ Sylke Brandt
Rettungskreuzer Ikarus Sammelband 1 - Die Feuertaufe
Atlantis-Verlag, 191 Seiten, 12,90 Euro, ISBN 3-936742-01-4
Von Gunter Arentzen
Mit diesem Sammelband fasst der Atlantis-Verlag die ersten drei Bände der SF-Serie „Rettungskreuzer Ikarus“ zusammen. Enthalten sind die Romane Die Feuertaufe, der dem Band auch seinen Namen gibt, Das weiße Raumschiff sowie Der Gott der Danari. Abgerundet wird der Band durch eine kurze Einführung von Dirk van den Boom, welche auf Änderungen im Vergleich zu den Original-Ausgaben eingeht.Die Feuertaufe (von Dirk van den Boom) ist der ersten Band der Serie überhaupt. In ihm werden die Protagonisten vorgestellt. Schon sehr schnell wird dem Leser an dieser Stelle klar, dass diese Serie nicht auf strahlende Helden vom Typ Kirk oder Han Solo setzt, sondern überwiegend auf gescheiterte Existenzen. Das Scheitern selbst wird dem Leser dabei ebenso vor Augen geführt wie das politische Umfeld, in dem die Handlung fortan angesiedelt ist. Intrigen sind keine Seltenheit, es wird um Macht und Positionen geschachert; notfalls geht man auch über Leichen.
Erst dann beginnt die eigentliche Handlung. Kaum zu einer Crew zusammengewürfelt, muss die Besatzung der „Ikarus“ auch schon ausrücken, um einem havarierten Schiff beizustehen. Ein erster Einsatz, welcher der Crew viel abverlangt, und am Ende auch noch durch einen versuchten Anschlag zusätzlich verschärft wird. Die Intrigen haben auch die Ikarus erreicht ...Das weiße Raumschiff (von Dirk van den Boom) knüpft nahtlos an seinen Vorgänger an. Sowohl, was die Crew betrifft, als auch die Intrigen, mit denen sie zu kämpfen haben. Anders hingegen die Rettungsmission, die ihnen zufällt. Was anfänglich wie ein einfacher Suchauftrag aussieht, entwickelt sich schon bald zu einer bizarren Mission. Die Besatzung der Ikarus stößt auf einem Asteroiden auf ein abgestürztes Raumschiff von sonderbarer Bauweise. Zwar können sie ins Innere gelangen und sich umsehen. Doch dann geschehen Dinge, die weitreichende Konsequenzen für sie haben. Folgen, individuell anders für jedes Mitglied der Crew.
Der Gott der Danari (von Sylke Brandt) setzt die Tradition der ersten beiden Romane fort. Doch diesmal verschlägt es die Besatzung der Ikarus nicht auf einen Asteroiden oder auf ein fremdes Raumschiff, sondern gleich auf einen Planeten mit einer rückständigen Zivilisation. Dort hoffen sie einen Weltraumforscher zu finden, der einige Jahre zuvor spurlos verschwand. Und wirklich machen sie eine bemerkenswerte Entdeckung.
Dies sind sie also, die drei Romane. Und es ist der Beginn einer Serie, die sich um Laufe der Zeit recht erfolgreich entwickelt hat. Immerhin gibt es Hörspiele und eBooks sowie Figuren zum Sammeln. Der Grund für den Erfolg dürfte sicherlich die eingängige SF sein, die all das bietet, was der Leser erwartet. Exotische Aliens, weit fortgeschrittene Technik, Raumkämpfe und eine kleine Prise sarkastischer Humor. Fertig ist der SciFi-Cocktail, im Glas der Space Opera serviert.
Die Protagonisten weder als heldenhafte Soldaten noch als glorreiche Forscher agieren zu lassen, sondern ihnen eher die Rolle wild zusammengewürfelter Sanis zu geben, wirkt frisch. Das Szenario ist nicht so verbraucht wie andere Settings. Auch die Charaktere passen in dieses Schema. Für die meisten ist es ihre letzte Chance, um doch noch eine Zukunft zu haben. Etwas, mit dem sie zu Anfang der Geschichte nicht rechnen durften.
Da die einzelnen Romane nicht dicker sind als ein durchschnittlicher Heftroman, sind die Storys selbst ähnlich gestrickt. Große Epen darf man auf etwas mehr als 60 Seiten sicherlich nicht erwarten, und die Handlung verläuft straight, manchmal möchte man auch das Wort ‘vorhersehbar’ verwenden. Dennoch sind die Romane überwiegend spannend geschrieben, die Situationen klar geschildert. Es ist leichte Kost, die jedoch schmackhaft zubereitet wurde. Manchmal wünscht man sich als Leser etwas mehr Pepp, etwas mehr Substanz. Die Autoren versprechen im zweiten Sammelband, dass diese in den Bänden vier bis sechs kommt. Ob dem so ist, wird sich jedoch erst bei und nach der Lektüre zeigen. In Sammelband 1 jedenfalls fehlt dieser Pepp noch. Es wird schnell gehandelt, es ist schnell vorbei und schon beginnt der nächste Band. Oder die Werbung am Ende des letzten Romans.
Ebenfalls etwas negativ fällt auf, dass die Protagonisten zu Beginn des Romans gut, im Verlaufe der drei Bände jedoch etwas überzeichnet wirken. Hier hätte weniger Betonung auf den Eigenheiten gut getan. Zumal daraus ein Lapsus in Band eins resultiert. Der ach so erfahrene Captain, der als Kommandant gegen Raumpiraten und Invasoren gekämpft hat, lässt gleich bei seiner ersten Mission jene Leute an Bord der Ikarus zurück, welche über die geringste Erfahrung verfügen – mit den Konsequenzen, die aus dieser Fehlentscheidung resultieren. Dies wirkt unglaubwürdig. Sicherlich muss sich die Crew finden und sie alle haben ihr „Päckchen zu tragen“. Aber da der Kapitän des Schiffes über weitreichende Erfahrung verfügt, würde ihm dies nicht passieren. Schließlich ist es ja nicht sein erstes Kommando und er kennt die Leute auf seinem Schiff zumindest aus den Akten.
Zum Glück ist dies auch schon der einzig wirklich störende Logikfehler, der dem Leser ein Stirnrunzeln entlockt. Ansonsten sind die Szenen stimmig ausgearbeitet.
Fazit:
Drei Romane, die den Start der Serie markieren. Wer große SF sucht, ist bei Ikarus sicherlich nicht richtig. Die schnelle Space-Opera für zwischendurch hingegen findet man in den drei Bänden. Manchmal etwas mager, aber durchweg spannend. Der Preis von 12,90 Euro geht in Ordnung, generell machen die Bände Lust auf mehr.
Eine kleine „Arroganz“ des Autors darf jedoch nicht verschwiegen werden. Zwar bringt sich jeder Schriftsteller in seinen Roman ein. Dies ist nur natürlich, lediglich die Intensität schwankt von Werk zu Werk und von Autor zu Autor. Doch seinen eigenen Forums-Namen gleichzeitig für jenen des weisen Lehrmeisters im Roman zu benutzen, wirkt bei jenen, die es wissen, sicherlich etwas ... seltsam. Wobei natürlich auch die umgekehrte Variante in Frage kommt, also dass erst der Name des weisen Lehrmeisters feststand, und dieser dann zum Forums-Name des Autors wurde. Doch dies kann den seltsamen Eindruck nicht mildern. Aber dies nur am Rande, da es auf die Bewertung der Romane an sich keinen Einfluss hat.
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