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Keine MEISTERliche Mathematik

Mittwoch, 22. August 2012

Quellen sind so eine Sache – man muss sie nicht nur erwähnen, sondern auch richtig zitieren. Sonst kommt ein seltsames Ergebnis dabei heraus; wie im Artikel von Bettina Meister zu Hugo Friedländer.

In dem Artikel heißt es:

Sterbedatum/Ort nach Sterbeurkunde (laut Urkunde: Alter 70, mag von der anzeigenden Nachbarin geschätzt sein; ledig; mosaische Religion; Geburtsort Bernstadt; Eltern: Gymnasiallehrer Hermann Friedländer und Ehefrau Henriette geb. Lubliner, beide verstorben, zuletzt wohnhaft Breslau (1)

Sicher ist, dass Hugo Friedländer im Februar 1918 in Berlin starb, der genaue Todestag ist unbekannt.

Wenn die obigen Angaben stimmen, errechnete sich als ungefähres Geburtsdatum die Jahre 1854 oder 1855.

Das ist natürlich mathematischer Unfug. Wenn jemand 1918 im Alter von geschätzt 70 Jahren stirbt, dann wurde er um 1848 geboren; warum Frau Meister hier einfach sechs oder sieben Jahre abzieht, erscheint auf den ersten Blick ungewiss. 

Erst beim Studium der von ihr verlinkten Quelle wird es klarer, denn dort wird das Alter des Toten mit 64 angegeben. Man muss also nicht "die obigen Angaben" zu Rate ziehen, wie sie schreibt, sondern die Quelle.
Quellen aber unterstützen eine Aussage; sie sind nicht dazu da, eine im Text falsche Aussage zu korrigieren, da die Leser ohnehin nur selten diese Quellen lesen. Es ist Aufgabe des Redakteurs, sorgfältig und vor allem korrekt Fakten zu präsentieren. 

Auch die Wikipedia gibt das Geburtsjahr mit 1854/1855 an - aufgrund eben jener Quelle. 

Wie heißt es im Mathe-Unterricht so schön? Das Ergebnis ist richtig, der Weg hingegen falsch.

Ergo: Nachbessern, Frau Meister ;-)

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