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Etwas zu "Die Schatzjägerin 12: Die Logenquelle Q"
Der nächste Band der Schatzjägerin steht in den Startlöchern und wird in den nächsten Wochen erscheinen. Er befasst sich, wie der Titel schon sagt, mit der "Logienquelle Q".
Nun sind nicht alle Leser geschichtlich bewandert, so dass ich dazu etwas schreiben möchte. Erst einmal die Erklärung, wie sie in der Wikipedia steht:
Die Logienquelle (auch Redequelle oder kurz Q, von griechisch logion „Ausspruch“) ist ein hypothetischer, griechischer, handschriftlich fixierter Text, der gemäß der Zweiquellentheorie den Autoren des Matthäus- und des Lukasevangeliums neben dem Text des Markusevangeliums als zweite Quelle vorlag. Inhaltlich soll er vor allem Aussprüche („Logien“, nach griechisch logos „Wort“) des Jesu enthalten haben und im Umfeld frühchristlicher Wanderprediger entstanden sein. Eine Abschrift von Q wurde allerdings nie gefunden.
Wir haben es also mit einem urchristlichen Artefakt zu tun. Nun bin ich ja eher bekannt dafür, dass ich dem christlichen Glauben ablehnend gegenüber stehe. Übrigens auch dem moslemischen und dem mosaischen Glauben. Dennoch benutze ich dieses Artefakt, denn es bietet mir eine wunderbare Gelegenheit, an die erste Staffel anzuknüpfen. Und es dient gleichfalls sehr gut, um die Geschichte nach Israel zu verlagen, denn wenn die Logienquelle Q irgendwo zu finden ist, dann vermutlich dort.
Hat es Jesus gegeben? Diese Frage werden sehr viele Menschen mit einem deutlichen Nicken bekräftigen. Obwohl die Beweislage dafür eher dünn ist, sieht man von all jenen Belegen ab, die auf fromme Lügen und Fälschungen zurückgehen. Viel bleibt da nicht, was auf die Existenz Jesu hindeutet.
Für die Serie "Die Schatzjägerin" ist dies zweitrangig, denn dort habe ich die Existenz Jesu als gegeben akzeptiert. Wenn auch nicht in christlicher Tradition, so doch auf jene Weise, die meinem Weltbild eher entspricht.
Die Quelle selbst wird, wenn sie denn existiert, auf Papyrus geschrieben worden sein, vermutlich in griechisch. Die Chancen, den Text zu finden, stehen freilich nicht besonders gut. Nicht nur, dass die Zeit an ihm genagt hat und er zerstört wurde, sondern auch, weil er vielleicht seine Bedeutung verlor. Dann nämlich, als ihn die beiden Evangelisten in ihre Texte übernommen hatten. Möglich, dass am Ende das daraus wurde, was aus unseren Notizzetteln heute geschieht, sobald sie ihre Schuldigkeit getan haben - Rundablage.
Der Ort, an dem die Story ihrem Höhepunkt entgegenstrebt, ist von mir frei erfunden worden. In dem Roman klingt das so:
»Hallo Joyce«, rief die Irin gut gelaunt, kaum dass sie den Ruf entgegengenommen hatte. »Du bist im Streifen?«
»Gaza-Stadt«, bestätigte die Schatzjägerin. »Aber die ist verdammt groß und ich habe keine Ahnung, wo ich mit der Suche beginnen soll.«
»Wo genau bis du im Moment?«
Joyce schaute sich um. »Nicht weit vom Al Jawhara-Tower entfernt.«
»Das ist gut. Gehe zu diesem Turm und folge der Straße von dort in nord-östlicher Richtung. Du müsstest dann auf zwei Gebäude stoßen, und zwar erst auf das El Zharna Buildung und dann auf das alte El Zharna Buildung. Sobald du zwischen diesen beiden Häusern stehst, noch auf der Straße, meldest du dich wieder.«
»Wie du meinst.« Joyce legte auf und machte sich auf den Weg. Unterwegs blieb sie an einem Stand stehen und kaufte sich eine Flasche Eistee. Er schmeckte fruchtig, süß und gleichzeitig auch stark. Der verwendete Schwarztee würde sie beleben, die Kälte gegen die enorme Hitze helfen, die sie nieder drückte.
Reannon müsste man sein. Die sitzt jetzt in einem klimatisierten Raum und wartet auf meinen Anruf, schlürft Limonade und vertreibt sich die Zeit eventuell mit einem kleinen Spielchen. Elender Mist ...
Joyce grinste kläglich bei dem Gedanken. Hin und wieder schaute sie sich um, ohne aber einen Assassinen zu entdecken. Wobei sie nicht einmal wusste, ob sie einen Assassinen überhaupt als solchen erkannt hätte. Viele der Männer ringsum trugen einen Kaftan, einige davon waren auch weiß. Trug einer von ihnen ein Messer, er konnte es ihr in den Leib rammen, ohne dass ihr eine Chance zur Verteidigung geblieben wäre.
Aber dies geschah nicht. Weder näherte sich ihr ein Attentäter mit Dolch, noch wurde sie von einer Bombe zerrissen.
Unbehelligt erreichte sie erst den Al Jawhara-Tower, anschließend, nach weiteren Minuten Fußmarsch, auch die beiden fraglichen Gebäude. Nachdem sie etwa in der Mitte der beiden Häuser stand, wählte sie erneut Reannons Nummer.
»Hast den Turm im Rücken?«, wollte die Irin wissen. »Wenn, dann müsste linker Hand eine schmale Straße in nord-westlicher Richtung verlaufen. Siehst du sie?«
»Sicher, sie liegt direkt vor mir.«
»Gut. Wenn sie entlang gehst, hast du rechts von dir fünf große Wohnblöcke. Mache sind nicht mehr intakt, da man sie nach Kämpfen nicht mehr aufgebaut hat. Bleibe genau am dritten Block stehen.«
»Hast du schon einmal darüber nachgedacht, als menschliches Navigationsgerät zu arbeiten?«, fragte Joyce sarkastisch, während sie die breite Straße überquerte und sich daran machte, der Anweisung zu folgen. Sie sah die teils zerstörten Wohnblöcke ging sie ab und stoppte an der von Reannon vorgegebenen Stelle.
»Ich bin jetzt vor Ort. Das Haus ist zerstört, aber die Grundrisse sind noch gut zu erkennen. Die Küche, ein Bad ... Eine Treppe führt hinunter in einen Keller, der nur teilweise verschüttet wurde.«
»Wunderbar, denn dort unten solltest du mit der Suche nach Q beginnen. Aber pass auf, dass dir kein Stein auf den Kopf fällt.«
Joyce starrte das Haus an. »Warum gerade dort unten? Ist das eine göttliche Eingebung, weibliche Intuition oder hast du einen begründeten Verdacht?«
Reannon lachte leise. »Lange bevor sich Palästinenser und Israelis um dieses Gebiet stritten, waren die Christen im Gaza-Streifen aktiv. Dort, wo das Haus steht, befand sich vor langer Zeit eine Kapelle mit dem klingenden Namen Kapelle der Heiligen Worte unseres Herren Jesus Christus. Und rate mal, wer sie erbaute und pflegte.«
»Die Tempelritter«, rief Joyce verblüfft.
»Bingo. Und was sind Logien? Die Worte von Jesus Christus.« Sie legte eine dramatische Pause ein, ehe sie fortfuhr. »Ich konnte eruieren, das die Kapelle auf einer Höhle errichtet wurde, die später durch Gänge zu einem ganzen Netzwerk gehörte. Noch immer befindet sich ein Eingang in dieses Netzwerk.«
Nun, absolut frei erfunden ist der Ort nicht. Tatsächlich stimmt die Beschreibung von Gaza-Stadt bis auf jene Kapelle. Die restlichen Gebäude, die Zerstörungen und Straßen - all das entspricht den Gegebenheiten. Man könnte das Haus, unter dem sich die Kapelle angeblich befand, nach dieser Beschreibung finden. Fiktion und Realität liegen also auch in diesem Roman wieder eng beieinander. So wie schon zuvor, als Ron Brown das Rätsel lösen muss, welches ihm die Lage der Logienquelle verrät.
Zwei der Vier nutzen das Werk des Einen und Jenes, das gesucht.
-312 begann es dort,
ein Gewölbe teils von Menschenhand der Hort.
Doch sei gewarnt, es lauern Tod und Verderben, in mehr als einem Sinn.
Die Wahrheit ist verborgen, tief in der Quelle drin.
Okay, die Auflösung verrate ich an dieser Stelle nicht, denn dies ist eine sowohl spannende als auch humorige Stelle des kommenden Romans. Nur so viel - wer ein wenig stöbern möchte, kommt vielleicht selbst auf die Lösung. Selbst die Wikipedia kann hier helfen.
Am Ende wartet auf den Leser zudem eine faustdicke Überraschung. Eine, mit der selbst die Protagonisten des Romans nciht gerechnet haben:
»Du bist völlig verrückt, oder?«, fragte Patricia, nachdem sie alleine in der einstigen Kapelle standen. »Wie konntest du [...]
Viel Spaß und Spannung mit dem neuen Band, sobald er erscheint.
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Donnerstag, 1. Januar 1970
Die Historiker - NICHT die christlich-päpstlichen Historiker,also jene, die im Dienste der Kirche/Vatikan stehen - sind sich zu 85% sicher, dass sie Jesus historisch belegen können. Ebenso wie übrigens einen gewissen Mohammed ibn Abdallah. Und auch Moses ist z.B. historisch belegt. Allerdings ist z.B. der Pharao aus der Bibel (der die Juden nicht rauslassen wollte) NICHT Ramses, auch das ist inzwischen wissenschaftlich belegt. Das nur als kleine Info von dem Historiker ;)
Hallo,
besteht nicht auch der Verdacht, Jesus könnte eine Figur sein, zu der verschiedene Personen beigetragen haben? Verschiedene Personen wirkten und am Ende wurden sie quasi "zusammengefasst" zu einem Mann namens Jesu? Diese Theorie habe ich mal gelesen, auch wissenschaftlich betrachtet.
Was Moses anbelangte, so glaube ich, dass es sich bei ihm um Amun-Masesa handelte, der ja als Gegenkönig zu Sethos dem Zweiten gehandelt wird. Vielleicht musste er ja das Land verlassen, schnappte sich die Israeliten und dachte sich, "hey, ich mache meinen eigenen Laden auf." Eventuell spielten ja auch noch ein paar Ideen von Echnaton mit hinein, von dem Aton-Glauben (der ja kein reiner Monotheismus war) hin zu dem Monotheismus der Israeliten war es dann ein kleiner Schritt. In 200 Jahren oder so kann man da was im Verborgenen entwickeln.
Okay, aber das nur am Rande und zu dem, was ich in dieser Beziehung glaube.