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Advent, Advent, zwei Kerzlein brennen …

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Sonntag, 4. Dezember 2011

Wider den Nikolaus

 

Alle Jahre wieder ...

... kommt nicht nur das Christkind, sondern auch der Nikolaus. Seine Statuen aus Schokolade drängen spätestens ab September in die Läden, leben dort in guter Nachbarschaft mit Zimtsternen und Lebkuchenherzen. Natürlich alles bunt verpackt und verkaufspolitisch korrekt aufgestellt, so dass die lieben Kleinen tagtäglich ihre lieben Eltern mit der Frage nerven, wann sie denn nun endlich einen solchen Schoko-Nikolaus bekommen.

Wenige – wirklich starke – Eltern schaffen es bis Mitte November; kränkelnde und schwache hingegen brechen bereits Mitte Oktober zusammen.

Schöne neue Einkaufswelt.

Was aber bedeutet eine solche Armee der Weihnachtsmänner für ein Kind?

Betrachten wir doch einmal die ortsüblichen Bräuche.

In den meisten Familien wird der Nachwuchs von der realen Existenz des Nikolaus überzeugt. Denn schließlich eignet sich keine Gestalt besser für erzieherische Maßnahmen, als eben jener Mann mit Sack und Rute. Nikolaus sieht alles, hört alles und weiß alles. Zudem schreibt er jede noch so kleine Verfehlung in sein großes Buch. Und am 6. Dezember kommt dann der Tag der Abrechnung. Wozu gibt es schließlich Knecht Ruprecht?

Und sie sind ja so süß, die Kleinen. Wenn Nikolaus kommt und sie voller Panik, im Angedenken ihrer Schandtaten, unter dem Sofa Schutz suchen und hoffen, der Kelch – oder, in diesem Fall Ruprecht – möge an ihnen vorübergehen. Die Angst, welche die Kinder in jenen Augenblicken fühlen, interessiert dabei niemanden. Zu niedlich ist der Anblick des schreienden, schlotternden Kindes.

Problematisch für die Erziehungsberechtigten wird es aber, wenn sie ihrem Kind erklären müssen, warum Nikolaus gleichzeitig bei OBI, Real und Spar anwesend ist. Fortschrittliche Eltern behelfen sich mit der immer beliebter werdenden Klontechnik, die anderen schweigen oder erzählen etwas von Stellvertretern. Beliebt ist auch die Variante des Ersatzmannes. Dies wirkt vor allem bei fußballbegeisterten Buben.

Wirklich schlimm wird es hingegen, wenn die diversen Nikoläuse lediglich Werbung verteilen, statt den darbenden Sprösslingen etwas in ihre gierig ausgestreckten Hände zu legen.

Nehmen wir zum Beispiel – mich. Auch ich hatte die Ehre, am Samstag vor N-Day mit meinen Kleinen einkaufen zu gehen. Und wie schon vermutet, trafen wir ein paar nicht näher spezifizierte Nikoläuse.

Der erste hielt immerhin eine Orange für die Kleinen bereit, aber bereits der zweite war weniger spendabel. Lediglich einen Zettel drückte er dem Papa – also mir – in die Hand. In großen Lettern konnte ich dort lesen, dass der Nissan-Händler um die Ecke kostenlosen Glühwein verteile. Im Grunde eine sehr nette Geste, auch wenn ich keinen Alkohol trinke und somit nicht zur Zielgruppe jenes Werbe-Nikolauses zählte.

Ich tat, was man in solchen Fällen tut, faltete den Zettel zu einem kleinen Ball und kickte ihn dicht an der nächsten Tonne vorbei. Ich spiele lieber Pool.

Nun sind meine Kinder zum Glück aufgeklärt, wussten also, dass es keinen Nikolaus gibt und der Herr im Mantel lediglich Werbung verteilt. Andere Eltern hatten mit ihrem Nachwuchs mehr Probleme, wie ich voll Schadenfreude feststellen durfte. Diese ach so niedlichen Wesen verstanden überhaupt nicht, warum Papi Papier, sie selbst hingegen gar nichts bekommen. Wo doch Nikolaus jedes brave Kind beschenkt. Lautes Geschrei war die Folge. Manche Kids mögen es als Generalprobe für N-Day gesehen haben und waren nun überzeugt, gänzlich leer auszugehen. Andere heulten lediglich aus unerfüllter Gier.

Wie sich bald herausstellte, trafen wir weitere Werbe-Nikoläuse in den verschiedensten Geschäften. Immer waren sie im Auftrag des bekannten Nissan-Händlers unterwegs und immer lösten sie die gleichen Reaktionen aus.

Davon abgesehen waren diese Werbeträger nicht die einzigen Weihnachtsmänner an jenem Tag.

Schließlich sammelte einer für die Hungernden in Afrika, ein anderer wies darauf hin, dass die himmlischsten Geschenke bei XY warten, während ein Dritter durch den Weihnachtsmarkt spazierte, deutlich nach Glühwein roch und ein paar Nüsse verteilte. Ganz zu schweigen natürlich von dem Herrn, der nach unserer Rückkehr im allabendlichen Fernsehprogramm verkündete, welche blutrünstigen Knaller an Heilig Abend auf unbedarfte Zuschauer lauern. Nikoläuse, so weit das Auge reicht. Abends lag ich dann erschöpft in meinem Bett, schloss die Augen und träumte tatsächlich von ... Sie wissen schon.

Was bleibt zu sagen? Wahrscheinlich bekomme ich bereits morgen wütende Post von aufgebrachten Nikoläusen, die alle um ihren Job bangen oder sich in ihrer Berufsehre verletzt fühlen. Klopft da nicht schon einer an die Tür? Mit Sack, Rute, Bart, rotem Mantel und Schrotflinte? Ich glaube, ich sollte an dieser Stelle schließen.

Ach ja, eines noch: Wo ist das nächste Sofa?

In diesem Sinne

Ho Hoo Hooo ...


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