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Geheimbünde

Abgelegt unter Literatur
Mittwoch, 21. November 2007

41v48kx2ehl_ss500_.jpgKlaus-Rüdiger MaiGeheimbünde

Lübbe, Deutschland, September 2006

Hardcover, 280 Seiten, 18 Euro, Sachbuch

ISBN 978-3785721483

Wem läuft bei Namen wie dem Prieuré de Sion, den Illuminaten oder auch den Freimaurern, dem Opus Dei oder den Rosenkreuzern kein Schauer über den Rücken?

Geheimbünde beschäftigen die Menschen auf vielen Ebenen des täglichen Lebens. Keine Katastrophe, kein Anschlag, ohne dass jemand sofort an das Wirken eines Geheimbunds denkt. Meist sind es die Illuminaten, die herhalten müssen. Nicht erst seit Dan Browns Roman "Illuminati" sind sie in aller Munde, auch zuvor fürchtete man jene von Adam Weishaupt gegründete

Organisation, die in Wahrheit in den Wirren der Französischen Revolution unterging. Selbst die schrecklichen Anschläge vom 11. September 2001 wurden den Erleuchteten zugeschrieben, war das Datum doch zu verlocken. Schließlich ergaben die Zahlen des Datums – 11 + 9 + 2 +1 – die Zahl 23; seit jeher angeblich die Zahl der Illuminaten.

Doch was steckt wirklich hinter der von Autoren wie Brown geschürten Angst vor Geheimbünden? Wie steht es um die Welt, in der solche Vereinigungen ihr Unwesen treiben? Wer regiert die Menschen? Sind es die vom Volk gewählten Politiker oder doch eher die geheimen Seilschaften wie uns Filme und Romane glauben machen wollen? Genau diesen Fragen geht Klaus-Rüdiger Mai in seinem Buch nach. Dabei spart er keinen der populären Geheimbünde aus und scheut sich auch nicht, Namen zu nennen und Verkettungen aufzuzeigen. Manches von dem, was dabei zutage tritt, ist erschreckend ...

Um eines gleich zu Beginn klar zustellen – Verschwörungstheoretiker werden dieses Buch nicht mögen. Denn Klaus-Rüdiger Mai begeht nicht den Fehler, die weit verbreiteten Halbwahrheiten und Spekulationen neu aufzuwärmen, um ein düstereres Bild einer von Geheimbünden regierten Menschheit zu zeichnen, in der die Mächtigen kaltblütig morden und der Bürger nur ein Spielball höherer Interessen ist. Stattdessen bemüht sich der Autor um eine objektive Sicht auf das Phänomen der Verschwörungstheorien und entlarvt, wo Lügengespinste, gescheiterte Vorsätze und Verdächtigungen, aber auch bewusste Manipulationen zu der Annahme führten, Geheimbünde seien am Werk. Er geht auf die Ursprünge der Freimaurer und Rosenkreuzer ein, erzählt in einem lockeren Plauderton über die Gründung der Erleuchteten und die Idee eines Franzosen, einen Ritterorden nach alter Tradition zu gründen – den Prieuré de Sion. Ohne auf die Gefühle jener Rücksicht zu nehmen, die Verschwörungen brauchen wie die Luft zum Atmen, deckt er den Mythos auf, der manche Bünde seit Jahrhunderten umgibt.

Auf der anderen Seite zeigt Mai aber auch, wo tatsächlich Geheimbünde am Werk sind, welche Skandale und Morde durch sie verursacht oder verhindert wurden und wie weit ihre Verstrickungen, teils auch mit dem organisierten Verbrechen, doch reichen.

Der Stil, dem sich der Autor bedient, ist locker und gut zu lesen, gespickt mit ironischen und humorigen Einwürfen. Es macht Spaß, den verschlungenen Pfaden menschlicher Einbildungskraft zu folgen, dann aber auch wieder bestürzt zu sehen, welches Grauen manche Veröffentlichungen wie Die Protokolle der Weisen von Zion auslösen können. Waren sie doch u.a. ein Argument, mit dem Hitler die Judenverfolgung rechtfertigte.

Auch weiß der Autor mit gut recherchierten geschichtlichen Fakten zu punkten. Der weg von nationalem Bewusstsein, den Burschenschaften hin zu Geheimbünden ist interessant nachzuvollziehen und gibt einen Einblick in ein Stück deutsche Geschichte, das so nicht jeder kennen dürfte.

Am Ende des Buches weiß der Leser, welche Kräfte tatsächlich am Werk sind und welche in das Reich der Legenden gehören.

Fazit: Ein unterhaltsam geschriebenes, sehr informatives Buch zum Thema Geheimbünde, das sich angenehm von anderen Werken dieser Art unterscheidet, da es nicht nur bekannte, weit verbreitete Mythen neu erzählt. Für Verschwörungstheoretiker nur sehr bedingt geeignet.

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