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Idomeneo und kein Ende

Abgelegt unter Allgemein
Montag, 2. Oktober 2006

Die aus Angst vor islamistischen Übergriffen abgesetzte Oper Idomeneo beschäftigt auch weiterhin die Menschen. Heute fragt eine Kolumne im Focus nun, ob man im Geiste der Satire auf allem und auf jedem heurmtrampeln muss; auch auf den religiösen Gefühlen der Menschen. Zwar sei die Absetzung der Oper aus Angst vor Angriffen und in vorauseilendem Gehorsam schlecht für die Freiheit der Kunst. Gleichzeitig wird die Inszenierung jedoch auch gerügt. So fragt der Kolumnist, warum man die blutigen, abgeschlagenen Häupter von Jesus, Buddha und Mohammed über die Bühne tragen müsse.

Nun - warum nicht, wenn es zur Darbietung gehört? Würde er sich die Frage auch stellen, wenn es Köpfe von Hinz und Kunz wären?

Meine Antwort auf seine Frage, ob Satire so etwas tun muss, lautet: Ja.

Mehr noch - sie muss es sogar tun, will sie der aufkeimenden Panik und Unterdrückung der Kunstfreiheit entgegentreten. Witze über den Islam sind keine Erfindung der letzten Monate. Schon wir spotteten als Kinder: "Allah ist mächtig, Allah ist groß, dreimeter-sechszig und arbeitslos." Es gab auch noch einen Spruch, der auf die Länge von Allahs Penis anspielte, aber den möchte ich hier nicht niederschreiben; meine Kinder lesen meinen Blog.

Satire bedeutet ja auch, vor nichts und niemandem Respekt zu haben. Wenn sich ein Islamist aufregt, dass man über Mohammed spottet, er dabei in die Luft schießt und Botschaften anzündet, so macht er sich selbst zu einer Karrikatur, gibt den Künstlern Recht und setzt sich dem Spott der Welt aus. Wobei sich dies nicht nur auf den Islam bezieht. Gleiches gilt für die Christen. Hat ein Geistlicher in den USA Tinky Winky als schwul ausgemacht, rufen sie im Bibelgürtel zu einem "Kreuzzug" auf und eifen sie im Namen des Herren, muss man spotten. Denn die Satire war stets das Mittel, um all den Mächtigen und Anführern einen Spiegel vorzuhalten. Um sie zum Nachdenken zu bewegen, sie bloßzustellen, ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Trampeln Satiriker damit auf den Gefühlen der Menschen herum?

Sicherlich.

Ist es verwerflich?

Sicherlich nicht.

Denn in der Satire darf es keine Heiligen Kühe geben. Zumal radikalen und extremen Fanatikern vieles ohnehin nicht heilig ist. Schlachten wir also die Heiligen Kühe, köpfen wir Mohammed und Jesus und töten wir Buddha, wenn wir ihn am Wegesrand sehen. Und um den Worten auch Taten folgen zu lassen, hier ein Witz:

Ein Rabbi klagt. "Ach Herr, was soll ich nur nur tun. Mein Sohn wurde Christ!"

Kommt eine Stimme von oben: "Meiner auch."

Der Rabbi erstaunt: "Und, was hast du gemacht?"

Die Stimme Jahwes: "Ich habe ein neues Testament verfasst."

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Shinwatoshi / ---
Freitag, 2. Januar 1970
Url: http://shinwatoshi.blog.de
Diese ganze Diskussion zeigt mir nur eines:

Die Menschen, die vorgeben fest in ihrem Glauben (welchen auch immer) zu sein, können gar nicht so fest in ihrem Glauben sein, sonst würden sie nicht so verhemmt gegen Satire, Karrikaturen, etc vorgehen.
Ein Mensch, der wirklich FEST in seinem Glauben ist, steht darüber und lacht mit den anderen.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich ehrlich gesagt langsam die Schnautze so gestrichen voll hab von diesem religiösen Gedünse.
Wenn ich jedesmal protestieren würde, wenn mein Geschlecht in den Medien zum Sexobjekt gemacht wird, wenn mein Geschlecht in irgendeinem Land diskriminiert, etc wird, dann würde ich vor lauter Todesdrohungen, Flaggenverbrennungen, Protestieren, etc gar nichts anderes mehr machen.

Und noch etwas sollten diese Fanatiker jeglicher religiöser Colour sich mal überlegen: Wen wird Gott - sollte es ihn denn geben - eher in sein Paradies lassen? Den Heuchler, der jeden Sonntag in die Kirche, etc geht und sich über alles mögliche aufregt oder den Ehrlichen, der nach seinem Gewissen und Wissen handelt und auch mal 5 gerade sein lässt?
Denn auch Gott hat Humor, das hat er bewiesen als er den Menschen erschuf...