<- Zurück zu: Home

Der Zauberspiegel und die illegalen Downloads

Montag, 15. März 2010

Dass HHvA sich und den Zauberspiegel gerne zum Fürsprecher und Werbeträger der Industrie macht, ist inzwischen bekannt. Ob man sich - bar jeglicher journalistischer Vernunft - zum Pressesprecher für Hörspiele machen lässt, irgend welche eBook-Reader unreflektiert bejubelt oder die genehmen und willigen Autoren marktschreierisch fördert - nichts ist demutsvoll genug, um sich vor der Industrie zu verbeugen. Das geht bis hin zu den arschkriecherischen Rezensionen, die so manches schauderhafte Machwerk in den Olymp heben. Wessen Filme - pardon - Brot ich fress, dessen Lied ich sing. Egal, ob die Leser des Zauberspiegels anschließend Geld für Mist ausgeben oder nicht. Die Verantwortung für den Leser steht hinter jener für die Industrie zurück, denn die befriedigt werden, ganz egal, welchen Dreck sie einem vorsetzt.


Und so wettert HHvA nun gegen die illegalen Downloads. Schließlich sei das der Grund, warum Lübbe ach so prestigeträchtige Serien einstellen müsse. Er schreibt in der Einleitung: 

Ja, ja. Da haben sie es wieder geschafft. Die Leute, die illegal Medien aus dem Netz herunterladen, haben einen großen Bock geschossen, so teilt Lübbe-Audio mit. Auf ihrer Trophäenliste finden sich nun auch die Namen Perry Rhodan und Edgar Allan Poe und die Offenbarung 23. Der Branchenriese Lübbe-Audio gibt  eben diese drei prestigeträchtigen Hörspielserien auf.

Bravo. Ein Hoch denen, die das geschafft haben: Ladendiebe, Kriminelle... Ja! Das sind sie! Und das völlig unabhängig davon, ob die Einstellungen  der Produktion dieser oben genannten Hörspielserien tatsächlich den Downloadern zuzuschreiben sind oder die kolportierten Schadenshöhen  (der Musikindustrie) stimmen.

 

Interessant, oder? HHvA wettert also los, ganz egal ob Lübbe wirklich recht hat oder nicht. Und ihm ist auch egal, ob die von der Musikindustrie bezifferten Zahlen richtig sind oder nicht. Hauptsache, man senkt demutsvoll das Haupt - schließlich will man auch weiterhin all die schönen kostenlosen Rezensionsexemplare, will die Infos, will sich anschmiegen an den warmen Schoß eines großen Verlages.

Wobei ich zu HHvAs Verteidigung sagen muss, dass er vermutlich gar nicht weiß, wovon er da redet. Er plappert nur nach, was die Industrie seit Jahren lautstark in Medien und bei Politikern fordert. Er gehört zu jenen Wackeldackel, die das Problem völlig verkennen. Es geht nicht darum, dass sich Verlage mit illegalen Downloads auseinandersetzen müssen. Es geht darum, dass die Industrie noch immer geistig und technisch irgendwo in den 80er Jahren dümpelt und die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat. Das hat sie mit der Politik gemein. Auf Dauer wird man die Industrie dazu zwingen müssen, neue Wege zu gehen. Sicher, man kann versuchen, alle illegalen Downloads aus dem Web zu verbannen. Man kan auch versuchen, das Rote Meer mit einem Teelöffel trocken zu legen. Man kann die Politik dazu bringen, neue, scharfe Gesetze zu erlassen.

Aber das wird keinen müden Euro mehr in die Kassen der Verlage spülen. Und Verlage verlieren sehr viel Geld mit der Jagd auf Downloader, denn das kostet Geld, und dieses Geld wird wahrscheinlich nicht wieder eingespielt.

Wir kleben heute an Regeln und Gesetze, die in einer digitalen, vernetzten Welt keinen bestand mehr haben können. Wenn Leute wie HHvA laut postulieren, dass die Downloader Ladendiebe seien, dann beweist er damit nur, wie wenig Ahnung er doch hat. Das zeigt allein schon sein Vergleich mit Aldi. Lächerlich, aber eingängig und dazu geeignet, noch ein paar Wackeldackel zum fleißigen Nicken zu bewegen; wir werden es sehen.

Lübbe hätte besser daran getan, die tatsächlichen Ursachen für die Einstellung offenzulegen. Oder will man uns dort ernsthaft erzählen, John Sinclair würde nicht ebenso oft getauscht wie der Rest? Nur sind dort die Verkaufszahlen höher, also bleibt die Serie erhalten. Mangelnde Verkaufszahlen stehen also nicht im Zusammenhang mit Downloads. Das beweisen die erfolgreichen, mindestens genau so oft getauschten Serien. Aber diese Transferleistung muss man erst einmal erbringen.
Die Verantwortlichen bei den Verlagen wollen das gar nicht, denn sie brauchen ja Munition für ihren vermeintlichen Kampf gegen die Downloads.
Und Leute wie HHvA können es nicht. Oder sie wollen nicht, damit sie den Verlagen nicht ihre Munition stehlen. Die Industrie muss zufrieden sein. Nur dann rollen die Rezi-Exemplare.

 

<- Zurück zu: Home

+ Kommentar verfassen

Noch keine Kommentare