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"Sieg der Stadt Köln" ... über die Grundrechte

Sonntag, 21. September 2008

OB Schramma bezeichnete das polizeiliche Verbot des Anti-Islamierungskongresses in Köln als einen "Sieg der Stadt Köln". Und auch der WDR titelt: Massenproteste gegen "Anti-Islamisierungskongress" erfolgreich.

Ich fasse mal kurz zusammen, was denn da so bejubelt wird. Und ich tue das ohne Wertung und ohne Position zu beziehen.

Eine von der Stadt genehmigte, wenn auch heftig kritisierte Aktion einer als rechtsradikal eingestuften Gruppe soll mit Protesten und Musik durch bekannte Bands gestört werden. Aber dazu kommt es gar nicht, da gewalttätige Gegner der Aktion die Polizei angreifen, Steine werfen und versuchen, den Beamten die Pistolen zu entwenden. Statt die genehmigte Aktion zu schützen, wird diese verboten, um die Sicherheit der Bürger zu schützen. Obwohl die Sicherheit durch die Gegner der Aktion gefährdet wurde, und nicht etwa ...

Von welchem Sieg ist da bitte die Rede, welche Proteste waren erfolgreich? Ist es wirklich "erfolgreich", wenn die Behörden der Gewalt weichen? Ist es ein Sieg, wenn eine genehmigte Aktion nicht stattfinden kann, weil die Polizei diese nicht schützen kann?

Die geplanten Gegenproteste gegen den Anti-Islamierungskongress muteten bereits seltsam an. So sollten Bands die Reden der Pro-Köln-Teilnehmer übertönen (was hätte dort gesagt werden können, dass so schlimm ist, dass es niemand hören soll?). Man darf also seine Mnung sagen in Köln, muss aber künftig damit rechnen, übertönt zu werden. Das ist ein wirklich seltsames Verständnis von unseren Grundrechten. 

Und damit mich niemand falsch versteht - die gleiche Kritik hätte ich auch, wenn eine linksgerichtete Kundgebung von der rechten Seite auf diese Weise gestört und verhindert worden wäre. 

Unsere Grundrechte müssen uneingeschränkt für alle gelten; auch dann, wenn es mir gerade nicht gefällt und ich lieber eine andere Meinung hören würde. Zudem bin ich der Auffassung, dass Meinungsfreiheit uneingeschränkt gewährt werden muss, da es sonst keine Freiheit ist.

Für künftige Demonstrationen kann man sich auf jeden Fall das eine merken: Bist du auf der politisch korrekten Seite, darfst du auch mal Steine werfen, um die politisch unkorrekte Seite zum Schweigen zu bringen - am Ende bist du einer, der den "Sieg" errungen hat.

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Shinwatoshi /
Donnerstag, 1. Januar 1970
Ich muss dir recht geben. Sehr schön ist auch der Kommentar von K. Kramer bei uns in den KN, der da schreibt:

"[...]Ein Ruhmesblatt für die Demokratie ist das, was sich an diesem Wochenende am Rhein zugetragen hat, dennoch nicht. So unangenehm die Rechtspopulisten den meisten Bürgern auch sein mögen - ihre Demonstration war genehmigt. Sie wurde von linksautonomen Schlägern mit Gewalt attackiert. Es drängt sich der Verdacht auf, dass diese Krawallmacher der Stadt ganz gelegen kamen: So konnte die Kundgebung mit der fadenscheinigen Begründung verboten werden, anders sei die Sicherheit der Kölner Bevölkerung nicht zu gewährleisten. [...]"

Ferner schrieb er noch, wo ich mit ihm ebenfalls vollkommen konform gehe:
"[...] Zu einer ausgewogenen Demonstration für Toleranz hätte auch der Protest gegen Zwangsehen, Ehrenmorde, Gewalt und Vergewaltigung in der Familie gehören können. Mit bunten Luftballons und lustigen "Sit-ins" wurde uns am Wochenende eine heile Welt suggeriert, die es nicht gibt. [...]"

Kieler Nachrichten, Montag 22. September 2008, Seite 2