Ich wähle keine Spielekiller
In Bayern stehen bald Wahlen an. Kein Wunder also, dass die CSU auf Stimmenfang geht. Und dies mit einem Thema, das ihnen wohl unbedenklich erscheint - die "Killerspiele".
Wieder einmal heißt es aus dem Freistaat, der Jugendschutz sei unzureichend, wieder einmal werden Spiele verteufelt. Bar jeden Sachverstands, frei von wissenschaftlichen Belegen. Der Kreuzzug wackerer CSUler, die so für Stimmen sorgen wollen.
Aber genau das könnte zu einem Boomerang werden, hat sich doch die PC Games eine sehr gute Aktion einfallen lassen. Unter dem Titel "Ich wähle keine Spielekiller" haben sie einen Protestbrief ins Netz gestellt, den man sich herunterladen und an die Abgeordneten in München schicken kann.
Die CSU sah sich inzwischen genötigt, eine Presseerklärung herauszugeben und ihren Kurs zu verteidigen. Sie halten ein Verbot von Killerspielen für dringend erforderlich. Was, außer Wahlkampf, das Thema plötzlich wieder so dringend macht, bleibt dabei unklar.
Wobei ich fürchte, dass sie mit ihrer Forderung bei vielen Wählern punkten können. Omis und Opis, erschrocken bei einer Szene aus Counterstrike, nicken rasch wie die Wackeldackel und geben den heroischen Verteidigern abendländischer Kultur ihre Stimme. Und auch Mutti und Papi, zu beschäftigt oder desinteressiert, um sich überhaupt mit dem Thema zu befasen, machen da rasch ein Kreuz. Wenn es verboten ist, brauchen sie sich nicht mehr damit zu beschäftigen. Der CSU kommt die Verbotskultur in Deutschland sehr entgegen. "Wir wollen keinen Einfluss, wir werden gern regiert", sang Herbert, und das stimmt. Wenn es verboten ist, brauche ich nicht zu denken, keine eigenen Entscheidungen zu treffen, hurra.
Aber vielleicht gibt es ja genug Spieler in Bayern, so dass die CSU unter 50 Prozent bleibt. Allein das wäre schon ein Zeichen, das sie nicht ignorieren könnten.
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