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Gesehen: Der Nebel

Freitag, 18. Januar 2008

Es gibt gute Verfilmungen, es gibt schlechte Verfilmungen und es gibt "Der Nebel". Um es gleich zu Anfang zu sagen - ich will "Der Nebel" begraben, nicht ihn preisen. Selten wurde ich von einem Film derart enttäuscht, selten wurde eine derart gute Story so schlecht umgesetzt wie in diesem Film. Man sollte jene, die das verbrochen haben, mit Schimpf und Schande aus Hollywood jagen und ihnen niemals wieder einen Job dort geben. Nicht einmal als Kabelträger.

Kennt man die Novelle nicht, bekommt einen netten, aber substanzlosen Horror-Film zu sehen, der bestensfalls als Direct-to-DVD veröffentlicht hätte werden können. Aber nein, man hat ja einen großen Namen und eine geniale Story, also macht man großes Kino ... und versinkt dabei im Nebel des Billigen.<br/>Schon die Auswahl der Schauspieler mutet seltsam an. So ist die Rolle des Brent Norton mit Andre Braugher völlig fehlbesetzt. In der Novelle ist er ein geschniegelter Anwalt mit Föhnwelle, ein Typ wie Jerry Orbach etwa. Im Film ist er schwarz, was noch kein Problem wäre, mit kurz geschorenen Haaren. Warum diese Änderung mag vielleicht der Regisseur wissen, sinnvoll ist das nicht.<br/>Auch Billy Drayton, der Sohn des Hauptdarstellers, ist für die Rolle zu alt. Hier hätte man einen jüngeren Schauspieler gebraucht. Der Hauptdarsteller hebt sich fast einen Bruch, als er seinen "Sohn" auf den Arm nimmt.<br/>Doch wären dies nur die einzigen Fehlgriffe ...<br/>Die Novelle von King lebt von ihrem Tiefgang, von ihrer Vielschichtigkeit und von den Charakteren. Sie lebt von dem Zwischenmenschlichen, das neben dem Grauen einen weiten Raum einnimmt. Doch dies war den Machern des Films wohl zu wenig. Eine atmosphärisch dichte Story umzusetzen war ihnen wohl zu riskant. Also übertrieben sie es bei der Action, sie übertrieben es bei den Gore-Effekten und sie übertrieben es bei dem Tempo. Damit raubten sie der Vorlage die Seele und machten den Film beliebig. Eine Erotik-Szene aus der Novelle wurde gestrichen, wohl aus typisch amerikanischer Bigotterie. Dafür zeigten sie lieber ein bisschen mehr Blut, Monster und Gekröse. Charakter wurden auf ein Minimum gestutzt, der Tiefgang mit chirurgischer Präzession entfernt.<br/>Schlecht ist ebenfalls, dass der Film Erklärungen liefert, die King in seinem Text nicht gibt. Bis zum Ende der Novelle ist nicht klar, was eigentlich zu der Katastrophe führte. Wissenschaft? Die Strafe Gottes? Doch gerade diese Zweifel, die der Story Brisanz verleihen, wurden von den Machern des Films in einer künstlichen "Geständnis-Szene" aufgehoben, was den Film noch weiter abwertet. Alles klar, keine Fragen - Gehirn bitte abschalten, es wird ja alles erklärt.<br/>Der Gipfel des Grauens - und das meine ich durchaus negativ - ist jedoch der Schluss. Um zusätzliche Daramatik einzubauen, handeln die Charaktere konträr dazu, wie sie angelegt und den Film über agiert haben. Die Logik bleibt hier tief im Nebel stecken, man sollte etwa fünf Minuten vor Ende des Films sein Hirn abschalten. Nur, damit die Zuschauer einmal Oh sagen dürfen, wurde der Film endgültig auf den Hund geritten. Das Ende der Novelle hinterlässt einen bedeutend tieferen Eindruck, lässt die Leser länger grübeln udn sorgt für eine abschließende Gänsehaut, die hier für einen kurzen, billigen Effekt verschenkt wurde.<br/>Hinzu kommt, dass man dem Filmende - je nach Blickwinkel - eine religiöse Botschaft zusprechen kann. Etwas, das King in seiner Novelle nicht getan hat und das auch keinen Platz in der Story hat. Ich bin mir auch nicht sicher, ob diese Aussage gewollt war, doch sie kann sich durchaus aufdrängen.

Fazit: Ein leidlich guter Horror-Film, wäre er auf DVD ohne großes Aufsehen erschienen. Als Verfilmung der vielleicht besten Novelle von King ein Machwerk sondersgleichen. Nie wurde ich von einem Kinofilm derart enttäuscht, nie habe ich eine schrecklichere Verhunzung einer Vorlage erlebt. Möge der Film in den Nebeln des Vergessens versinken und niemals wieder auftauchen. Oder, um es prosaisch zu sagen - heilige Scheiße, was für ein Dreck.

 

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