Das BPjM-Mysterium ... gelüftet!
Vermutet haben wir es schon lange, aber nun wissen wir es genau – Deutschland ist fest in der Hand strenggläubiger Moralapostel. Ein ultrakonservativer Zweig konservativer Christen entscheidet darüber, was in Deutschland geschaut und gespielt wird.
In einer beispiellosen Aktion machte sich ein tapferer und unerschrockener Freund auf, hinter die Fassade der mysteriösen BPjM zu schauen. Was er fand, war erschreckend!
Als ehemaliger Pirat und jetziger Hausmeister, mit Augenklappe und Enterfeger versehen, schlich sich besagter Freund früh morgens in das Gebäude, in dem die BPjM – die BundesPieselstelle für junggebliebene Methusalems – ihren Sitz hat.
Hinter einem schweren Vorhang verborgen wartete er auf das Eintreffen von deren Leiterin, Frau E.M.E.
Pünktlich um neun ging die Tür auf, und eine Dame im Gewand eines christlichen Inquisitions-Ordens betrat den Raum.
War dies besagte Frau E.M.E.?
Sie bekreuzigte sich mehrfach, betete drei Vaterunser und rief dann durch die noch nicht vollständig geschlossene Tür ihrer Sekretärin zu, sie solle ihr die Tarnkleidung bringen.
Wenig später betrat eine ältliche Dame in grauer Kleidung den Raum und reichte Frau E.M.E. das, was man gemeinhin als Business-Kleidung bezeichnet. Mit einem Hui verschwand die Ordenstracht und schon sah man der Leiterin der BundesPieselstelle nicht mehr an, dass sie eine ultrakonservative Nonne der konservativen Christen ist.
Gegen 9:30 Uhr trafen ihre Mitarbeiter ein – keiner jünger als 100, einige auch deutlich älter. Manche trugen noch Ordenstracht, andere bereits weltlicher Kleidung.
Einer von ihnen hatte das Spiel Sleeping Dogs dabei, legte es auf einen Altar und bespritzte es mehrfach mit Weihwasser.
„Dies ist die PEGI-Version des Spiels!“, ließ er seine Kolleginnen und Kollegen mit Abscheu in der Stimme wissen, „ein Machwerk des Teufels. Das Böse sitzt in den Bits und Bytes, ein unseliger Geist hat von der DVD Besitz ergriffen!“
Ein buckliger Helfer wurde herbeigerufen. Ihm fiel die Aufgabe zu, die Packung mit starken Riemen an den Altar zu fesseln.
Anschließend legte sich Frau E.M.E. eine Schärpe um und begann, das Spiel zu exorzieren. Gebet um Gebet wurde gesprochen, die Packung wieder und wieder mit Weihwasser bespritzt.
Es half dem Spiel nicht, sich unter Qualen zu winden. Die Schreie der Packung, das Quietschen der DVD und das Fleddern der Anleitung – all das schien Musik in den Ohren der BPjM-Mitarbeiter zu sein.
Schließlich ergab sich das Spiel seinem Schicksal. Wimmernd gestand es, mit dem Teufel gebuhlt und ihn in sich aufgenommen zu haben.
Mit triumphalem, aber leicht irrem Blick verkündete Frau E.M.E. das Urteil – Kerkerhaft auf Liste B!
Nach dem Exorzismus und der Inquisition knieten die Mitglieder der BPjM nieder, dankten Gott für die Macht, die er ihnen geschenkt hatte, und zogen zur Feier des Tages den Bußgürtel ein wenig enger.
Während der Mittagspause durchwühlte unser Freund den Schreibtisch von E.M.E. Er stieß auf Exorzismus-Protokolle weiterer meist unschuldiger Spiele und Filme. Die Begründungen in den Urteilen waren teils an den Haaren herbeigezogen.
Die Frage, wie so etwas möglich sei, drängte sich ihm auf.
Schließlich fand er die Antwort – Jugendschutz, so hieß es in einem internen Memo von 1489, verfasst von Frau E.M.E. persönlich, sei das beste Mittel, um unchristliche Inhalte zu eliminieren. Denn kein Politiker und kein Bürger würde es jemals wagen, den Jugendschutz zu kritisieren. Gott selbst habe ihn erschaffen und sie sowie die BundesPieselstelle für junggebliebene Methusalems als dessen höchsten Wächter im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation eingesetzt! Und dabei bliebe es in Ewigkeit – Amen!
Unser Freund konnte die gefundenen Dokumente und Berichte gerade noch an uns übermitteln, ehe er entlarvt wurde. Seine letzten Worte waren: „Grüßt meine Familie und sagt ihnen, dass ich … Argh …“
Wir haben niemals wieder von ihm gehört …
Dieser Beitrag ist all jenen unglücklichen Medien gewidmet, die im Laufe der Zeit dem teutonischen Wahn des Jugendschutzes zum Opfer fielen. Niemand zählt die geschnittenen Szenen, keiner die für immer verlorenen Filme, Spiele, Musikstücke, Bücher, Heftromane, Zeitschriften …
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