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Rezension: Sturmbrecher

Abgelegt unter Literatur
Dienstag, 11. Dezember 2007

coversturmbrecher.jpgCharlotte Engmann & Christel SchejaSturmbrecher

Dead Soft Verlag, 10/2007

Paperback, Fantasy, ISBN 978-3934442375, 276 Seiten, 16,90

Titelbild: Chris Schlicht

Cover: Christopher Müller

 

Der Magier Ahrunan lebt seit vielen Jahrhunderten. Doch in letzter Zeit wird der Alte arg vom Schicksal gebeutelt. Als Hexer wird er von Inquisitoren verfolgt. Stets muss er seine Kräfte verbergen, um nicht als das erkannt zu werden, was er ist. Schlicht gilt seine Kunst als Häresie und darauf steht die Todesstrafe.

Verrat ist es, der ihn schließlich doch fast das Leben kostet. In letzter Minute kann er dank eines Zaubers die Häscher täuschen und so landet nicht er sondern sein Verräter in den Flammen.

Seine Flucht führt ihn auf die Feste Terredin, wo man um seine Fähigkeiten weiß. Dumm nur, dass eben jene Feste angegriffen wird und er gegen seinen Willen in die Kampfhandlungen hineingezogen wird. Noch schlimmer wird es, als die Feste eingenommen wird. Entkräftet muss sich Ahrunan verstellen, um nicht erneut Opfer der Inquisition zu werden. Gleichzeitig muss er sich für die neuen Herren als nützlich erweisen, will er nicht als Anhänger des einstigen Fürsten getötet werden. So gibt er sich als Baumeister aus, der die im Kampf schwer beschädigte Feste aufzubauen vermag.

Doch noch während er sich von seiner Erschöpfung erholt und Schnee jegliche Bauarbeiten nahezu unmöglich machen, nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Anders als er es sich gewünscht hat und auch anders, als es sich die neuen Herren auf Terredin erhofft haben ...

 

Fantasy ist seit einigen Jahren ein sehr beliebtes Genre. Kein Wunder, dass große und kleine Verlage nahezu im Wochentakt neue Werke auf den Markt bringen. Elfen, Zwerge, Orks und Menschen, dazwischen Magier, Menschen, Priester und weiß der Himmel was noch alles. Im Zuge von Herr der Ringe und Narnia scheint allem Erfolg beschieden, was nur entfernt nach Fantasy riecht oder schmeckt.

Die Frage, die sich mir im Angesicht eines weiteren Fanatsy-Romans stellte, nahezu aufdrängte, war natürlich, ob die Welt einen weiteren Ableger des Genres braucht. Da jedoch sowohl Christel Scheja als auch Charlotte Engmann gestandene Autorinnen sind und man bekanntlich die Hoffnung nicht aufgeben sollte, ging ich frohen Mutes an das Buch heran in der Hoffnung, etwas Besonderes zwischen den grün-bunten Coverdeckeln zu finden.Und siehe – ich wurde nicht enttäuscht.

Schon der Verlag – Dead Soft – deutet an, dass hier nicht alles so ist, wie man es aus anderen Büchern kennt. Prinz rettet Prinzessin vor garstigen [bitte beliebige Fantasy-Gestalten einsetzen] und sie lebten glücklich bis zum Epilog findet man in den Werken dieses Verlages nicht. Dort findet er der Recke eher einen Prinzen, um mit ihm ... Epilog ...

Die beiden Autorinnen begingen dabei nicht den Fehler, die Prinzessin durch den Prinzen zu ersetzen un es dabei bewenden zu lassen. Viel mehr gelingt es ihnen, die auch in unserer Welt und in unserer Zeit oftmals anzutreffenden Konflikte in die Handlung einfließen zu lassen, mit denen sich Homosexuelle trotz Pride und modernen Gesetzen konfrontiert sehen. Eine für einen Fantasy-Roman sehr ungewöhnliche Zutat also, die das Buch aus der breiten Masse hervorstechen lässt.

Weiterhin gelingt es Engmann und Scheja, religiöse Problematik geschickt mit der Handlung zu verweben. Schnell wird man bei der Lektüre an die Zeit der Inquisition erinnert, aber auch an islamistische Staaten, in denen Andersgläubige oder Verbrecher gegen Allah rasch mit dem Tode bestraft werden. Dabei wirkt diese Thematik, ebenso wie die Homosexualität, nie aufdringlich sondern natürlich. Es gibt keinen erhobenen Zeigefinger, der die Spannung oder den Lesefluss stören könnte.

Die Geschichte an sich ist geschickt aufgebaut. Sie spart nicht mit teils harten Szenen und Spannung, wird jedoch insgesamt ein wenig unterkühlt erzählt. Dies wird vor allem bei Szenen von großer Dramatik deutlich. Die Autorinnen gehen hier ein wenig zu souverän über den Schmerz und die Tragik hinweg, so dass dem Leser eine zu große Distanz aufgezwungen wird. Hier hätten Scheja und Engmann etwas nachlegen können.

Als zweiter, kleinerer Minuspunkt fällt auf, dass die sonst sehr gut gewählte Sprache hin und wieder zu modern wird und so einen Bruch zu den vorangegangenen Sätzen und jenen, die folgen, darstellt. Hier hätte jedoch das Lektorat aufpassen müssen.

Die beiden Scharten werden jedoch durch den souverän umgesetzten Plot und die außergewöhnlichen Ideen mehr als ausgeglichen, so dass sie das Lesevergnügen insgesamt nicht zu trüben vermögen.

Die Aufmachung des Buches ist gut, das Format wie auch der Preis sind typisch für Kleinverlage. An der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Dafür jedoch an dem Cover, denn dieses wäre gut für ein Kinderbuch oder für einen Comic geeignet, wirkt jedoch in Anbetracht des Inhalts von Sturmbrecher völlig deplaciert. Auch wenn es bei manchen Verlagen in ist, Comic-Cover zu nutzen oder Szenen aus dem Inhalt widerzugeben, hätte man hier anders vorgehen müssen, denn das Gezeigte passt so gar nicht zu dem Inhalt. Never judge a book by it’s cover trifft hier in besonderem Maße zu.

 

Fazit: Ein gelungenes Werk mit kleinen Schönheitsfehlern, über die man jedoch angesichts der Qualitäten der Story gerne hinwegsieht. Wer Standard-Fantasy-Kost sucht, ist mit Sturmbrecher nicht gut bedient, wer das Außergewöhnliche mag, greift jedoch zu. Für jenen, der das Cover gestaltet hat, findet sich indes vielleicht ein Plätzchen auf dem Scheiterhaufen der Inquisition des Bad Taste.

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