Rezension: Die Blutlinie
Die BlutlinieVon Cody McfadyenOriginaltitel: ShadowmanÜbersetzung: Axel Merz
Hardcover, Krimi/Thriller
Bastei-Lübbe, September 2006
480 Seiten/19,95 €
ISBN: 978-3785722589
Nach der Ermordung ihres Mannes und ihrer Tochter liegt das Leben von FBI-Agentin Smoky Barrett in Trümmern – es kostet sie alleine schon viel Kraft und Überwindung, ihren alten Arbeitsplatz wieder aufzusuchen. Erst als ihre Freundin Annie King grausam ermordet wird, arbeitet sie wieder aktiv an einem Fall mit – doch dieser soll gleichzeitig ihr härtester werden: Der Täter, der für Smoky einen Brief hinterlassen hat, ist ein Serienkiller, der sich selbst für den direkten Nachfahren von Jack the Rippers hält! Und der hat es nicht nur auf sie, sondern ihr ganzes Team abgesehen …
Eins muss man Cody McFadyen lassen: Mit seinem Debüt gewinnt er dem Serienkiller-Genre durchaus neue Facetten ab. Zwar ist der grundsätzliche Plot nicht die Neuerfindung des Serienkiller-Thrillers, dennoch braucht sich „Die Blutlinie“ vor seinen Konkurrenten nicht zu verstecken. Der Hinweis, ein Roman sei nichts für schwache Nerven, ist im Fall dieses Romans übrigens gar nicht mal so falsch, denn die von McFadyen geschilderten einzelnen Misshandlungen sind mitunter hart an der Schmerzgrenze – es wird ausgeweidet, aufgeschlitzt, zerhackt, zerstückelt, erwürgt, erschlagen.
Die Gewalt spielt sich übrigens nicht nur auf physischer, sondern vor allem auf psychischer Ebene ab, denn aufgrund der zuvor geschilderten Brutalität macht alleine die Frage, in welchem Ausmaß der Täter beim nächsten Mal zuschlägt – und inwieweit McFadyen den Leser mit den dazugehörigen Einzelheiten konfrontiert – einen gewissen Reiz aus. Die Art, in der Jack Junior schließlich enttarnt wird, ist zwar relativ vorhersehbar; dennoch tut sie dem stimmigen Gesamtbild kaum einen Abbruch.
Zum Ausgleich der physischen Gewalt baut der Autor zuweilen radikal wirkende Tempobrüche ein, die aber trotzdem nicht fehl am Platz wirken. Die ersten vierzig Seiten bieten einen intensiven (und trotz der Gegenwartsform stimmungsvollen) Einblick in das angeschlagene Seelenleben von Protagonistin Smoky Barrett – erst ab da wagt sie es überhaupt, ihren alten Arbeitsplatz wieder zu betreten. Diese Schilderungen sind in der Regel sehr eindringlich; nur einmal rutscht sie ein wenig ins Klischeehafte ab – und das, obwohl das Handlungskonstrukt „bester FBI-Agent tritt durch einschneidendes Erlebnis aus dem aktiven Dienst und kehrt zurück“ nun wirklich nichts Neues bietet.
So gut der Plot ist: Gewisse Schwächen haben dafür die Charaktere um Smoky Barrett, denn ihre Truppe beim FBI wirkt zum Teil wirklich wie eine Zusammenstellung der tollsten Superhelden der Welt, die sich untereinander natürlich ganz doll lieb haben. Einzig und allein Agent und Superhirn James, der übrigens gewisse Ähnlichkeiten zu der Figur des Dr. Spencer Reid bei der TV-Profiler-Serie "Criminal Minds" aufweist (nur, dass dieser nicht ganz so sozial schwach ist), fällt hier ein wenig aus dem Rahmen und scheint über ein gewisses Potenzial zu verfügen. Dafür nutzt McFadyen am Rande mitlaufende, private Nebenhandlungen nicht als wertloses Füllmaterial, sondern verstrickt diese auf gelungene Art und Weise mit dem Fall, ohne, dass dieser Handlungsstrang konstruiert oder lächerlich wirkt.
Fazit: Ein erstklassiger Serienkiller-Thriller, der sich weit aus der Masse an Romanen mit ähnlicher Thematik hervorhebt. Sehr empfehlenswert!
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Freitag, 2. Januar 1970
Url: http://www.blutlinie.de
Donnerstag, 1. Januar 1970
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