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WWE vs. TNA

Freitag, 17. August 2012

In den USA gibt es zur Zeit zwei große Wrestling-Promotions - WWE und TNA.
Einige der Top-Stars der Szene sind bei TNA unter Vertrag, andere wiederum ziehen WWE vor.
Seit ich das Wrestling wieder für mich entdeckte, schaue ich mir beide Promotions an.

Hier nun mein Fazit.

Die WWE kämpfte lange Zeit gegen ihren damaligen Konkurrenten WCW um die Quoten am Montag. Diese Zeit ging als die Monday Night Wars in die Geschichte ein; eine Zeit, die auch als Attitude Era bezeichnet wird.

In dieser Zeit wurden die Shows der WWE erwachsener, die Gewalt nahm zu und sexuelle Anspielungen waren keine Seltenheit. Zudem waren die Stars der WWE deutlich exaltierter, die Kostüme bunter und die Hintergründe aufregender.

Am Ende schluckte die WWE ihren Mitbewerber, der Krieg war gewonnen und die WWE entwickelte sich zu einem familienfreundlichen Kuschelfernsehen, das vieles aus diese Ära eingebüßt hat.

Sehr zum Nachteil, wie viele Alt-Fans feststellen.

Die WWE wird heute von dem urtypischen Gut-gegen-Böse bestimmt, Babyface gegen Heel. Die Kämpfe und Fehden folgen dabei einer Blaupause, wie man sie seit den Anfängen der WWE – damals noch WWF – kennt. Das ist auf Dauer ermüdend, denn es gibt wenig Überraschendes. Während den zwei großen Shows Monday Night Raw und Smackdown werden die Fehden ausgelebt, um sie dann bei PPV-Shows zum Höhepunkt zu führen.
Manchmal ist die Fehde damit beendet, manchmal auch nicht und selten kommt es zu einem Turn des Charakters.

Als Beispiel möchte ich die Fehde zwischen Sheamus (Face) und Del Rio (Heel) aufführen.
Sheamus, amtierender World Heavyweight Champion, fehdet schon eine Weile gegen Del Rio, der diesen Titel für sich beansprucht.
Bei den Shows kommt es zu kleinen oder auch großen Brawls, Del Rio und sein Sidekick schaffen es meist, Sheamus mit unfairen Attacken niederzuringen oder zu verletzen, so dass das Publikum um Sheamus bangen soll.
Bei Money in the Bank kam es zu einem Titelmatch, das Del Rio verlor.
An dieser Stelle war die Fehde eigentlich ausgereizt und man hätte eine neue Story spinnen können. Aber nein, die Writer und Booker meinten offenbar, da sei noch Potential vorhanden – und so ging die Story in eine Verlängerung; mit exakt den gleichen Zutaten wie zuvor. Wieder gab es Brawls von beiden Seiten, Drohungen, Übergriffe etc. Zum Schluss hieß es, Del Rio habe aufgrund seines Verhaltens sein Match verloren, aber natürlich findet es beim SummerSlam statt.

Mich persönlich langweilte die Verlängerung. Sicher, es gibt Fehden, die man über Jahre spinnen kann. Jene zwischen John Cena und The Big Show, die nach dessen Heel-Turn begann, ist solch eine Fehde. Zumal die Story nicht derart ausgereizt wird, sondern auf kleiner Flamme köchelt. Zudem ist The Big Show ein völlig anderer Charakter als Del Rio, dessen Gimmick als arroganter, mexikanischer Millionär wie ein lauer Aufguss des Million Dollar Mans Ted DiBiase anmutet.

Für mich ist diese Fehde symptomatisch für das, was gerade bei der WWE geschieht. Man versucht, ein Familienprogramm auf die Beine zu stellen, ohne aber die alten Fans zu verärgern. Am Ende wirkt es, als habe jemand Captain Future mit etwas mehr Gewalt versehen und unter neuem Namen als All Age-Serie neu aufgelegt.

Was die Qualität des Wrestlings anbelangt, so ist dies guter Durchschnitt mit Ausreißern nach oben oder nach unten. Sicher, jeder versteht sein Handwerk und vermutlich könnten die großen Stars deutlich mehr zeigen. Aber sie dürfen nicht, und so bleibt es meist bei Standard-Manövern die nach festgelegten Drehbüchern abgespult werden. Ist nicht gerade ein Lucha im Ring sieht man wenige High Flyers oder High Risk Maneuvers.
Dass die Stars deutlich mehr können, blitzt nur hin und wieder auf; das ist zu wenig – vor allem, da Monday Night Raw nun drei Stunden dauert – abzüglich der Werbung kommt man immerhin auf etwa 130 bis 140 Minuten. Die müssen gefüllt werden und bislang habe ich keine Sendung gesehen, die konstant auf spannendem Niveau blieb. Wobei ich sagen muss, dass erst wenige Sendungen in dieser Länge liefen und sich das alles erst einspielen muss.

Ansonsten lebt die WWE im Moment von Anspielungen, Teasern und „überraschenden Wendungen“, die aber so überraschend nicht sind.
Wenn es plötzlich bei Smackdown heißt, dass Sheamus und Del Rio mit dem Titelmatch nicht bis zum SummerSlam warten, sondern es an Ort und Stelle ausfechten, dann kann man darauf wetten, dass es nicht zu diesem Kampf kommt. Irgendetwas Überraschendes geschieht und verhindert den Kampf.
Das mag Minderjährige und Marks mitreißen, aber der große Rest dürfte schon bei der Ankündigung herzhaft gähnen und wissen, wie es ausgeht.

Wie weit die WWE in ihren Bemühungen geht, familienfreundlich und sauber zu sein, zeigt der Rauswurf von Brian Bary Jossie, der als A. W. agierte und hier den Manager des Tag Teams Prime Time Players gab. Eine unbedachte Äußerung, für die er sich entschuldigte, brach ihm beruflich das Genick. Eine Äußerung, die sicherlich grenzwertig war, vor ein paar Jahren aber niemanden bei der WWE gestört hätte. Mehr noch – während den Monday Night Wars wäre er vermutlich zu einer Ikone stilisiert worden.

Als Fazit bleibt zwei Tage vor dem 25. SummerSlam zu sagen, dass sich die WWE in die falsche Richtung bewegt. Zu sanft, zu vorhersehbar, zu wenig Können im Ring. Und das, obwohl die Konkurrenz seit zehn Jahren wächst und gedeiht.

Damit komme ich zu TNA.

Diese vergleichsweise junge Promotion hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Sie wurde als Alternative zur WWE gegründet und sollte von Anfang an auf mehr Tempo und Action setzen.

Nach Problemen mit einem Sponsor wechselte der Besitzer und nun ist TNA in einem relativ ruhigen Hafen angelangt; von vereinzelten Problemen mit TV-Anbietern einmal abgesehen.

TNA macht einiges anders als die WWE.

Neben den üblichen Fehden und Geschichten setzt TNA auf zwei Ligen innerhalb ihrer Promotion.

Zum einen ist dies die Bound für Glory-Serie, zum anderen die X-Division.
Geht es bei BfG darum, durch gewonnene Matches auf einem Leaderboard empor zu klettern und sich so ein Titelmatch um den TNA Champion zu verdienen, geht es bei der X Division um den X Divion Champion – und auch er hat ein Anrecht auf ein Titelmatch um den TNA Champion-Gürtel.

Einige der großen Stars, die früher bei WWE unter Vertrag waren, wechselten zu TNA. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass diese Promotion deutlich mehr auf Action im Ring setzt. Vor allem die X Division glänzt durch hohe Risiken und gewaltige Sprünge.

Das ist für den Zuschauer sicherlich gut, leider aber habe ich hin und wieder den Eindruck, dass diese Manöver zum Selbstzweck verkommen.

Es erscheint mir unsinnig, wenn sich ein Wrestler zwischen den Seilen hindurch auf einen Gegner stürzt, nur um bei diesem Manöver selbst Schaden zu nehmen.
Es ist ja schön, wenn ein Wrestler solche Moves beherrscht – nur sollten sie auch einem Ziel dienen. Ein Fußballspieler dribbelt den Ball ja nicht ins eigene Tor, nur um zu zeigen, wie hübsch er dribbeln kann …

Geleitet wird TNA von einer Frau. Man mag es mir nachsehen, wenn ich es so sage – aber das merkt man einer Storyline deutlich an, denn hier geht es um eine überraschende Schwangerschaft und die Frage, wer der Vater ist …
Natürlich wird auch diese Geschichte durch Brawls etc begleitet, aber die Nähe zur Soap ist hier noch deutlicher als bei vergleichbaren Fehden der WWE.

Durch die hohen Risiken sind die Kämpfe sehr viel blutiger, was Fans sicherlich gefallen dürfte. Auch ist der Ausgang der Matches bei weitem nicht so vorhersehbar. Das macht die Sendungen, die Donnerstags laufen sowie die PPV-Shows deutlich spannender.

Fazit:
TNA ist eine echte Alternative zu einer zahnlos wirkenden WWE. Am besten ist es wohl, beiden Promotions zu folgen, um in den vollen Genuss zu kommen.

 

 

 

 

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