Requiem 1 - Nacht des Schreckens (Rezension)
Ascan von Bargen
Requiem 1 – Nacht des Schreckens
Maritim-Verlag, vghaudio 2007
1 CD, ca. 58 Minuten, Empfohlen ab 12 Jahre.
ISBN 978-3-937070-93-3, 9,95 Euro
Peter Weis, Christian Rode, Daniela Hoffmann, Gernot Endemann u.a.
Weitere Informationen unter www.maritim-produktionen.de/
Paris 1894.
Während die einen dem dekadenten Leben frönen, ergötzen sich andere an den kleinen und großen Skandalen, die von einer gehobenen Gesellschaftsschicht produziert werden.
Es ist die Zeit der Empire, der Kolonialherrschaft und auch die Zeit großer Erfindungen. So stehen die Gebrüder Lumière kurz davor, ihren Cinématographe vorzuführen und im Moulin Rouge unterhalten Tänzerinnen das Publikum.
Es ist aber auch eine Zeit des Schreckens, wie der Arzt Joaquin Ferrier feststellen muss. Denn eine Seuche greift um sich und verzehrt das Leben junger, hübscher Frauen. In dem einen Moment noch in der Blüte ihrer Jugend, um nächsten Augenblick bereits krank, entstellt und schließlich tot.
Aber sind die Opfer dieser bizarren Seuche wirklich tot? Erste Zweifel kommen Ferrier, als das Herz eines der Opfer bei einer Obduktion zu schlagen beginnt.
Und was hat es mit dem schrecklichen Unglück auf sich, bei dem ein verruchtes Etablissement während einer Vorführung des Cinématographe in Flammen aufgeht?
Gemeinsam mit seinem Freund Moreau macht sich Ferrier daran, das Geheimnis zu lüften. Besondere Dramatik erfährt der Fall, als auch Moreaus Verlobte, die bewunderte und bildschöne Christine de Louvaine, erkrankt.
Können die Männer die Adlige retten? Oder ist sie dazu verdammt, das Schicksal der anderen Opfer zu teilen? Vor allem aber – wer oder was löst diese Seuche aus, die bald schon ganz Paris zu befallen droht? Der einzige Hinweis, den Ferrier hat, sind zwei kleine Wunden am Hals eines jeden Opfers ...
Hörspiele aus dem Bereich Mystery, Horror und Grusel schießen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Alte Helden der Heftroman-Szene werden ebenso umgesetzt wie moderne Reihen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, der Hörer hat eine große Auswahl an Titeln, aus denen er wählen kann.
Auch Requiem zählt zu diesem Genre, hebt sich jedoch gleichzeitig von anderen Produktionen ab. Zum einen hat es der Hörer mit einem Zweiteiler zu tun, es wird also keine neue Serie oder Reihe etabliert. Zum anderen fehlen dem Titel die Ingredienzien, die man meist findet. Etwa den unerschrockenen Helden, der sich dem Grauen in den Weg stellt. Oder auch der pure, ungeschminkte Horror.
Requiem verzichtet auf diese Zutaten – und das funktioniert ganz ausgezeichnet. Denn dem Autor und den Machern ist es gelungen, die Atmosphäre der damaligen Zeit perfekt einzufangen und sie dem Hörer zu präsentieren. Das lockere, unbekümmerte Leben der gehobenen Klasse, dicht gefolgt von dem Schrecken, den das Böse zu bringen vermag. Die vordergründige Freundlichkeit, hinter deren Fassade Neid, Missgunst und der Spaß an Spötteleien wohnen.
Durch eine fast schon perfekt gewählte Sprache und die passende Geräuschkulisse fühlt sich der Hörer in das Paris des Jahres 1894 versetzt, er glaubt den Geruch dieser Stadt einatmen zu können. Doch auch die Emotionen der Protagonisten, die Verzweiflung, die Angst und der Schmerz werden lebendig dargeboten, ohne überzeichnet zu wirken.
Ein Lichtspiel, in dem der Schatten völlig fehlt?
Leider nein, denn auch wenn die Ausführungen des Sprechers stets stimmig sind, so verlieren sie sich hin und wieder doch in Details. Auch ist die Handlung gerade zu Beginn von Sprüngen gekennzeichnet, die man nur bei wachem Verstand nachvollziehen kann. Kein Hörspiel also, um gerade mal so nebenbei, mit halbem Ohr, gehört zu werden. Wobei dies sicherlich auch nicht die Intention der Macher war, denn hier wurde Wert auf tiefergehende Unterhaltung gelegt. Man sollte die knapp 58 Minuten genießen, etwa in einem bequemen Sessel sitzend. So, wie man einen Film genießen würde.
Fazit: Ein sehr guter erster Teil, der den Hörer nahezu atemlos vor Spannung zurücklässt. Praktisch, dass der abschließende Teil 2 – Margots Blutfeste – bereits erschienen ist.
Anmerkung: Wer Teil 2 direkt beim Anbieter kauft, bekommt diesen ersten Teil für nur 4,99 Euro dazu. Bei Amazon ist der Titel nur noch indirekt zu haben.
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