Heuschrecken im Internet
Gibt man www.horror.de in die Adresszeile des Browsers ein, so kommt man nicht auf eine Webseite zum entsprechenden Thema, sondern auf die eines Domainverleihs. Auch horror-buch.de wurde auf diese Weise registriert, ebenso zahlreiche andere Domains. Wer ein echtes Interesse an diesem Thema hat, schaut folglich in die Röhre, da Heuschrecken die Domains registriert haben, um damit die schnelle Mark zu machen. Um es deutlich zu sagen - ich verabscheue solche Firmen. Obwohl mein Zorn gegen diese Domain-Piraten noch übertroffen wird von jenem, den ich im Bezug auf Kirchberg Logistik GmbH empfinde. Der Hintergrund:
Besagte Firma betreibt kostenpflichtige Portale (etwa Sexyfilms.de) mit pornographischem Inhalt. Dabei muss sich das Unternehmen, da es in Deutschland ansässig ist, an den deutschen Jugendschutz halten. Entsprechend sind ihm jene Portale ein Dorn im Auge, die nicht in Deutschland sitzen und darum auch nicht dem deutschen Gesetz unterliegen. Denn Angebote wie Youporn bieten - Youtube nicht unähnlich - kleine Videoschnipsel, sowohl von privaten Usern als auch von Firmen, ergo Trailer etc. Und dies kostenfrei, ohne Alterscheck. Der USer muss lediglich bestätigen, dass er alt genug ist, um sich den Inhalt anzusehen. Da die Kirchberg Logistik GmbH nicht an Youporn heran kommt, haben sie nun eine einstweilige Verfügung gegen Arcor erwirkt, damit diese den Zugang zu Youporn sperren. Unter dem Deckmantel des Jugendschutzes verlangt (und bekommt) also ein Unternehmen Internet-Zensur. Kann man den Urheber einer Seite nicht belangen, wird eben der Zugang gesperrt. So einfach ist das, so schnell wird auch in Deutschland Zensur eingeführt.
Dabei zeigt sich gerade in diesem Fall deutlich die Diskrepanz zwischen deutschem Jugendschutz und der Realität im Internet. Man kann eben nicht deutsches Kleinbürgertum auf andere Länder übertragen. Der einzige Weg wird also tatsächlich sein, das Internet zu zensieren, um die Jugend zu schützen. Wirklich erschreckend ist jedoch, dass hier ein Unternehmen den Jugendschutz als Deckmantel nutzt, um seine geschäftlichen Interessen durchzusetzen. Eine weitere Form des Internet-Heuschreckentums, die man mit Boykott bestrafen müsste. Da zu dieser Gruppe laut Spiegel auch Amovie und Netleih gehört, gibt es viele Ansätze, den Verantwortlichen ein deutliches STOPP entgegen zu schleudern.
Zumal es hier zwar um Jugendschutz geht und da manche eifrig nicken mögen. Doch wenn Zensur aus geschäftlichen Gründen einmal eingeführt ist, ist sie auch in anderen Bereichen möglich. Was einem Unternehmer nicht in den Kram passt, wird zensiert. Freie Musik zum Beispiel könnte zensiert werden, denn schließlich wollen die Plattenbosse ihre überteuerten CDs los werden und Downloadanbieter ihre DRM-verseuchten Stücke für viel Geld vermieten.
Einmal salonfähig gemachte Zensur ist wie ein Krebsgeschwür und greift um sich. Die Unternehmen müssen begreifen, dass das Web nicht ihnen gehört, sondern den Nutzern. Und die wollen eines sicherlich nicht - Zensur und Einschränkungen.
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Donnerstag, 1. Januar 1970
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