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Rezension: Grendl

Abgelegt unter Literatur
Samstag, 2. Juni 2007

Frank Schweizer

Grendl

Otherworld-Verlag Graz, 05/ 2007.

Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Fantasy-Satire

ISBN 978-3950218558, 175 Seiten, 17,95 Euro

Titel und Innenillustrationen: Jan Balaz

 

Dass sich das Ende der Welt mit einem flotten Walzer ankündigt, hatten sich die diversen Untergangspropheten wohl auch nicht träumen lassen. Und doch geschieht genau dies. Über Tage und Wochen hin zeigt sich ein Riss am Himmel, aus dem Fanfaranklänge ertönen und „An der schönen, blauen Donau“ spielen.

Dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugeht, ist den Menschen durchaus klar. Auch, dass sich so das Weltenende ankündigt, erahnen sie. Dass das Ende des Universums aber ausgerechnet an jenem Tag gekommen ist, an dem Max Merkur sein lange ersehntes Diplom im Fach Philosophie erhält, hätte seiner Meinung nach nicht sein müssen. Unvermittelt findet er sich in einer Wartehalle wieder, um dort getestet zu werden. Hat er es verdient, in den Himmel zu gelangen oder muss er in die entgegengesetzte Richtung – also zur Hölle fahren? Eine Frage, die der Automat, der dies normalerweise prüft nicht beantworten kann. Schließlich flüchtete Max Merkur vor dem Weltende in eine Kirche, kollidierte dort mit einem Weihwasserbecken und fluchte, als sich das Wasser auf ihn ergoss. So hat er das Pech – oder auch Glück – weder in den Himmel noch in die Hölle zu müssen. Eine vorerst vertrackte Situation. Bis ihn ein Teufel bittet, gemeinsam mit ihm nach dem Sinn des Lebens zu fahnden. Wird dieser nämlich in die Weltformel eingegeben, erhält das Universum eine zweite Chance. Mit dem von Petrus gestohlenen Handy, welches nicht nur die Telefonnummern der wichtigsten Philosophen der Weltgeschichte in seinem Adressbuch bereit hält, sondern auch über die Gabe der Zeitreise verfügt, machen sie sich gemeinsam auf die Suche nach dem Sinn des Leben. Dazu sprechen sie natürlich mit den bekanntesten Philosophen der Geschichte wie etwa Sokrates, denn von ihnen erhoffen sie sich die Antwort.

Doch den Sinn des Lebens zu finden, ist nicht die einzige Herausforderung. Denn schließlich müssen sie auch noch dem Bösen in Gestalt des Grendl gegenüber treten ... Das Ende der Welt kann man auf viele Arten beschreiben. Meist sind es Horror-Szenarien, die vor den Lesern entfaltet werden. Zudem ist der Stoff nicht wirklich neu, denn schon die Bibel kommt mit einer Apokalypse daher, von diversen apokryphen Schriften ganz zu schweigen.

Eine handfeste Satire aus dem Ende der Welt zu machen ist hingegen neu.

Frank Schweizer, der selbst Philosophie studiert hat, schickt seinen Helden auf eine aberwitzige Reise, die jener von Arthur Dent aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ in nichts nachsteht. Von der ersten Seite an beweist Schweizer sein Talent für pointierte, erfrischend neue Ideen, die einen sofort in ihren Bann ziehen. Gebannt verfolgt der Leser die Handlung und wird dabei immer wieder aufs Neue überrascht, mit welchen Einfällen der Autor aufwartet. Dabei zeigt sich, dass Schweizer seinen zu Beginn hohen Level an Humor bis zum Schluss durchzuhalten versteht.

Die Story an sich ist – wenn auch „abgedreht“ – doch in sich schlüssig. Der Autor verzettelt sich nicht und setzt auch nicht die Satire über die Handlung selbst, so dass die Gags nicht zu einem Selbstzweck verkommen, sondern die Spannung angenehm bereichern.

Ein perfekter Roman also?

Nein, nicht ganz. Auch hier gibt es einen kleinen Minuspunkt, und dieser sind die eingestreuten, kursiven Erklärungen. Diese gehören zwar zur Handlung, nehmen dem Plot aber etwas von dem Tempo, das von Anfang an der Story anhaftet. Sie sind vergleichbar mit diesen Schwellen in Tempo-30-Zonen die dafür sorgen sollen, dass der Fahrer nicht zu schnell fährt. Hier hat der Autor eindeutig Anleihen beim „Anhalter“ genommen, denn auch dort finden sich diese Einstreuungen. Und wie dort hemmen sie hier hin und wieder den Drive. Sicherlich ist dies nichts, was die Stimmung zerstören oder den Roman abwerten kann, hätte aber eben sparsamer eingesetzt werden können.

Überzeugend und stimmungsvoll sind hingegen die Innenillustrationen von Jan Balaz, die jedem Kapitel vorangestellt sind. Gemeinsam mit dem Schutzumschlag und dem Lesebändchen verleihen sie dem Buch etwas Edles, wie man es inzwischen von Büchern aus dem Otherworld-Verlag kennt. Die Aufmachung und die frische Ideen rechtfertigen den Preis von 17.95, denn nach dem Lesegenuss macht sich das Buch im Regal ausnehmend gut.

 

Fazit:

Eine Fantasy-Satire erster Klasse, die den Leser von der ersten bis zur letzten Sekunde unterhält. Wer überzeichnete Szenen und aberwitzige Begebenheiten mag, wird hier glänzend unterhalten. Wer das Thema Weltuntergang lieber ernsthaft, düster und dramatisch umgesetzt sieht, wird jedoch mit „Grendl“ nicht glücklich werden.

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