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Ich habe eine tolle Idee - bezahlt sie mir!

Samstag, 5. Januar 2013

 

Es ist schon ein paar Jahre her, da kam ein Geek auf die Idee, ein gedrucktes Fanzine auf den Markt zu bringen. Es ging wohl um Perry Rhodan, soweit ich mich erinnere, und in einem Online-Forum warb er für diese Idee. Es ging ihm aber nicht nur darum, Beiträge zu erhalten, sondern auch Vorbesteller, die bereits Geld in die Hand nehmen sollten, um seine Idee zu finanzieren.

Heute würde man das, was er tat, Crowdfunding nennen, und irgendwie missfiel es mir damals. Warum sollte ich jemanden für dessen Hobby bezahlen?

Mein Missmut gefiel einigen Foren-Teilnehmern nicht; vermutlich, weil in der Science Fiction-Fangemeinde teils noch der Geist des 18. Jahrhunderts lebt und mein Vorschlag, ein PDF daraus zu machen, abgelehnt wurde. Es müsse schon gedruckt sein, hieß es. Fortschritt, so lernte ich damals, ist nichts für Fans von Science Fiction. Zumindest nicht im wahren Leben. Man liest darüber, lebt aber das Alte.

Wie dem auch sei - die Jahre gingen ins Land und was aus dem Heftchen wurde, weiß ich nicht.

Nun kam vor wenigen Tagen das Jahr 2013 und mit ihm ein neuer Leitartikel des Zauberspiegels. Über ihn schrieb ich bereits in einem anderen Beitrag, aber die Reaktionen der User darauf haben mich veranlasst, noch einmal in die Tasten zu greifen.

Denn das, was dort geschieht, ist in meinen Augen schamlose Bettelei und der Versuch einiger, Gruppenzwang auszuüben, um Geld in die Kasse zu spülen.

HHvA schreibt in diesem Beitrag, dass ihnen ihr Webspeicher auf Dauer nicht reicht, um den Zauberspiegel wachsen zu lassen und Projekte zu verwirklichen. Ein eigener Server müsse her, und der würde im Monat ab 100 Euro aufwärts kosten.

Schon der Titel des Artikels ist bezeichnend:

»Wer soll das bezahlen …?« Der Zauberspiegel soll wachsen

 

Oder anders gesagt - wir wollen wachsen; also soll jemand anderes dafür zahlen. 

Zuerst einmal frage ich mich, was der Zauberspiegel mit einem eigenen Server für 100 Euro monatlich will. Auf solch einem Server laufen große Webanwendungen mit enorm großen Datenbanken, Shopsystemen etc. Unternehmen, die einen solchen Server betreiben, haben Millionen Zugriffe im Monat und generieren Umsätze darüber.

Deutlich weniger Geld im Monat kosten virtuelle Server; also Server, die sich mehrere User teilen, jeder Kunde jedoch seine eigene, virtuelle Maschine hat. Diese Systeme, mit unbegrenztem Traffic und über 100 GB Speicherplatz, kosten etwa 16 Euro im Monat (Beispiel Alfahosting).

16 Euro!

HHvA kann mir nicht ernsthaft erzählen, dass ihm ein solches Angebot nicht auf Jahre hinaus reichen würde. Es sei denn, er möchte einen eigenen VoD-Service gründen oder ähnlich umfangreiche Projekte starten, was aber als ausgeschlossen gelten dürfte. Bislang belegt der Zauberspiegel laut eigenen Aussagen gerade mal ein Gigabyte. Das ist verschwindend gering in der heutigen Zeit, betrachtet man die verschiedenen Angebote.
Der Geisterspiegel kommt auf das Doppelte und wir, die wir ein entsprechendes V-Server-Angebot nutzen, können getrost in die Zukunft schauen.

Was mich aber noch mehr die Stirn runzeln lässt, ist die Aussage mancher Kommentatoren. Einige sind eilfertig dabei, einen Verein Gründen zu wollen oder gar im Quartal 25 Euro zahlen zu lassen, damit der Zauberspiegel wächst und gedeiht. Von den bislang 28 Kommentaren stellt kein einziger die Frage nach dem Sinn. Keiner schaut sich mal die Angebote an und fragt, was dieser Bettel-Artikel soll.

Viele sind dabei, einen gewissen Druck aufzubauen, damit die Fans in die Tasche greifen. Das ist zumindest mein Eindruck. Auch wenn HHvA versichert, dass noch nichts entschieden ist und verschiedene Modelle überdacht werden.
Nun, vielleicht sollte er überdenken, was er will, wer ihm zu einem eigenen Server geraten hat und was das alles soll.

Wobei mir zugetragen wurde, dass diese Methode von ihm nicht neu ist; schon einmal bat er online um Geld, wenn auch aus anderen Gründen. 

Putzig finde ich ja die Idee, dass Verlage als Sponsoren des Zauberspiegels auftreten, ohne eine entsprechende Gegenleistung dafür zu erhalten. Warum das ein Verlag tun sollte, ist mir nicht klar. Aber selbst wenn sie tatsächlich den ein oder anderen Verlag dafür gewinnen können, halte ich das Ansinnen für fragwürdig. Wie will man ernsthaft eine kritische Rezension bringen, wenn der Verlag des betreffenden Werkes einem das Überleben sichert?

Wie ich es drehe und wende, dieser Artikel und die Kommentare ergeben kaum Sinn. Es ist eine erniedrigende Bettelei, losgelassen auf die harten Fans, die sich um HHvA und seine Truppe scharren, als seien es Götter. Ich bin gespannt, wie es ausgeht und wie die Finanzierung eines sinnlosen Projekts am Ende aussieht. Ich halte auf jeden Fall die Kotztüte bereit, denn im Moment ist mir danach. Zumal der Zauberspiegel damit schon wieder ein schlechtes Licht auf semi-professionelle Online-Magazine generell wirft. 

Korrektur 18:46 Uhr: In der ursprünglichen Variante des Artikels stand, HHvA habe online um Geld für ein Online-Projekt gebeten. Das war ein Irrtum, ich bitte dies zu entschuldigen.

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