Wenn Piraten zur Feder greifen …
Gewiss, die Feder ist mächtiger als das Schwert. Sagt man zumindest … In diesem Fall aber könnte die Feder den falschen stechen. Diesen Eindruck gewinnt man zur Zeit, schaut man sich die Affäre Schramm an.
Nun gehöre ich nicht zu jenen, die Julia Schramm "hassen", wie es Hr. Niggemeier in seinem Blog schreibt. Tatsächlich war mir die Frau bislang recht egal; so wie die anderen Köpfe der Partei auch, denn sie wirken auf mich … austauschbar … und … wenig greifbar.
Wohl aber gehöre ich zu jenen, die den Piraten einiges zugetraut haben.
Und es noch immer tue, aber das nur nebenbei.
In der griechischen Mythologie gibt es die Sage von Prometheus, dem Vorausdenkenden, wie man den Namen übersetzen kann. Er war es, der den Menschen das Feuer brachte.
Sein Bruder heißt Epimetheus, der danach Denkende – und er brachte den Menschen das Buch „Klick mich“, denn offenbar ist Julia Schramm eine Reinkarnation dieses griechischen Wesens; auch wenn sie sehr viel besser aussieht. Denn eines kann man sagen – die Medien und Politiker haben auf einen Angriffspunkt ein Jahr vor der Wahl gewartet, und Julia Schramm hat geliefert.
Dass Politiker unter Beobachtung stehen, muss Frau Schramm klar gewesen sein. Dass die BILD jeden schmutzigen Trick nutzt, um politisch Andersdenkende in den Dreck zu ziehen, ebenfalls. Und dass es in der deutschen Medienlandschaft genug hirnlose Deppen gibt, die kommentarlos und schmerzfrei von der BILD abschreiben ist nun wahrlich keine nobelpreisverdächtige Entdeckung.
Als Frau Schramm das Buch einem Verlag angeboten hat, wurde sie sogar von den Zuständigen dort gefragt, was denn im Falle eines illegalen Downloads geschehen solle. Dass diese Möglichkeit bestand, muss ihr also spätestens zu diesem Zeitpunkt, da sie ihr kuscheliges Nest in Wolkenkuckucksheim verließ, klargeworden sein.
Prometheus hätte an dieser Stelle erkannt, dass hier ein handfester Skandal lauert, je nachdem, wie das Vorgehen des Verlages ist.
Als Reinkarnation von Epimetheus schien ihr das nicht klar gewesen zu sein, denn ihre Antwort ist – hier zitiere ich obigen Blog – eher schwammig:
Ich versuch das auch gerade meinem Verlag zu vermitteln. Ich saß in so’ner Vertreterkonferenz und dann kam die Marketinchefin und sagte: »Ja, Frau Schramm, wie sieht das denn aus, wenn das illegal runtergeladen wird?« Ich so: »Naja gut, ich will natürlich, dass die Leute dafür bezahlen, aber ich will auch nicht, a), dass Sie sie behandeln, als wären das Mörder, und, b), dann schaffen Sie doch legale Angebote. Es müssen legale Angebote geschaffen werden.«
Nun weiß ich nicht, was sie unter „legalen Angeboten“ versteht, aber ein Verlag versteht darunter sicherlich nicht den kostenfreien Download. Dass es aber dazu kommen wird, war so sicher wie das Amen in der Kirche, die Dunkelheit nach Sonnenuntergang und die leere Kuchenplatte an meinem Geburtstag.
Tatsächlich brachte sich Frau Schramm damit, dass sie das Buch einem großen Verlag anbot, in eine Position, in der sie gar nicht gewinnen konnte; ganz egal, wie ihre eigenen Ansichten zum Urheberrecht auch sein mögen. Wobei es eigentlich gar nicht um eine Verletzung des Urheberrechts geht, denn dieses kann – streng genommen – gar nicht verletzt werden. Das Urheberrecht bleibt IMMER beim Verfasser, also bei jenem, der das Werk schuf; selbst dann, wenn es sich lediglich um Auftragsarbeit handelte. Die einzige Möglichkeit, das Urheberrecht an jemand anderen zu übertragen, ist der Todesfall – es lässt sich vererben.
Wenn wir uns diesen Fall also anschauen, sprechen wir hier vom Verwertungsrecht. Dieses steht dem Urheber zu, er kann es jedoch – und das üblich – gegen ein gewisses Honorar, zeitlich begrenzt oder auf die gesamte Laufzeit des Urheberrechts (70 Jahre nach dem Tod des Urhebers), abtreten.
Ein illegaler Download berührt also nicht das Urheberrecht als solches, sondern das Verwertungsrecht, und dieses hat Frau Schramm an den Verlag abgetreten. Und der wiederum will Kohle sehen.
Da es üblich ist, dass Autoren ein Grundhonorar und Beteiligungen an den Verkäufen erhalten, wird auch Frau Schramm wollen, dass Kohle fließt; sagt sie ja selbst.
Das Buch mittels eines Verlages auf den Markt zu bringen war zu diesem Zeitpunkt ein schlechter Schachzug.
Nun kann man einer Politikerin nicht verbieten, ein Buch zu schreiben und es gegen Cash anzubieten.
Dann aber gegen „illegale Angebote“ vorzugehen war der schlechteste Rat überhaupt. Im Gegenteil – es wäre von hohem Wert gewesen zu sagen: „Schaut her, so gehe ich mit illegalen Angeboten um. Lest das PDF, aber kauft das Buch, wenn es euch gefällt, und verschenkt es zu Weihnachten.“
Das hätte der Sache der Piraten, in deren Vorstand Frau Epimetheus sitzt, sicherlich sehr viel mehr gebracht als dieses Vorgehen; ob es nun rechtlich einwandfrei ist, ob es sich mit den leicht schwammigen Ideen von Frau Schramm deckt und ob die BILD tut, was die BILD eben immer tut spielt dabei in meinen Augen keine Rolle.
Nur – das hätte vermutlich kein Verlag mitgemacht, und dann wäre keine Kohle geflossen und dann hätte die Autorin nichts verdient – und so bleibt der bittere Beigeschmack, dass es auch bei manchen Piraten eben vor allem darum geht, Geld zu machen. Und DAS ist keine Botschaft, die man ein Jahr vor der Bundestagswahl bei sinkenden Umfragewerten aussenden sollte; ob man es wollte, oder nicht.
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