<- Zurück zu:
Scientology plötzlich wieder in den Medien
Seit ein paar Tagen kann man keine tote Ratte um sich schleudern, ohne einen Bericht über Scientology zu treffen. Es ist, als sei das alte Schreckgespenst der Deutschen plötzlich aus den Tiefen gekommen, wie das selige Nessi aus dem Loch. Ein bisschen wundere ich mich über den Zeitpunkt.
Ist es nicht ganz passend, dass man gerade in dieser Zeit den Finger ausstrecken und auf ein alt-bekanntes Feindbild deuten kann?
Die katholische Kirche ist momentan ziemlich in Aufruhr. Offenbar melden sich mehr und mehr Opfer von Misshandlung und Missbrauch, selbst die Spatzen pfeifen es bekanntlich vom namensgebenden Dom. In den Medien tauchen immer neue Details auf, gerade heute wieder wird ein hoher Geistlicher beschuldigt, seine Schützlinge gepaddelt zu haben. Die Kirche hat also ein gesundes Interesse daran, von sich und ihren Sünden abzulenken.
Dann haben wir da den Islam. Lange ein Tabu, nun aber mehr und mehr modern - Kritik am Glauben der Moslems. Vielleicht haben die Leute einfach keine Lust mehr auf Ehrenmorde, verschleierte Frauen und Einschränkungen, weil sich Moslems aus diesem oder jenem Grund beleidigt fühlen könnten. Vielleicht wollen sie wieder Weihnachtsfeste und Osterbastelei in den Kindergärten, wer weiß. Eine brenzlige Lage also für die Moslems, wird ihr Glaube doch plötzlich hinterfragt, misstrauisch betrachtet und unter die Lupe genommen. Von Berichten aus moslemischen Ländern, in denen alte, bärtige Männer kleine Mädchen ehelichen und - ganz im Sinne des Propheten - vermutlich auch besteigen ganz zu schweigen.
Es sind finstere Zeiten für die großen Religionen und Kirchen. Wäre es da nicht sinnvoll, ein Ablenkungsmanöver zu starten und mit lautem Geschrei auf andere Gruppen zu deuten?
Heute Abend bei Hart aber Fair war es denn auch so weit, und fünf geladene Gäste erörterten das Thema - neben Beckstein, den viele noch als Spielekiller der CSU kennen, war auch ein erstaunlich moderater Fliege da sowie zwei Leute, die ich nicht kenne. Der fünfte im Bunde war ein Sprecher von Scientology. Das Verhältnis - vier Gegner zu einem Sprecher - verhieß eine recht einseitige Debatte.
Interessant war vor allem eines - die Argumente der Scientology-Gegner.
So brachten sie vor, dass Kinder in Nachhilfegruppen bereits mit dem Gedankengut von Scientology konfrontiert würden.
Das ist tatsächlich nicht schön.
Wobei es bei genauer Betrachtung auch nicht schön ist, dass schon kleinste Kinder im Sinne der katholischen oder evangelischen Kirche indoktriniert werden oder den Koran lernen dürfen.
Was mich auch schmunzeln ließ war die Empörung über die Preise, die man offenbar berappen muss, wenn man "clear" werden will. So um die 10.000 bis 15.000 Euro, wenn man sehr flott ist, hieß es da.
Nun ja, ich weiß ja nicht, wie viel ein Psychiater einem Privatpatient berechnet, wenn dieser ein Jahr in Dauerbehandlung ist. Aber ich fürchte, dass es nicht sehr viel weniger ist.
Betrachtet man die Debatte, so findet man bei den Kritikern sehr viele Punkte, die sie an anderer Stelle als selbstverständlich hinnehmen würden.
Damit mich niemand falsch versteht - ich bin kein Scientologe und habe keine intimere Kenntnis darüber, was dort geschieht. Mir fiel nur der zeitliche Zusammenhang zwischen den Problemen großer Religionen und dem Aufkochen dieses im Grunde alten Themas auf. Und mir fiel auf, wie einseitig manche Menschen denken. Dass sie bei dem einen verdammen, was sie auf der anderen Seite bei anderen unterstützen, fördern und propagieren.
<- Zurück zu:
+ Kommentar verfassen
Aus Sicherheitsgründen werden Kommentare erst nach Prüfung freigeschaltet und sind somit unmittelbar nach dem Abschicken nicht sichtbar.
Noch keine Kommentare