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Interview zu DPP bei Zauberspiegel

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Der Zauberspiegel bringt ein Interview mit Guido Latz zum DPP. Der schöne Titel "Guido Latz über Manipulation, Bedeutung und neue Formen des Deutschen Phantastik Preis" wirkt nach der Lektüre des Interviews ein wenig gewollt, aber gut - das mag man der Redaktion zugestehen.

Interessanter sind jedoch zwei Punkte:

1) HHvA stellt im Grunde jene Frage, die sich mir schon lange aufdrängt, und die ich auch immer wieder hier thematisiere, wenn es um den DPP geht: Wie kann sich der Herausgeber des Preises seinen eigenen Preis in die Hand drücken lassen? Wie kann es sein, dass Werke des Verlages des Herausgebers nominiert werden?

Schade ist, dass HHvA die Frage auf eine Weise zuspitzt, die eine solche Antwort gar nicht zulässt. Er fragt nicht generell, wie das sein kann, sondern er bezieht die Frage allein auf eine "Longlist", aus der vermeintlich die Shortlist hervorgeht.

Natürlich bietet das Latz Raum, sich zu verteidigen und zu sagen, dass er keinen Einfluss auf diese Liste nimmt.

Wobei wir hier einen Blick auf die Begrifflichkeiten werfen sollten, mit denen HHvA agiert. Bei Buchpreisen wie etwa dem Deutschen Buchpreis oder auch dem MIMI (Krimi-Preis) wird von Juroren eine Longlist erstellt, aus der dann die Shortlist oder der Gewinner hervorgeht.

Beim DPP gibt es jedoch eine solche, von einer Jury erstellten Longlist nicht. Es gibt lediglich eine Vorschlagsliste, willkürlich zusammengestellt von Rezensenten und anderen, Phantastik-News nahestehenden Personen. So steht es auch auf der Webseite des Preises:

Gibt es Vorschlagslisten für die Nominierungsrunde?

Ja, seit 2009. Die Häufung der fehlerhaften Vorschläge ebenso wie die Zunahme der Stimmen, dass man nicht wisse, was man in den verschiedenen Kategorien überhaupt wählen dürfe, haben uns bewogen, eine Jury zur Ausarbeitung einer solchen Liste einzusetzen.

Es können aber nach wie vor eigene Vorschläge in den Kategorien abgegeben werden …

Das bedeutet, dass eine Longlist keine Vorauswahl ist, aus der anschließend der Sieger hervorgeht. Es ist eben eine Aufzählung, willkürlich erstellt.

Zurück zum Interview. Die Frage von HHvA ist deutlich - nimmt Latz Einfluss auf diese Vorschlagsliste. Und die Antwort, an deren Wahrheitsgehalt ich keine Sekunde zweifle, lautet denn auch:

Es gibt eine Gruppe von erfahrenen Lesern und Rezensenten, die über eine Mailingliste diese Sache diskutieren und das einzige, was die Redaktion von p-n.de am Ende macht, ist eine formale Konsistenzprüfung: Ist der Roman wirklich in dem Jahr erschienen? Ist das wirklich ein Debüt gewesen? So was muss natürlich überprüft werden. Aber wenn ich als Verleger ernsthaft Einfluss auf diese Liste üben wollte, dann gäbe es so einiges, was nicht darauf erscheinen würde – etwa Bücher aus DKZ-Verlagen – und das ganze Atlantis-Programm wäre schon per definitionem nominiert. Dem ist aber nicht so. Ich halte mich aus diesem Prozess raus.

Nun ist der Mensch ja kein objektives Wese, das jederzeit logische, rationale Entscheidungen trifft. Dies sah man zum Beispiel, als vor ein paar Jahren unter dem Motto "Unsere Besten ..." die beliebtesten Bücher der Deutschen gewählt wurden und die Bibel auf Platz 2 kam. Das wunderte so manchen und ein Psychologe erklärte damals, was auch ich wusste -- die wenigsten, welche die Bibel auf Platz 2 gewählt haben, haben dieses Buch tatsächlich gelesen. Sie glauben aber, dass es gut ist, die Bibel weit oben zu positionieren und darum tun sie es.

Bei der Vorschlagsliste des DPP ist es nicht anders. Latz braucht gar nicht einzugreifen, denn die Leute, welche die Liste erstellen, sind Freunde und Bekannte von ihm, von Phantastik-News etc. Sie werde stets Titel seines Verlages auf diese Liste setzen, allein schon, weil sie glauben, dass es gut ist.

Die generelle Frage, ob Werke aus dem Hause Latz überhaupt nominiert werden dürfen, stellt HHvA so wenig, wie er auf diesen von mir gerade aufgeführten Fakt eingeht. Hier nachzuhaken und die generelle Wählbarkeit von Atlantis-Veröffentlichungen in Frage zu ziehen, wäre wichtig und richtig gewesen. So aber kann sich Guido Latz zurücklehnen, alles bleibt weich, flockig und fröhlich. 

2) Den größten Teil des Interviews nutzt HHvA dazu, um Partner für den DPP zu werben. Ich habe - und das ist jetzt subjektiv - den Eindruck, als wolle HHvA hier keine Fragen stellen, sondern seine eigenen Ideen an Latz herantragen. Er schiebt sich mit seinen Ideen in den Vordergrund, was bei einem guten interview aber nie der Fall sein sollte. Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass er ach so gerne ein Partner des DPP wäre. Wie gesagt, das ist mein subjektives Empfinden. Denn tatsächlich etwas Neues über den Preis erfährt man nicht. Dabei geht er sogar so weit, eine Frage in leicht abgewandelter Form gleich zweimal zu stellen. Erst fragt HHvA:

Wäre es nicht günstiger, ihn näher an das Ereignisse, die Buchmesse heranzubringen, indem man ihn auf der Messe oder an deren Rand vergibt? Gibt es da Bestrebungen? 

Und dann, nur eine Frage später:

Würde das Heranrücken an die Messe, dem Preis nicht auch mehr Aufmerksamkeit verschaffen und das Prestige erhöhen, ihn zu bekommen?

Spätestens jetzt wird Latz begriffen haben, was ihm HHvA da sagen will. Zumal er den BuCon zuvor als Ghetto bezeichnet hat; etwas, das die Veranstalter freuen wird.

Fazit: Dieses Interview gab Latz die Chance, sich völlig unbedrängt zu äußern. Kein scharfes Nachfragen, welches besonders die Kritiker gefreut hätte. Nur wachsweiches Geblubber und sehr viel Anbiederei. Wie schade ...

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