Wenn ein Redakteur mit der Genre-Vielfalt überfordert ist …
… dann schreibt er einen Artikel und bringt alles auf einen einfachen, ihm logisch erscheinenden Nenner. So geschehen bei Ingo Löchel und seinem Beitrag im Zauberspiegel zum Thema Fantasy und deren UNtergruppen. Da erfahren die Leser dann, dass diese ganzen Bezeichnungen ohnehin nur dem einen Zweck dienen – Geld zu machen.
Schöne neue Löchel-Welt, aber leider nicht zutreffend.
Betrachten wir uns hierzu mal die Fantasy. Löchel macht es sich da einfach - sind Elfen, Orks etc. drin, dann ist es eben Fantasy, fertig. Es gibt viele Leser, die diese Themen mögen. Edle Helden, die in mittelalterlich anmutenden Welten mutig und gut gegen das Böse ankämpfen, verbündet mit den schlauen und geschickten Elfen (Elben, Feen, … wie auch immer).
Aber mögen Leser dieser Bücher auch Bücher wie die Meredith Gentry-Serie von Laurell K. Hamilton? Müssen wohl, denn es gibt Feen. Sogar Meredith selbst ist eine solche. Auch wenn sie nicht mit Flügel schlägt, Ringträger beschützt und Wünsche erfüllt, sondern als Detektivin in Los Angeles arbeitet.
Der Unterschied zwischen beiden Fantasy-Welten ist enorm. Auf der einen Seite die moderne, uns allen bekannte Welt mit Fantasy-Elementen, auf der anderen Seite das, was man als "High Fantasy" bezeichnet. Leser der einen Gattung mögen nicht zwingend auch die andere Gattung. Aber beide haben ein Anrecht darauf, die von ihnen bevorzugten Romane rasch zu finden.
Ach ja, Laurell K. Hamilton. Die wird von Löchel auch erwähnt, wenn auch eher abwertend. Offenbar ist sie ihm zu sexuell – was mich zu einem weiteren von ihm genanten Subgenre bringt; der All-Age-Fantasy. Darunter fällt u.a. Harry Potter. Leser dieser Serie werden nicht erfreut sein, wenn sie durch Zufall zu Laurel K. Hamilton greifen, da man alles, wie von Löchel gewünscht, über einen Kamm schert. Denn Erotik – eines der wichtigsten und ältesten Elemente des Horrors oder der Dark Fantasy, ist eben nichts für Jugendliche. Ich zum Beispiel bin kein sonderlicher Freund von All Age, denn meist ist es mir zu weichgespült. Ich greife da lieber zu anderen Autoren. Gut also, dass es dieses Label gibt.
Geht man in eine Metzgerei, verlangt man ja auch nicht einfach "Wurst", nur weil man glaubt, es sei ohnehin alles eins. Man kauft nach Geschmack und ist froh, wenn man die Sorten kennt und benennen kann. Wobei ich natürlich nicht weiß, wie Löchel seine Wurst kauft. Oder sein Brot etc.
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