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Das Heavens End-Projekt (Rezension)
Astrid Pfister
Das Heavens End-Projekt
Noel-Verlag 2009
ISBN 978-3940209214, 16,90 Euro, 242 Seiten, Paperback
Cover: Chris Schlicht
Weitere Informationen unter www.noel-verlag.de
Heavens End ist ein verschlafenes Städtchen, nicht allzu weit von London entfernt. Will man von dort in die große Stadt gelangen, ist man entweder auf den eigenen Wagen angewiesen, oder aber auf eine Buslinie.
Ginge es nach dem Willen des örtlichen Bauunternehmers Bill Holloway, würde sich dies bald ändern. Denn dieser stößt bei Bauarbeiten auf eine begonnene U-Bahn-Linie, die nie fertiggestellt wurde.
Und da Holloway über gute Kontakte, Kapital und über eine Zusicherung seitens London verfügt, sich an den Kosten für den Bau der Trasse zu beteiligen, geht es auch schon bald nach seinem Willen – er erhält die Erlaubnis, via U-Bahn an den Rest der Welt anzuschließen.
Was zu beginn nach einem großen Abenteuer klingt, verwandelt sich jedoch recht schnell in einen Alptraum, denn bereits am ersten Tag kommt es zu einem Unfall. Und dieser soll nicht das letzte Unglück bleiben ...
Auch privat hat Holloway einen Kampf zu kämpfen, denn seine Tochter sowie seine Stieftochter, die seine jetzige Frau mit in die Ehe brachten, veranstalten einen Zickenterror der besonderen Art. Sie steigern sich mehr und mehr in ihren Hass, bis die Eskalation unausweichlich scheint.
Kann Holloway sein Projekt beenden? Was hat es mit den Unglücken auf sich und wie weit werden seine Töchter noch gehen?
Es gibt Bücher, zu denen findet man sofort einen Zugang. Und dann wieder gibt es Werke, die sich einem bis zum bitteren Ende nicht erschließen.
Astrid Pfisters Roman aus dem Noel-Verlag gehört leider zur letzten Gruppe. Es gelang mir nicht, einen Zugang zu der Geschichte zu finden. Wobei dies nicht unbedingt an der Story liegt, sondern wohl eher am Stil. Denn dieser Roman ist naive Malerei mit Worten. Die Handlung wird straight erzählt, eins findet zum anderen. In einem leichten Plauderton entfaltet die Autorin die Geschichte, hält sich eng an den Tagesablauf und beschreibt Belangloses ebenso ausführlich wie Kernpunkte der Handlung. Es ist, als habe man ein frühes Werk von Henri Rousseau vor sich, lange bevor er den Surrealismus für sich entdeckte. Eine traumhafte, wenngleich scharfe Zeichnung mit klaren Charakteren, die sich kaum entwickeln.
Die Story an sich ist nicht schlecht und könnte durchaus Spaß machen, wobei es hier besser gewesen wäre, die Autorin hätte sich auf einen Strang konzentriert und diesen dafür ausgebaut. Obwohl es sicher einige Leserinnen geben wird, denen die Geschichte um die beiden Töchter willkommen ist.
Dringend notwendig wäre auf jeden Fall gewesen, dass ein Lektor dieses Buch überarbeitet. Er hätte einige Längen kürzen, das Naive etwas herausnehmen und vor allem die Zeichensetzung korrigieren können. Es kann in meinen Augen nicht funktionieren, wenn Autor und Lektor ein und dieselbe Person sind. Man sieht seine eigenen Fehler nicht, geht nicht kritisch genug mit seinem Text um. Dies gilt beileibe nicht nur für Astrid Pfister, sondern für jeden Autor. Was sich der Noel-Verlag dabei gedacht hat, vermag ich nicht zu sagen. Gut getan hat es dem Roman jedenfalls nicht.
Ist das Buch also schlecht, diese Rezension ein Verriss?
Nein, denn einige Leser werden das, was mir als Schwäche auffällt, als Stärke sehen. So, wie naive Kunst ihre Anhänger hat, wird auch „Das Heavens End-Projekt“ seine Leser finden, denen die beiden Handlungsstränge gefallen, denen der Stil gefällt und die über die Längen hinweg sehen.
Fazit: Wer auf schnellere, direktere Kost steht, wird mit diesem Roman nicht glücklich. Dazu ist er zu naiv, zu seicht, zu ... schlicht. Wer hingegen solche Unterhaltung mag, kann trotz des unverschämt hohen Preises einen Blick riskieren.
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