<- Zurück zu: Home

Die Sache mit der Verantwortung

Dienstag, 4. Juni 2013

Wenn man als Web-Magazin den Text eines anderen auf seiner Webseite veröffentlicht, hat man nicht nur seinen Lesern gegenüber eine gewisse Verantwortung, sondern auch demjenigen gegenüber, der den Text eingereicht hat.

Der Leser kann erwarten, dass die präsentierten Fakten stimmen und der Text gut lesbar dargeboten wird.
Jener, der den Text einreichte, kann sich darauf verlassen, dass jemand vor der Veröffentlichung Hand anlegt, damit er als Autor nicht blamiert wird.

So ist es die Regel - außer, es handelt sich um den Zauberspiegel.

Dort wird auf die Seite gebracht, was eben reinkommt. Ohne auf die Texte zu achten, ohne auf die Fakten zu achten. Egal, so lange man jeden Abend ein tolles Update hat, ist der Rest egal. Masse statt Klasse, Qualität wird überbewertet und wen kümmert schon, ob der Mist auch stimmt oder sich der Autor am Ende blamiert hat?

So kommt es, dass zum Beispiel aus amerikanischen Figuren plötzlich Engländer werden. Oder sich eine Autorin bei einer Buchpräsentation durch ihren Artikel derart disqualifiziert, dass man lieber kein Buch von ihr kaufen möchte.

Wobei mir der Umstand, dass es sich bei besagter Autorin um eine Italienerin handelt, sehr wohl bewusst ist. Nun werden gut meinende Leser sagen, dass man in solch einem Fall nachsichtig sein muss.
Wäre es nur ein Artikel, würde ich dem zustimmen. Da es jedoch um einen von ihr veröffentlichten Roman geht, für den der Leser über sieben Euro zahlen soll, kann ich das leider nicht gelten lassen. Wer die Sprache nicht beherrscht, sollte lieber in seiner Muttersprache schreiben. Zumindest, wenn er Geld möchte!

Wie dem auch sei – kommen wir zurück zum Zauberspiegel und dem besagten Artikel.

Autorin Finisia Moschiano stellt darin ihre Serie ‘Kunoichi’ sowie den ersten Band mit dem Titel ‘Skelett des Todes’ vor und es ist offensichtlich, dass niemand einen korrigierenden Blick auf den Text geworfen hat. So heißt es zum Beispiel:

[...] Dort habe ich vor einer Woche mein Buch veröffentlicht. Kunoichi. Es ist eine brandneue Horror-Fantasy-Serie. Diese möchte ich hier vorstellen. Aber auch in anderen Genres bin ich zu hause. Bei meiner Serie Kunoichi ist es etwas anderes. Die Serie liegt mir im Herzen. […]

Meine Heldin ist eine Ninja, weil ich mir dachte. Es ist mal was anderes. Viele haben ja Geisterjäger, Dämonenjäger, Dämonenkiller und was so sonst alles gibt und gab.

Dieser Artikel hat das Ziel, Leser für den Roman zu begeistern. Mal ehrlich – muss man eine Autorin auf diese Weise auflaufen lassen?

Es ist offensichtlich, dass sie mit der deutschen Sprache so ihre Schwierigkeiten hat. Das geht nicht nur aus dem Artikel hervor, sondern auch aus der Leseprobe, auf die sie hinweist. Schon gleich zu Beginn heißt es dort:

Es war Mitternacht. Die nahen Kirchenglocken erklangen, Punkt Zwölf. Der Klang störte die nächtliche Ruhe. Ein kleines Mädchen namens Milani mit pechschwarzen Haaren, wachte eben aus ihrem Tiefschlaf auf. Sie blickte nach links und nach rechts, da Milani niemanden sah, weinte sie los. Vom Alter schätzte man sie auf 5 oder 6 Jahre. Nun weinte Milani auch schon fast nicht mehr, aus ihren blauen Augen kamen noch die letzten Tränen. Sie richtete sich auf, vor ihren Beinen erblickte Milani eine kleine Schatulle.

Das Buch hätte in dieser Form nie das Licht der Welt erblicken dürfen. Da es jedoch bei einem DKZ-Verlag erschien, kam es in den Handel – und wird nun von der Autorin hoffnungsvoll angepriesen, ohne dass ihr jemand sagte, dass der Text in dieser Form nicht sonderlich gut ist.
Die Ideen mögen gut sein und wer weiß – in ihrer Muttersprache hätte die Autorin ihre Fantasien vielleicht sehr viel besser umsetzen können. So aber schrecken Artikel und Leseprobe ab.

Traurig auch, dass die Autorin dies offenbar trotz der negativen Kommentare unter dem Artikel nicht erkennt. Sie schreibt, die Kritiker seien neidisch. Anschließend gibt sie ihrem Verlag die Schuld. Aber – ehe man ein Werk veröffentlicht, muss man selbst einen guten Text verfassen. Sicher, der Verlag hätte das Machwerk nicht annehmen dürfen. Aber solch eine Entscheidung ist bei einem DKZ-Verlag nicht zu erwarten. Dort geht es nur darum, hoffnungsvollen Autoren das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Schlimm ist, dass der Zauberspiegel der Autorin nicht nur eine Plattform bot, um das Buch zu bewerben, sondern sie dann auch noch blamierte, in dem die Verantwortlichen den Text unredigiert veröffentlichten. Schon traurig, wenn einem die Texte auf der eigenen Webseite derart egal sind …

 

<- Zurück zu: Home

+ Kommentar verfassen
W. Brandt /
Freitag, 7. Juni 2013
Muss eine Geschichte immer ein Ende haben? Kann denn eine Kurzgeschichte nicht einen offenen Schluss besitzen und der Leser dadurch animiert werden, zwischen den Zeilen zu denken? Diese Merkmale einer Kurzgeschichte sind durchaus praktikabel und im Fall von »Kidnapping« durch Hanno Berg aus meiner Sicht durchaus angebracht.
Bitte keine Unterstellungen, Herr Weber. Sie geraten damit schnell in Beweisnot.
Kommentar:
So ist es!
Mohnflatter /
Donnerstag, 6. Juni 2013
Gunter, die Story sollte genau so enden. Ist ja schließlich eine Kurzgeschichte. Ich hab da weder zwei Augen zugedrückt noch gar nicht erst hingesehen, sondern beim Autor nachgefragt ;-)
Kommentar:
Hatte ich mir gedacht :-) So kann einen KG eben enden …
Harald Weber /
Mittwoch, 5. Juni 2013
Der viel gerühmte Qualitätsanspruch des Geisterspiegels hat seinerseits bei Hanno Bergs Geschichte "Kidnapping" wohl auch beide Augen zugedrückt ... oder gar nicht erst hingesehen. Denn so, wie sie sich am 5.6. um 16:24 Uhr präsentiert - so läßt man einfach keine Geschichte aufhören.
Kommentar:
Ich kann nicht sehen, wo unser Qualitätsanspruch versagt hat. Ich habe die Geschichte nicht im Original vorliegen, gehe aber davon aus, dass sie genau so enden sollte - was für eine Kurzgeschichte gar nicht unüblich ist. Kurzgeschichten zeichnen sich häufig durch einen offenen Schluss aus, der den Leser zwingt, darüber nachzudenken. Das zeichnet eine Kurzgeschichte aus.
Nun mag es zwar sein, dass Ihnen ein solches Ende nicht gefällt - aber das hat nichts damit zu tun, dass die Kontrolle des Geisterspiegels versagt hätte. "Man" lässt Geschichten durchaus auf solche Weise enden. Sie können sich gerne mit dem Thema "Kurzgeschichte" befassen und werden sehen, dass dies ein legitimer Schluss ist.
Wie gesagt - ich gehe davon aus, dass die Story so enden sollte. Wenn nicht, dann werde ich dies hier erwähnen.
Abgesehen davon - selbst wenn uns ein Fehler unterlaufen wäre, könnte man dies doch nicht mit dem Artikel oder der Leseprobe vergleichen, um die es in meinem Artikel geht. Oder mit all den anderen Fehlern, die ich hier aufgezählt habe. Da man sich beim Zauberspiegel nicht einmal die Mühe macht, diese von mir aufgezeigten Fehler zu korrigieren, kann man die auch Wochen später noch nachvollziehen :-)