Rezension: Die Wurmgötter
Brian Keene
Die Wurmgötter
Otherworld, Hardcover. ISBN: 978-3-9502185-9-6, 280 Seiten, 18,95 Euro
The Conqueror Worms, Dorchester Publishing.
Aus dem Amerikanischen von Michael Krug
Titelillustration von Abrar Ajmal,
einer Innenillustration vom Michael Krug,
Lesebändchen und Personenverzeichnis
Es regnet, und dies seit mehr als 40 Tagen. Die Welt versinkt in himmlischen Fluten, die meisten Landstriche stehen unter Wasser. Ist dies nun die Folge der Umweltverschmutzung? Zürnt Gott den Menschen und will sie mittels einer neuen Sintflut vom Angesicht der Erde waschen? Wenn, dann leistet er gute Arbeit, denn die Zivilisation ist zusammengebrochen angesichts der Wassermassen.
Teddy Garnett, ein Rentner, der seit dem Tod seiner Frau die Freude am Leben überwiegend verloren hat, schaut dem Weltuntergang aus seiner kleinen Hütte zu, die hoch oben auf einem Berg steht und ihm so einen gewissen Schutz bietet. Er beobachtet die versinkende Natur sehr genau, geht ihm doch allmählich der Brennstoff für den Generator aus.
Auch viele hundert Meilen entfernt, in Baltimore, müssen Überlebende hilflos mit ansehen, wie ihre Welt versinkt. Doch sind es hier keine Rentner, sondern junge Leute, die auf ihre Art mit dem drohenden Weltuntergang umgehen.
Aber sie sind nicht allein, denn ganz in ihrer Nähe hat sich eine obskure Gruppe verschanzt, die regelmäßig seltsame Rituale abhält und sogar Menschenopfer abhält, um seltsame Götter zu beschwören.
Doch das Wasser ist nicht das größte Problem, mit dem sich die Überlebenden plötzlich konfrontiert sehen. Aus den Fluten erheben sich riesige Würmer, und plötzlich steht der Mensch nicht mehr an der Spitze der Nahrungskette …
Ein Blick auf das Cover des Buches, und man fühlt sich an den trashig-kultigen Film Tremors - Im Land der Raketenwürmer erinnert. Auch in diesem Streifen, der es immerhin auf mehrere Fortsetzungen brachte, tauchen riesige Würmer auf und fressen unschuldige Menschen.
Liest man dann aber die ersten Seiten, kann man sich beruhigt zurücklehnen. Brian Keene hat keine Nacherzählung dieses Films abgeliefert, sondern eine spannende, teils beklemmender Story geschaffen und bei der Umsetzung zudem einen eher ungewöhnlichen Weg gewählt. So gliedert sich das Buch in drei große Teile. Part eins schildert die Geschichte von Teddy Garnett, der zweite die Erlebnisse der Gruppe aus Baltimore und der dritte führte beides zusammen. Dabei bedient sich der Autor nicht nur dem Element klassischer Monster-Geschichten, sondern greift auch auf die Mythologie von Lovecraft zurück, ohne dieses Thema aber zu vertiefen.
Auffällig ist, dass Keene die beiden ersten Teile unterschiedlich anlegt. So verleiht er Garnett sehr viel Tiefe. Er lässt ihn über das Leben, seine Frau und seinen gleichfalls toten Sohn nachdenken, und schenkt ihm die Weisheit des Alters. Auf der anderen Seite stehen die bedeutend jüngeren Akteure in Baltimore, und dieser Part besticht durch eine sehr viel schnellere, direktere und härtere Sprache. Was auf den ersten Blick inkonsequent wirken mag, wird vor dem Hintergrund der völlig verschiedenen Protagonisten erklärbar und zeigt, dass Keene dich bei seinen Personen bliebe. Dies wird auch im dritten, abschließenden Teil des Werks deutlich.
Wer am Ende auf eine Auflösung, auf eine Erklärung für das Grauen hofft, wird sich enttäuscht sehen. Keene schenkt dem Leser keine erlösende Erläuterung, sondern lässt ihn mit seinen Vermutungen und Überlegungen alleine. Dies ist auch gut so, denn der Aufbau des Romans ließe kaum einen anderen Schluss zu.
Kommen wir nach viel Licht nun zu etwas Schatten. Obwohl hier nur ein Punkt zu nennen ist - Satanisten. Sie werden stereotyp und sattsam aus Filmen und Büchern bekannt dargestellt. Gab sich Keene mit den anderen Charakteren viel Mühe, so stellte er diese Gruppe zu plakativ und herkömmlich dar.
Die Ausstattung des Buches lässt keine Wünsche offen. Auch wenn der Wurm auf dem Cover frappierend den ‘Schnappoiden’ aus Tremors ähnelt.
Fazit: Ein spannender, ungewöhnlicher Roman, der den Leser zu überzeugen weiß. Der alte Wahrspruch, laut dem man ein Buch nicht nach dem Cover beurteilen soll, trifft hier voll zu.
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