Spießige Virus
Neu am Kiosk liegt die Virus August/ September. Sie ist wieder bis zum Rand gefüllt mit Rezensionen und guten Artikeln. Soweit nicht erstaunlich, denn eigentlich bietet dieses Magazin guten Stoff.
Doch was muss ich auf der Umschlagseite sehen?
Ein Kurzgeschichtenwettbewerb für das erste Virus-Buch, das Ende des Jahres erscheinen soll.
Meine Augen leuchteten. Nicht, weil ich vorhatte, mich daran zu beteiligen. ich nehme generell an keinen Ausschreibungen und Wettbewerben teil; wer eine Story möchte, kann mich fragen. Nein, die Vorstellung, ein von der Virus-Redaktion herausgegebenes Buch in Händen zu halten, prall gefüllt mit Horror, Gore und Blut, das hatte etwas. Geschichten wie sie Edward Lee ersinnen könnte, oder auch Barker in seinen "Bücher des Blutes" …
Aber nein, wir sind in Deutschland, und da schlägt eben jene Spießigkeit durch, welche die Redaktion in ihren Besprechungen oft geißelt. Denn man bittet die Autoren, "auf allzu harte Gewalt- und Erotikdarstellungen zu verzichten". Der Nervenkitzel, so führen sie aus, kann auch anders hergestellt werden.
Das ist - mit Verlaub - absolute Scheiße. Es gibt genug Kurzgeschichtenbände in Deutschland, die sich Lovecraft, Poe und all die anderen Autoren zum Vorbild genommen haben. Geister Unheimliches - bla. Von einem Buch der Virus-Redaktion erwarte ich das, was sie auch besprechen.
Vielleicht ist es die (imho trotz CDU-Regierungsaffen unbegründete) Angst vor der BPjM. Oder man will nicht auffallen, will sich nicht in die Nesseln setzen.
Sorry, liebe Virus, aber das wird nix. Wer Spannung und Nervenkitzel will, der findet das seit Jahren bei den sehr guten Kurzgeschichten von markus K. Korb und Markus Kastenholz. Dazu braucht man keine neue Anthologie.
Leser der Virus wollen imho keinen weichgespülten Grusel, die wollen Gekröse, Blut und Härte. Nehmt also bitte den Stock aus dem Arsch, zeigt der BPjM den Mittelfinger und macht das, was man von euch erwarten kann.
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