So schnell kein Erfolg für eBooks
Amazon und andere Hersteller, unter anderem auch die deutsche Firma textr, bringen nun ihre eBook-reader nach Deutschland. Aber so richtig will keiner die Geräte haben. Und die Bücher dazu auch nicht. Das sagten übereinstimmend die Verlage, wie gestern im Handelsblatt online zu lesen war:
Kurz vor dem Start der Frankfurter Buchmesse gehen die großen Handelsketten in die Offensive: Öffentlichkeitswirksam bringen die Konzerne neue Lesegeräte für elektronische Bücher, die sogenannten E-Books, auf den Markt. Bislang ist das Interesse der Käufer sowohl an digitalen Werken als auch an den Apparaten selbst jedoch gering. "Das ist eine verschwindend kleine Nische", sagt Klaus Driever, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Weltbild in Augsburg. Der Manager rechnet frühestens in drei Jahren mit nennenswerten Umsätzen aus diesem Geschäft.
Auf dem Sony-Reader lassen sich mit Memory Stick Tausende von Buchseiten speichern. Quelle: dpaLupe
Auf dem Sony-Reader lassen sich mit Memory Stick Tausende von Buchseiten speichern. Quelle: dpa
Driever steht mit seiner Meinung nicht alleine da. Für die gesamte Buchbranche spielen elektronische Bücher bislang so gut wie keine Rolle. "Unser Verkauf ist bisher überschaubar", sagt Johannes Hauenstein, Geschäftsführer des Ravensburger Buchverlags. Von den 1 500 Titeln des führenden deutschen Kinder- und Jugendbuchverlags gibt es gerade einmal 15 als E-Book. Entsprechend gering sind die Erwartungen der Schwaben. "Der Umsatz mit E-Books wird sich auch in den nächsten Jahren im einstelligen Bereich bewegen", meint Hauenstein. [...]
Das wundert mich ehrlich gesagt nicht. Zum einen kosten allein die Geräte so viel, wie sieben oder acht neue Bücher, zum anderen haben die meisten Verlage ihre Preise für eBooks jenen für die Print-Ausgabe angeglichen. Der Leser hat keine Ersparnis. Damit trifft nun zu, was ich vor einiger Zeit bereits sagte - unter diesen Bedingungen wird das ein Fehlschlag. Das Trifft dann besonders Unternehmen wie eben txtr, die ihren Reader erst jetzt auf den Markt bringen. Wenn sich die Prognose von Driever bestätigt, werden allein auf eBooks spezialisierte Unternehmen sehr schnell den Bach hinunter gehen; auch wenn sie nun, vor dem großen Start, noch mit Verlagen werben, die sie unter Vertrag haben. Wobei ich dies ohnehin kritisch sehe - denn was bedeutet es, einen Vertrag mit einem Verlag zu haben? Wieso werden die eBooks nicht wie Bücher auch ausgeliefert, und jeder der sie verkaufen möchte, kann das tun? Hat man am Ende Pech, wenn man sich den Kindle holt und dann kein eBook von Verlag XY bekommt, nur weil der einen Vertrag mit einem anderen Reader-Anbieter hat?
Ich sage nicht, dass eBooks keine Existenzberechtigung haben. Im Gegenteil, sie sind sehr praktisch, um sie auf mobilen Geräten zu lesen. Aber weder glaube ich, dass man dafür teure Geräte kaufen muss, noch denke ich, dass ein eBook so viel kosten sollte wie ein Print-Buch. Geräte wie das iPhone oder die neuen Android-Handys könnten den Reader-Herstellern ohnehin einen Strich durch die Rechnung machen, denn sie sind kleiner, mobiler, universeller und bereits jetzt weit verbreitet. Ein eBook im ePub-Format auf dem iPhone ist eine feine Sache. Man hat das Gerät ohnehin dabei, und kleiner als ein eBook-Reader ist es allemal. Ich selbst bin ohnehin ein Fan von eBooks, sowohl als Autor als auch als Leser. Mir reicht mein PDA, den mir das Unternehmen zur Verfügung gestellt hat, um Texte zu lesen. Ich glaube an das eBook - zu fairen Preisen auf sinnvollen Geräten.
Wir werden sehen, was in ein paar Monaten - spätestens zur nächsten Buchmesse - von dem Hype noch übrig ist.
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