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ERLÖSUNG/TILGUNG für Martin Weinrich

Samstag, 23. Juli 2011

Ich schrieb es im Bezug auf den Zauberspiegel schon oft - man sollte wissen, was man tut. Vielleicht gehört Ahnungslosigkeit aber auch zur Voraussetzung, um in dieser Redaktion zu arbeiten. Dass Martin Weinrich keine Ahnung von der englischen Sprache hat, beweist er bei der Übersetzung einer Rezension von Sarah Hulcy – Skipping Stones. 

Zuerst einmal – die Rezension gibt es auch im Original auf dem Zauberspiegel. So wie die anderen beiden Rezensionen, die Hulcy bei Amazon veröffentlicht hat. Gleichzeitig gibt es aber auch Unterschiede zwischen den Texten, wie man bei einem kleinen Vergleich feststellt. Offenbar hat Hulcy dem Zauberspiegel überarbeitete Texte zur Verfügung gestellt. Bizarr daher, dass Weinrich nicht etwa die Rezension übersetzt, die dem Zauberspiegel vorliegt, sondern jene von Amazon. Warum nur?

Kommen wir aber zurück zur Übersetzung. Und hier zeigt sich, dass man eben nicht einfach nur einen Übersetzer befragen darf, um den Text zu übersetzen. Man muss den Inhalt begreifen, eventuelle Eigenheiten des Autors verstehen und dann auch noch überlegen, was gemeint sein könnte. 

Weinrich zeigt, dass er all das nicht beherrscht. Noch schlimmer ist aber, dass er auch Probleme hat, deutsche Sätze in ordentliche Texte zu gießen.

Ich könnte nun die ganze Rezension hier zerpflücken, beschränke mich aber nur auf ein paar Highlights.

Das Origina

[…] But this story contains adventure, excitement, romance, sabotage and redemption all wrapped up together in a very nice package. […]

Die Übersetzung:

[…] Aber diese Geschichte enthält Abenteuer, Aufregung, Romantik, Sabotage und ERLÖSUNG/TILGUNG, alles in einem netten Paket zusammengepackt. […]

Zuerst einmal würde man excitement hier mit Spannung übersetzen, nicht mit Aufregung. Das ergibt sich aus dem Kontext, auch wenn das Englisch-Deutsch-Wörterbuch von Weinrich etwas anderes sagen mag. Aber noch besser ist, was er aus redemption macht – ERLÖSUNG/TILGUNG

So, so, es gibt Erlösung oder Tilgung. Werden Schulden getilgt, wenn man das Buch kauft? Oder wird man von dem Bösen erlöst? Handelt es sich bei dem Stück gar um einen modernen Ablassbrief?

Eher nicht.

Weinrich bringt hier beide Worte und das bedeutet wohl, dass er den Teil der Rezension überhaupt nicht verstanden hat und darum sicherheitshalber schreibt, was das Wörterbuch vorschlägt – ob es nun einen Sinn ergibt oder nicht. Tatsächlich lässt sich das Wort in diesem Zusammenhang nicht einfach mit einem deutschen Wort übersetzen. Hier hätte man die Rezension umformulieren müssen, damit sie einen Sinn ergibt. Aber dazu hätte man es wie gesagt verstehen müssen …

Und all das wurde auch nicht unbedingt in einem Paket zusammengepackt (nebenbei – was ist denn das für ein Deutsch?), sondern es wurde zu einer Einheit, zu einem Ganzen zusammengefügt. Natürlich auch hier in der entsprechenden Umformulierung.


Ein paar kleinere Fehlübersetzungen dazwischen übergehe ich mal, da sie zumindest einigermaßen sinngemäß passen. Nur beiläufig: never bogs down heißt nicht unbedingt, dass etwas stecken bleibt, sondern dass sich die Geschichte nicht verzettelt (trotz all der Dinge, die oben aufgezählt sind) und very-well paced bezieht sich eher auf das Tempo der Story, was im Zusammenhang mit dem Verzetteln auch mehr Sinn ergibt. 

Der Schluss hingegen hat es aber in sich:

Das Original:

[…] but I refuse to call it a "space opera" (which apparently now applies to anything with FTL travel) because this is just a good, fun, interesting science fiction story.

Die Übersetzung:

Aber ich verweigere mich, sie eine „Space Opera“ zu nenen (was scheinbar nun auf alles mit Lichtgeschwindigkeitsreisen zutrifft), weil es ist einfach eine gute, witzige und interessante „Science Fiction“-Geschichte.

Ah, Weinrich verweigert sich. Wer hätte das gedacht? Vielleicht hätte er sich dieser Übersetzung verweigern sollen?
Selbst wenn man einen automatischen Übersetzer die Rezension übersetzen lässt – und danach sieht es hier aus – müsste man doch wissen, dass es in Deutsch nicht verweigern heißt, sondern weigern.

Dazu passt dann auch der Schluss, den man im Deutschen so nicht ausdrückt. […[ weil es ist einfach …
Ähm ... ja. Weil es ist einfach ... 

Und FTL ist auch nicht Lichtgeschwindigkeit, sondern bezeichnet eine Geschwindigkeit schneller als das Licht - FTL steht im Englischen für Faster-than-light. Und ja, es gibt einen kleinen Unterschied zwischen Lichtgeschwindigkeit - eine feste Größe in der Physik - und FTL.


Erinnert die Übersetzung nicht an die Gebrauchsanleitungen chinesischer Billig-Waren? Ist der Zauberspiegel vielleicht das Billigprodukt chinesischer Webdesigner? Vermuten könnte man es ;-)

Dazu passt auch das Ende. Denn die Story wird von Amazon USA angeboten, und zwar für den Kindle. Artig gibt Weinrich die Daten von Amazon an. Das sieht dann so aus:

Das Original:

Die Übersetzung:

Skipping Stones
von Darwin Garrison

  • Format: Kindle Edition
  • File Size: 112 KB
  • Simultaneous Device Usage: Unlimited
  • Sold by: Amazon Digital Services
  • Language: English
  • ASIN: B004WG5KZ8
  • Lending: Enabled
  • Naked Reader Press (April 12, 2011)

Wir sehen, dass wir nichts sehen. Hier hatte Weinrich offenbar keine Lust mehr, die entsprechenden Punkte zu übersetzen - die Leser, die auf seine Übersetzung angewiesen sind, können dann raten, was die einzelnen Punkte bedeuten. 

Schade auch … 

 

Nachtrag 17:17 Uhr: Ein paar Dinge wurde nun korrigiert, aber noch lange nicht alles. So ist es nun Überlichtgeschwindigkeit, die deutschen Sätze stimmen und es findet auch keine Erlösung oder Tilgung mehr statt. Aufregung ist es noch immer, und das Paket wurde auch noch zusammengepackt. Mal sehen, ob Weinrich noch einmal Hand anlegt. Man soll ja aber die Hoffnung bekanntlich nicht aufgeben ...

 

 

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