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Zauberspiegel staunt ...
Haben die Deutschen einen Trend verschlafen, staunen sie meist mit großen Augen, sobald es doch noch bei einem "klick" macht. Gut zu sehen ist das bei einem Beitrag des Zauberspiegels. Wobei dieser Artikel hier keine Kritik am Zauberspiegel oder dem dortigen Artikel sein soll. Im Gegenteil, geschlafen haben andere. Der Artikel ist lediglich ein gutes Beispiel für eben jenes Staunen.
Es geht bei dem Beitrag darum, dass ein großer Verlag ein Buch nicht nur gedruckt in den Laden bringt, sondern gleichzeitig als kostenlosen Download anbietet. Das ganze Buch, wohlgemerkt, nicht nur eine Leseprobe. Ein für große, deutsche Verlage wohl unerhörter Vorgang, in den USA hingegen längst gängige Praxis. Beispiel dafür gibt es viele. Cory Doctorow etwa bietet seinen Roman "Little Brother" zum kostenlosen Download an, die ersten beiden Bände der Honor Harrington-Reihe von David Weber stehen zum Download bereit. Auch Scott Sigler gab seine Bücher online kostenfrei ab, wenn auch als Webcast. In Deutschland wurde das umstrittene "Stahlfront" vor Monaten auf diese Weise promoted. Der Trend aus den USA erreichte Deutschland schon, nun kommt ein Großverlag auf den Trichter. Jetzt, mit Jahren Verspätung. Aber hey, besser spät als nie, und so ist gegen das Staunen auch nichts zu sagen.
Kommerziell erfolgreich ist diese Form der Werbung. So schreibt Doctorow auf seiner Seite:
So ebooks sell print books. Every writer I’ve heard of who’s tried giving away ebooks to promote paper books has come back to do it again. That’s the commercial case for doing free ebooks.
(eBooks verkaufen gedruckte Bücher. Jeder Autor von dem ich gehört habe, der versucht hat, mit freien eBooks seine gedruckten Bücher zu promoten, kam zurück und tat es erneut. Das ist der kommerzielle Grund für freie eBooks)
Sonderlich erstaunlich ist das nicht. Der Grund, warum die meisten Menschen ein bestimmtes Buch nicht kaufen ist der, dass sie nie davon gehört haben. Sie kennen den Titel nicht. Und wenn, wissen sie nicht, ob er ihnen auch zusagt. Leseproben sind wie Trailer im Kino - man muss immer Angst haben, dass einem das Beste serviert wird. Ein Buch hingegen, dass man komplett runterladen, lesen und an seine Freunde geben kann, oder das man sogar mit einem Review in seinem Blog bekannt macht, ist eine ganz andere Sache. "Hey, ich habe hier was, das könnte euch gefallen. Schaut doch mal rein!"
Die Leser benutzen ein solches PDF nicht als Ersatz für das gedruckte Buch. Sie lesen quer, stellen fest, dass es sie anspricht und surfen Amazon an. So wandert das eBook durch die Festplatten der Freunde und Freundesfreunde, wird gelesen, für gut befunden und in der gedruckten Ausgabe gekauft. Die Erfahrungen der amerikanischen Autoren sprechen eine deutliche Sprache. Niemand würde es noch tun, wäre das Konzept nicht aufgegangen.
Etwas übrigens, das ich schon vor Wochen bei gruselromane.de schrieb, als es um alternative Wege zur Bekämpfung von Raubkopien ging. Damals brachte ich exakt dieses Thema auf.
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