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Von welcher Seite droht Gefahr?

Sonntag, 25. November 2012

Wir machen uns regelmäßig in die Hose, wenn irgendetwas irgendwo »rechts« sein könnte – wir benutzen es als Totschlagargument und Waffe, wenn Debatten untergraben oder gewonnen werden sollen. Und ja, die – schon eine Weile zurückliegenden – Taten der NSU scheinen dies zu bestätigen.
Tatsächlich aber glaube ich, dass wir heute von der linken Seite eine größere Gefahr zu erwarten haben.
Gerade die Linksgesinnten sind es, die sehr schnell als Gedankenpolizei auf den Plan treten, wenn jemand ihrer Meinung nach die falschen Ansichten vertritt. Sie sehen sich als eine Art Schutzmacht vor dem rechten Abgrund – und stellen sich damit ebenso gegen die freiheitlichen Werte, wie sie es von ihren »Feinden« erwarten.
Als Beispiel möchte ich aus einen Artikel von SpOn zitieren, bei dem es um die Spaltung der Deutschen Burschenschaft geht:

Rund um den Tagungsort herrscht am Samstag Feindseligkeit. Drei Gegendemonstrationen sind zugelassen, zwei Hundertschaften der Polizei riegeln die Straße vor der Sängerhalle auf beiden Seiten ab. Zeitweise untersagen die Sicherheitskräfte den Burschenschaftern, den Sängersaal zu verlassen. Von den Fenstern des Hauses aus hören sie die Parolen der etwa 100 bis 150 Antifa-Aktivisten: "Lieber ein Geschwür am After als ein deutscher Burschenschafter". Es kommt zu kleineren Scharmützeln mit der Polizei, ein Farbbeutel fliegt. "Na du stolzer Deutscher, bist Du so beschissen stolz auf dieses Land?", giftet eine junge Frau in Richtung eines Burschenschafters.

Am Ende singen die Burschenschafter ihr Verbandslied und treten aus dem Saal. Was zurückbleibt, ist von großer Symbolik: Spanplatten decken die Scheiben ab, die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag von linken Aktivisten mit Pflastersteinen eingeworfen wurden. Die Scherben sind noch zu sehen, sie liegen überall. Und die Platten sind kaum mehr als ein schlechtes Provisorium.

Natürlich haben Menschen das Recht auf Demonstrationen. Aber weder haben sie das Recht, Fenster mit Steinen einzuwerfen, noch, irgendwelche Farbbeutel einzusetzen.
Das Problem geht jedoch noch tiefer – jene »junge Frau« sah sich wohl allein dadurch provoziert, dass jemand – ein Burschenschafter – stolz auf dieses Land sein könnte. Das brachte sie auf die Palme, widerspricht es doch offenbar ihrer Einstellung.
Solche Szenen sind beileibe keine Seltenheit. Wieder und wieder kommt es vor, dass linksgesinnten Bürger die Rechte anderer beschneiden wollen oder es gar tun – in der vermeintlich guten Absicht, das Land, das Volk oder auch die Welt vor vermeintlichen oder tatsächlichen rechten Ideen zu schützen.
Nur – wenn sich wohlmeinende Bürger zusammentun, um andere Bürger an der Teilnahme einer genehmigten »rechten« Veranstaltung zu hindern, dann ist das kein Schutz und auch nicht begrüßenswert. Denn dann geht es darum, Meinungen zu unterdrücken, die einem nicht gefallen. Und DAS ist genau da, was während der Nazi-Zeit auch geschah.
Viele scheinen zu glauben, der »Kampf gegen Rechts« würde die Mittel heiligen. Aber das ist ein Trugschluss. Wenn wir die Freiheit nach links neigen, um sie aufgrund unserer Geschichte der rechten Seite nehmen, ahmen wir doch in Teilen nach, was in jener düsteren Zeit geschah. Denn Freiheit lässt sich nicht nach Belieben in die eine Richtung biegen, ohne dass sie leidet. Freiheit gilt für alle Richtungen – oder sie ist nichts Wert.
Dennoch tun wir es. Dennoch lassen wir zu, dass linke Gesinnungspolizisten festlegen, was wir öffentlich sagen oder schreiben dürfen. Empörungsmaschinerien werden rascher in Gang gesetzt, als manch einer vermutet – und notfalls werden Halbwahrheiten oder verfälschte Zitate genutzt, um unliebsame Meinungen niederzubügeln.
Auch dazu ein Beispiel – Eva Hermann.
Sie sagte:

„Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch ’ne Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68ern wurde damals praktisch alles das – alles, was wir an Werten hatten – …; es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle. Aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft. Es durfte nichts mehr stehen bleiben…“

An dieser Aussage ist nichts falsch. Doch die Empörungsmaschinerie war bereits angelaufen, und so wurde ihre Aussage verfälscht wiedergegeben, um entsprechende Abscheu zu erzeugen.

Das Hamburger Abendblatt schrieb:

„In diesem Zusammenhang machte die Autorin einen Schlenker zum Dritten Reich, da sei vieles sehr schlecht gewesen, z. B. Adolf Hitler, aber einiges eben auch sehr gut, z. B. die Wertschätzung der Mutter, die hätten die 68er abgeschafft, und deshalb habe man nun den gesellschaftlichen Salat.“

Und die BILD empörte sich:

„Es war eine grausame Zeit, er war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle. Aber es ist eben das, was gut war, das sind Werte, Kinder, Mütter, Familie, Zusammenhalt – das wurde abgeschafft, es durfte nichts mehr stehen bleiben.“

Von dem, was Eva Hermann tatsächlich sagte, blieb am Ende nichts und auch eine Klarstellung konnte das drohende Unheil nicht mehr abwenden. Schließlich wurde sie öffentlich von Johannes B. Kerner exekutiert. War ihre Aussage tatsächlich so missverständlich, dass man in ihr eine verkappte Anhängerin des Nationalsozialismus sehen kann? Oder wurde sie lediglich Opfer einer Haltung, die heute in der Gesellschaft nicht mehr populär ist und deren Rückkehr gerade linksgesinnte Politiker und Medien unbedingt verhindern wollen – jene der Frau als Mutter und Hüterin des Hauses. Am Ende spielte es keine Rolle – der Kampf gegen Rechts konnte einen vermeintlichen Sieg verbuchen, jene, die Eva Hermann öffentlich zerfledderten, waren die Helden. In meinen Augen war es jedoch kein Sieg, sondern eine Niederlage. Nicht nur, dass die Wahrheit verborgen worden war, um Ziele zu erreichen. Auch die Meinungsfreiheit wurde einmal mehr zu Boden geworfen; zuletzt von der arroganten, anmaßenden Art von Johannes B. Kerner, der jedoch letztlich nur der Henker war; das Urteil hatte schon zuvor festgestanden. Viele werden aus solchen Begebenheiten eine Lehre gezogen haben – und halten mit ihrer wahren Meinung hinterm Berg. Die Meinungsfreiheit, die uns vom Gesetz garantiert wird, verkümmert mehr und mehr. Eine überwiegend gleichgerichtete Presse, die jegliche Unabhängigkeit missen lässt, sorgt ebenso dafür wie ein Meinungsdiktat seitens der Politik. Was wir denken und sagen sollen, wird vorgegeben – wer sich nicht an die Regeln hält, muss die Konsequenzen tragen. Auf der Straße Bürger anzupöbeln, die sich einen Vortrag von Thilo Sarrazin anhören wollen, ist gesellschaftlich akzeptiert. Sich den Vortrag anzuhören hingegen ist falsch – längst wurde Sarrazin öffentlich der Verdammnis preisgegeben. Denn das, was er in seinem Buch schrieb, passt so gar nicht in das linke Weltbild, welches die Meinung bestimmt. Und auch seine Aussagen zu Kopftuchmädchen lassen viele Medienvertreter und Politiker kollektiv hyperventilieren. Der Aufschrei ging bereits durch die Bevölkerung, noch ehe auch nur ein Rezensent das Buch in Händen halten konnte. Die Empörung rollte und selbst die SPD entblödete sich nicht, ein Ausschlussverfahren in Gang zu setzen; unter dem Applaus der Öffentlichkeit. Dass eben jene SPD am Ende ziemlich dämlich aus der Wäsche guckte und Sarrazin noch immer Parteimitglied ist, sehen viele als Niederlage - tatsächlich ist es ein Sieg für die Meinungsfreiheit. Die Gefahr geht meiner Meinung nach ohnehin nicht von strikt rechtem oder strikt linkem Gedankengut aus. Sie liegt in der Verführbarkeit der Massen, in der Lust am kollektiven Empören. Wie viele jener Demonstranten, die gegen Sarrazin oder eine der neuen Parteien wie „Die Freiheit“ auf die Stare gehen, kennen tatsächlich die Aussagen, die Parteiprogramme, die zugrundeliegenden Statistiken. Wie viele haben sich damit befasst, und wie viele laufen einfach mit, weil ihnen die Medien Tag für Tag den Marsch vorgeben? Wie viele, die an eine Gefahr rechter Terrorzellen glauben, kennen die bislang bekannten Fakten zum NSU-Fall und wie viele regen sich auf, weil es ihnen die Politiker und Medien vorgeben? Nicht das Gehirn abzuschalten und blind vorgegebenen Meinungen zu folgen, wäre eigentlich die Grundlehre, die wir aus der NS-Zeit zu ziehen haben. Tatsächlich aber folgen wir weiterhin blind vorgegebenen Meinungen, schweigen zu uns wichtigen Themen, wenn unsere Ansichten dem Mainstream entgegenstehen und protestieren gegen Dinge, von denen wir nur eines wissen – die Nachrichten bezeichnen sie als schlecht, also sind sie schlecht. Die zweite Lehre, die wir aus besagter Zeit ziehen müssten, ist nicht zu schweigen. Aber auch das kam nur bei wenigen an. Es ist sicherer, die Klappe zu halten und andere machen zu lassen oder gar mit dem Strom zu schwimmen, als die eigene Meinung ungeachtet unangenehmer Konsequenzen zu vertreten. Meinungsfreiheit gibt auch die Freiheit, seine Meinung nicht zu sagen. Und davon machen die meisten heute Gebrauch. So kommt es, dass eine Sicht dominiert und ihr passen sich alle an. Gut und Schlecht, Rechts und Links werden klar definiert, der Kampf ist zum Gerechten Krieg geworden. Jenen, die diese Meinung postulieren, gehen als Rattenfänger voran und ihrer Melodie folgen alle. Blind, ohne Hintergrundwissen, in dem bizarren Glauben, auf der richtigen Seite zu sein. Die Rattenfänger wechseln, die Melodie ist eine andere – am Ende sind wir jedoch nur dumme Ratten, die einem Flötenspieler nachlaufen. Oder einer Flötenspielerin …

 

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