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Rezension: Zodiak – Der Horoskop-Mörder (1. Teil)

Samstag, 15. September 2007

zodiak.jpgLand/Jahr: Deutschland, 2007Regie: Andreas ProchaskaGenre: Krimi/ThrillerSchauspieler: Alexandra Neldel (Esther), Friedrich von Thun (Gabriel Fischer-Hellwarth), Fritz Karl (Anton Keller), Bernhard Schir (Peter Fischer-Hellwarth), Pippa Galli (Barbara), Corinna Kirchhoff (Ursula Nentwig), Maximilian Schmiedl (Spangemann), Claudia Mehnert (Marion Fischer-Hellwarth), Konstantin Reichmuth (Adrian)Länge: 90 MinutenFSK ab 12Drehbuch: Eva Spreitzhofer

 

Heutzutage ist nichts einfacher, als eine Mordserie zu starten, könnte man meinen. Die Masse an Frauen und Männern, die nachts nichts Besseres zu tun haben, als einem Serienkiller über den Weg zu laufen, ist schier unglaublich groß. Genauso groß ist allerdings auch die geradezu inflationär ansteigende Anzahl an Romanen und Filmen mit dieser Thematik.

 

Sat.1 hat nach dem Flop im Herbst 2006 mit „Blackout – Die Erinnerung ist tödlich“ in diesem September eine weitere Edel-Produktion ins Rennen geschickt. Die vierteilige Event-Produktion „Zodiak – Der Horoskop-Mörder“ handelt von einem Serienmörder, der in einer angesehenen Familie wütet – und Esther, die uneheliche Tochter des reichen Papas Gabriel Fischer-Hellwarth, ist mitten drin …

 

So viel zum Inhalt des 1. Teils – dabei ist es allerdings auch geblieben, da mir meine Zeit für den Rest zu schade war/ist. Fangen wir diesmal mit dem Positiven  an: Der Film war nach zwei Stunden vorbei.

 

Der Anteil an Negativem ist allerdings ungleich höher. Man sollte doch ernsthaft meinen, dass Sat.1 nach dem Blackout im letzten Jahr endlich dazu gelernt hat und mehr Wert auf Qualität beim Drehbuch legt - Pustekuchen. Mal wieder zeigt sich die erste Grundregel für einen guten Film: Das Drehbuch ist das Fundament, die Story muss stimmen. Die schauspielerische Leistung kann noch so schön sein – wenn das Drehbuch in die Länge gezogen und langatmig ist, ist Hopfen und Malz verloren und der Film kann nur noch in absoluten Ausnahmefällen vielleicht eine durchschnittliche Produktion werden. So auch bei „Zodiak“.

 

Die Story kann man nur als grottenschlecht bezeichnen. Selbst der schlechteste „Jerry Cotton“-Krimi steht noch in einem besonders positiven Licht angesichts dieses Films – das einzige, was hieran ein Event ist, ist wohl der wahnsinnige Werbeaufwand, den Sat.1 zu einem solchen Langweiler betrieben hat. Wer dachte, nach 15 schier endlos langatmigen Minuten, bis endlich mal was Richtiges passiert bzw. jemand ermordet wird, sei der Spuk vorbei und die Action ginge los, hat sich getäuscht. Stattdessen redet der Drehbuchautor ein bisschen zu viel des Guten. Die Familien-Story, die hinter „Zodiak“ steckt, ist nicht nur extrem verworren, sondern vor allen Dingen schlicht und ergreifend langweilig. Dass die Familien-Verhältnisse zum Teil verwirrend sind, hat man wohl auch bei Sat.1 erkannt und sogar auf der Homepage einen Stammbaum veröffentlicht. Davon abgesehen ist diese Familien-Story nicht wirklich interessant, sondern wirkt mehr wie zäher Füllstoff. Dass zum Schluss auch noch extrem hanebüchene Zufälle ins Spiel kommen, merkt man dabei kaum noch…

 

Die Ankündigung, niemand werde vor dem Finale erraten, bei wem es sich um den ZODIAK handelt, dürfte sich übrigens wohl tatsächlich bewahrheiten – denn bei den vielen Personen ist es praktisch unmöglich, vor dem Finale auf den Täter zu kommen. Das macht die Story aber wiederum auch uninteressant: Wozu mitraten, wenn sowieso derart viele Figuren auftauchen, dass der ganze Reiz verloren geht? Hier hat man für meine Begriffe klar übers Ziel hinaus geschossen.

 

Kurzum: Hier kann nur noch eine schauspielerische Leistung helfen. Doch auch da war der Wunsch der Vater des Gedanken. Eins muss man Alexandra Neldel lassen – sie hat ein Händchen für furiose Auftritte. Bei „Verliebt in Berlin“ hielt scheinbar die halbe Welt den Atem an, als es um die Frage ging, wen sie nun mit ihrem Jawort bestraft – und bei „Zodiak“, wer ihrer Familie ans Leder will. Leider kann auch Neldel kaum überzeugen. Sie mag die Lisa Plenske bei „Verliebt in Berlin“ gut dargestellt haben und als Telenovela-Darstellerin taugen, aber als richtige Schauspielerin in „richtigen“ Filmen ist sie allerhöchstens Mittelklasse – sie hat mich persönlich nicht überzeugt, ganz im Gegenteil. Schuster, bleib bei deinen Leisten, fällt mir dazu nur ein. Bei diesem Vergleich sieht man übrigens schon stark, wie wichtig ein qualitativ gutes Drehbuch ist: Aus jetziger Sicht dürfte der einzige Grund für die kurzzeitige große Beliebtheit von Alexandra Neldel in ihrer Rolle als Lisa Plenske liegen, was wiederum den Drehbuchautoren zu verdanken ist – die Schauspielerin hätte aber auch Hanna Schmidt aus L. sein können.

 

Mit Quoten des „Halstuch“-Krimis hat in Berlin wohl niemand gerechnet. Trotzdem ist es mehr als verwunderlich, dass die Quoten vom 1. auf den 2. Teil so gehalten werden konnten. Im Namen der Qualität wären hier eigentlich Einschalt-Quoten wünschenswert gewesen, gegen die die Marktanteile von „Alles Betty“ (wer die Sendung nicht kannte – was keine große Kunst wäre, da sie nur zwei Wochen lang ausgestrahlt wurde: „Alles Betty“ war das amerikanische Pendant von „Verliebt in Berlin“ und hatte am Freitagabend selbst für Sat.1-Verhältnisse extrem schlechte Quoten) im Nachhinein traumhaft erscheinen. Nein, so produziert man keine guten Filme. Auch der gut gemeinte, aber total schief gelaufene Cliffhanger des ersten Teils kann da nichts mehr rausreißen – außerdem ist die Lovestory im Film störend, das Tempo fehlt komplett. So schreibt man keine guten Drehbücher - sechs, setzen!

 

 

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