Rezension: Der siebte Tod
Der siebte Tod
von Paul CleaveKrimi/ Thriller
Originaltitel: The Cleaner
Übersetzung: Martin Ruf
Heyne Taschenbuch
415 Seiten/ 8,95 €
ISBN: 978-3453432475
Mai 2007
Wenn Joe mal nicht in der Polizeistation putzt oder sich mit seinen zwei Goldfischen beschäftigt, schlüpft er in die Rolle des „Schlächters von Christchurch“; eines Serienkillers, der in der neuseeländischen Stadt Frauen umbringt. Doch irgendjemand hat ihm einen Mord in die Schuhe geschoben – und genau denjenigen will Joe nun finden. Also macht sich der Serienmörder auf die Jagd nach dem Nachahmer…
Wie bei so vielen anderen Romanen auch, ist meine Meinung über Paul Cleaves Debüt-Roman „Der siebte Tod“ eher zwiegespalten. Einerseits bietet der Roman unheimlich interessante Einblicke in die Gedankenwelt eines Serienmörders – da hat sich Paul Cleave für sein Debüt etwas wirklich Interessantes einfallen lassen, was sich auf jeden Fall deutlich aus der Masse der belanglosen Serienmörder-Krimis, die ganz nach Schema F ablaufen, hervorhebt. Andererseits bietet der Roman kaum Überraschungen. Das liegt zum einen an dem Vorschautext, der im Buch auf Seite 2 gedruckt wurde. Inzwischen bin ich tatsächlich geneigt, bei Büchern des Random House Verlags ausschließlich den Klappentext zu lesen – wozu das Buch kaufen, wenn die Vorschau eh schon die wesentlichen Ereignisse des Romans spoilert? Hier geht eine ganz klare Kritik an diese mangelhafte Arbeit – denn so wurde mindestens ein Überraschungseffekt zur Mitte hin zunichte gemacht.
Aber auf der anderen Seite bietet die Story – den Klappentext ganz ausgenommen – an sich schon kaum Überraschungen. Das einzige, was wirklich interessant ist, ist Serienkillers Joes Gedankenwelt, denn das Motiv des Täters – das, auch wenn es leider nur am Rande erwähnt wird – ist weder neu noch originell.
„Der siebte Tod“ lebt praktisch ausschließlich durch seine Hauptfigur bzw. die tiefen Einblicke in das Innere eines Serienmörders und den ganz eigenen, fast schon einer Parodie ähnelnden Humor des Buches. Joes Eindrücke über die Welt sind einfach nur köstlich; das kann man nicht anders sagen. Das ist aber auch der springende Punkt: Diese Eindrücke sind zwar herrlich und zum Teil wirklich urkomisch, aber sie erzeugen kaum Spannung bzw. können diese nicht das ganze Buch über halten. Natürlich will man schon wissen, wer nun warum der Nachahmer ist und wie das Ganze überhaupt endet, aber das ist eher zweitrangig – und das wiederum das Problem des Buches.
Man bekommt während des Lesens den Eindruck, Cleave konnte sich nicht so recht entscheiden, ob er nun eine Parodie auf die zahllosen Serienkiller, die den Buchmarkt aktuell überschwemmen, schreiben sollte oder einen wendungsreichen Thriller. Das Ende ist dabei leider eher weniger geglückt. Eine kleine abschließende Wendung wirkt auf mich zu gezwungen und unglaubwürdig – und die letzten Geschehnisse des Buches in Form eines Zeitungsartikels zu veröffentlichen, halte ich für nicht sehr gelungen.
Das größte Problem von „Der siebte Tod“ ist eindeutig, dass sich Paul Cleave den Anspruch herausgenommen hat, einen THRILLER zu schreiben. Denn ein Grundelement fehlt dem Roman weitgehend: Die Dramatik, die Wendungen, die Überraschungen, eben der ‚Thrill’. Hätte er eine reine Parodie geschrieben, hätte dieser Roman volle zehn Punkte bekommen – wenn man hier allerdings Thriller-Maßstäbe anlegt, geht dieser Roman weitgehend baden, denn, wie gesagt: Er lebt ausschließlich durch die Hauptfigur. Nicht durch die Spannung. Das Motiv von Serienkiller Joe ist nämlich nicht wirklich originell. Das wurde schon hunderte, tausende Male wesentlich besser dargestellt – es gibt etliche Jerry-Cotton-Romane, die origineller waren. Was aber originell ist, ist Joes Sicht der Dinge.
Fazit: Ein solider Serienmörder-Thriller, der weitgehend ohne überraschende Wendungen auskommt. Die auf der Rückseite des Buches angekündigte „Sensation“ ist er meiner Meinung nach aber mit Sicherheit nicht. Was ich einzig und allein bemerkenswert fand ist, dass hier die von mir sonst so verhasste Gegenwartsform nicht sonderlich stört, sondern eher eine psychopathische Stimmung erzeugt und dem Roman ein gewisses Tempo verleiht.
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