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Begonnen: Die Neue Schatzjägerin - Das Relikt aus einer anderen Welt
Hier nun eine Leseprobe. Es handelt sich dabei um das erste Kapitel, frisch aus der Produktion.
Der Tod saß neben Jaqueline Berger.
Die Schatzjägerin und Agentin hatte es bereits gespürt, als sich der Mann neben sie setzte. In den letzten Jahren waren ihre Sinne extrem geschärft worden. Ihre Instinkte warnten sie vor einer möglichen Gefahr, lange bevor sich diese in all ihrer Grausamkeit offenbaren konnte.
Daher wusste sie auch nun, dass der Mittvierziger, der sich äußerlich kaum von jedem anderen, x-beliebigen Geschäftsmann hier in der Business-Class der Maschine unterschied, einem sehr exklusiven Gewerbe nachging.
Dieser Mann handelte mit dem Tod, und er brachte ihn Menschen, die dafür nicht bereit waren oder gezahlt hatten.
Jemand anderes beglich die Rechnung für sie, so dass sie die Dienstleistungen dieses Gentleman weder ablehnen noch erahnen konnten. Zumindest dann nicht, wenn der Auftraggeber einen kurzen, schmerzfreien Tod bestellt hatte.
Jaqueline ahnte auch, dass dies in diesem Fall nicht geschehen war. Ein Killer konnte aus dem Verborgenen agieren, sich auf ein Hausdach legen und die Zielperson mit einem Schuss exekutieren. Eine Kugel, die schneller war als das Verstehen oder der Schmerz.
Dass eben dieser Hitman nun neben ihr saß, auf dem Flug von New York City nach Addis Abeba mit Zwischenstopp in Frankfurt, ließ zwei Möglichkeiten zu. Entweder, die Hintermänner wollten, dass sie sich ihres Endes voll bewusst wurde, oder ihr Killer wollte sie auf eine möglichst unscheinbare Art vom Leben zum Tode befördern, wahrscheinlich mit Gift. Eine kleine Dosis eines hoch wirksamen Toxins, injiziert in ein Getränk oder in das Dessert des Lunchs, und schon starb sie an einem plötzlichen Herzinfarkt.
Jaqueline wusste exakt, wie man in solch einem Fall vorgehen musste. Schließlich war sie selbst eine Vollstreckerin der Geheimdienste und hatte den Tod auf diese oder auf eine andere Weise gebracht.
Seit mehr als einer Stunde behielt sie den Mann im Blick. Unauffällig, aus den Augenwinkeln. Noch hatte er sich nicht verdächtig verhalten. er sah da, Kopfhörer auf den Ohren und die Augen auf den kleinen Bildschirm gerichtet, der sich unmittelbar vor ihm befand. Das Programm bestand aus einer Mischung belangloser Filme. Komödien, Action und ein Drama. Nichts, was Jaqueline interessiert hätte. Darum verzichtete sie darauf, sich die Streifen anzuschauen. Stattdessen las sie in einem Buch über Aliens, die einst diesen Planeten besuchten. Erich von Däniken, der Verfasser, ging von außerirdischem Leben aus. Damit traf er exakt des Pudels Kern, lag aber gleichzeitig weit daneben. Denn diese Aliens, aus denen später die Götter der Menschheit wurden, waren nicht von fremden Planeten gekommen, sondern aus fremden Welten.
Streng genommen machte dies jedoch keinen Unterschied. Alien blieb Alien, und überlagen waren sie Menschen damals allemal.
Nun ja, eigentlich waren sie das noch immer. Viel geändert hatte sich nicht, und so manch einer verehrte die Aliens noch immer als Götter. Bist du nur stark genug, bist du für manche ein Gott.
Jaqueline verspürte zwar keine Lust, selbst zu einer solchen Göttin zu mutieren, begriff das zugrundeliegende Konzept jedoch sehr wohl.
Ihr hätte schon eine Waffe gereicht, um den Mala’aks kräftig in den Hintern treten zu können. das hätte ihr den Tag verschönt.
Das Essen wurde serviert. Auf einem Tablett befand sich die komplette Mahlzeit, angefangen über die Suppe bis hin zum Dessert. Ein halber Liter Mineralwasser wurde gereicht, verpackt in einen Tetra-Pak.
Jaqueline legte das Buch beiseite, streckte sich und nickte ihrem Nebenmann freundlich zu. Dieser erwiderte den Gruß, während er seine Suppe aufdeckte.
Mal sehen, ob ich dir nicht eine gute Gelegenheit bieten kann. Sie legte ihre Datenbrille auf das Tablett, entschuldigte sich rasch und verließ ihren Platz, um die Toilette aufzusuchen.
Schon auf dem Weg dorthin nahm sie ihr X-Gerät zu Hand und aktivierte den Übertragungsmodus der in der Brille eingebauten Kamera.
Sie sah ihren Sitznachbarn, der sich mit seinem Essen beschäftigte. Wollte er sie vergiften, dann durfte er sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
Jaqueline schloss die Tür der Hygienezelle ab, nahm auf dem Sitz der Toilette Platz und wartete. Dabei ließ sie den Monitor des X-Geräts nicht aus den Augen.
Einen Moment zögerte ihr Sitznachbar noch. Dann schaute er sich vorsichtig um, nahm einen Kugelschreiber aus der Innentasche seines Jackett und richtete die Spritze auf Jaquelines Suppe. Doch keine Tinte schoss aus dem vermeintlichen Schreibgerät, sondern eine klare Flüssigkeit. Nur ein paar Milliliter, aber Jack zweifelte nicht an deren Gefährlichkeit.
Na also.
Jaqueline wusch sich die Hände und verließ den Raum wieder. Abermals nickte sie ihrem Killer freundlich zu, während sie sich auf ihren Platz setzte.
»Für wen arbeiten Sie?«, fragte sie beiläufig, griff nach ihrem Wasser und öffnete die Packung. Smalltalk während des Essens war in einem Flugzeug nicht ungewöhnlich, selbst wenn man seinen Nebenmann nicht kannte.
»General Motors«, erwiderte der Killer. Auch er öffnete sein Getränk. »Ich steige bereits in Frankfurt aus.«
»Erstaunlich«, gab sich Jaqueline unbekümmert. »Ich wusste nicht, dass General Motors ein Interesse an meinem Ableben hat. Bei all den Feinden, die ich mir im Laufe meines Lebens gemacht habe, standen die Autobauer aus Detroit wahrlich nicht auf meiner Liste. Vielleicht hätte ich mir letztes Jahr keinen Mercedes kaufen sollen?«
»Wie meinen Sie das?« Die Stimme des Hitman klang unsicher.
»Sie sind mir in die Falle gegangen. Die Sonnenbrille ist weitaus mehr als ein Augenschutz. Sie dient auch als Kamera, die Bilder über weite Strecken auf meinen PDA schickt. Ich konnte sehen, was Sie während meiner Abwesenheit taten. Davon abgesehen wusste ich schon, womit Sie Ihr Geld verdienen, als Sie sich neben mich setzten.«
Jaqueline griff nach ihrer Suppe und schaute sie an. Sie duftete köstlich. Pilzstückchen schwammen in ihr. Für einen Moment kam ihr der Gedanke, die Suppe zu essen. Vermutlich schmeckte sie das Gift nicht einmal. Ein kurzer Schmerz, wenn ihr Herz aussetzte, etwas Übelkeit und Atemnot, gefolgt von universellem Frieden. Gab es ein Leben nach diesem, konnte es nur besser sein. Wenn nicht, musste sie auch nichts befürchten.
Der Gedanke, ihrem Leben auf diese Weise ein Ende zu bereiten, erschien ihr verlockender mit jeder Sekunde, die sie darüber nachdachte.
»Sie wissen, wer mich schickt. Meine Auftraggeber können sich keinen weiteren Fehlschlag leisten. Das würde Er nicht dulden. Die Regeln haben sich geändert, Doktor Berger.«
»Ja, das ist wohl so.« Jack stellte die Suppe wieder beiseite. Sie sehnte sich den Frieden herbei, den der Tod versprach. Sie war bereit, ihr Leben zu beenden. Aber nicht so, nicht durch Suizid. Wenn, dann sollte sich der nächste Killer verdammt noch mal anstrengen, um sie zu töten. »Damit kommt es zu einer Eskalation, die ich nie wollte. Schade ...«
Die Situation nahm unwirkliche Züge an. Der Killer musste seinen Job zu Ende bringen, sie hingegen wollte überleben. Jemand würde den nächsten Schritt tun müssen. Einen Schritt, der nicht unbemerkt bleiben konnte.
Sie trug einen Ausweis des MI6 in der Tasche.
Der Killer nicht.
Sie hatte sich bei dem anwesenden Sky-Marshal ausgewiesen und ihre Waffe vorgezeigt.
Der Killer nicht.
Noch bevor der Killer begriff, schlug Jaqueline zu. Ihr Ellenbogen krachte gegen seinen Kehlkopf und zertrümmerte diesen.
Die Augen des Mannes weiteten sich, er röchelte und wollte nach Luft schnappen.
Vergebens.
Ohne das geringste Mitgefühl umfasste Jack den Kopf des Mannes. Ein scharfer Ruck zur Seite und gleichzeitig nach hinten, ein hässliches Knacken – schon erschlaffte der Körper des Killers.
Noch während der Hitman starb, griff sie nach ihrem Ausweis, um eine aufkeimende Panik im Keim zu ersticken. Sie rechnete mit hysterischen Schreien, mit Panik und aufgebrachten Stewardessen.
Nichts von alledem trat ein.
Die Menschen ringsum waren so sehr mit ihrem Lunch oder dem Bordprogramm beschäftigt, dass keiner ihre kleine Aktion bemerkt hatte.
Jaqueline setzte den Mann ordentlich in seinen Sitz, stand auf und winkte den Sky-Marshal herbei. Dieser riss die Augen auf, als er die Leiche als das erkannte, was sie war.
In ruhigen Worten schilderte Jaqueline, was sich ereignet hatte. Sie übergab dem Beamten die vergiftete Suppe und zeigte ihm auch den präparierten Kugelschreiber, den der Tote noch immer in der Tasche seines Jacketts trug. Schließlich wollte sie nicht, dass sich ihre Fingerabdrücke auf dem Mordinstrument befanden.
Sie kamen darüber ein, den Toten an Ort und Stelle zu belassen. Ihn beiseite zu schaffen hätte nur für Panik gesorgt.
Jaqueline wechselte den Platz, nahm ihr Essen und die Suppe des Toten mit und begann ihr Lunch, während die Maschine über den Wolken dahin glitt. Unter ihr erstreckte sich das scheinbar endlose Meer, die Sonne schien durch die kleinen Fenster der Maschine.
Ihr müsst euch schon anstrengen, wenn ihr mich töten wollt. So einfach mache ich es euch nicht. Sie hoffte, dass der nächste Killer mehr Glück haben würde. Sie wollte nicht mehr töten, nicht mehr kämpfen und auch nicht mehr Artefakten nachjagen.
Sie war so unendlich müde.
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