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Rezension: Die Jesus-Lüge
H. D. Schlosser
Die Jesus-Lüge
Bohmeier Verlag, Deutschland 2007
Softcover, 72 Seiten, 12,90 Euro, Sachbuch
ISBN 978-3890945347. Weitere Informationen unter www.magick-pur.de
Kaum eine Frage dürfte die Menschen so sehr beschäftigen wie jene, ob Jesus gelebt hat. Denn auch wenn Millionen Menschen fest daran glauben, so gibt es doch keinen stichhaltigen Beweis. Was wir über das Leben des Messias wissen, stammt aus den Überlieferungen der Evangelisten. Außerbiblische Quellen, die lange als Bewies für das Leben Jesu herangezogen wurden, entpuppten sich oft als fromme Fälschung. Und auch archäologische Funde, die Texte aus der Bibel stützen sollen und als Beweise herangezogen werden könnten, wurden im Laufe der Jahre umgedeutet. Je mehr wir über die Geschichte wissen, umso weniger wissen wir, ob Jesus Christus gelebt hat oder nicht.
Gründe, die Geschichte um den Sohn Gottes als Erfindung oder Fehldeutung anzusehen, gibt es genug. Vieles, das die Evangelisten zu berichten wissen, deckt sich nicht mit dem Wissen über die damalige Zeit. Auch hinterließ Jesus selbst keine schriftlichen Zeugnisse; obwohl er der Schrift mächtig gewesen sein muss, wollte er im zarten Alter von 13 Jahren mit den Gelehrten die Heilige Schrift diskutieren.
Doch gab es auch Gründe, ein Leben Jesu zu erfinden? Ganz entschieden, wie viele Forscher meinen. Die Juden, die unter der Herrschaft der Römer standen, lechzten nach einem Erlöser. Manche erhofften sich einen Feldherrn, andere eine Friedenstaube. Hinzu kam, dass der Nahe Osten ein Schmelztiegel der Kulturen darstellte. Griechische, jüdische, ägyptische und römische Sagen und Geschichten vermischten sich. Aus diesem Mix könnte eine Figur wie Jesus Christus leicht hervorgegangen sein. Dieser Auffassung ist zumindest die Autorin des vorliegenden Buches. Sie geht das Leben Jesu Stück für Stück durch und versucht dabei aufzuzeigen, aus welchen älteren Quellen die Geschichte stammen könnte.
In einem zweiten Teil bemüht sie sich, historische Personen als Jesus Christus auszumachen; unter anderem Gajus Julius Cäsar. Was sich auf den ersten Blick abstrus anhört, scheint bei näherer Betrachtung durchaus möglich ...
Der Lapsus unterläuft der Autorin bereits auf der ersten Textseite und er könnte für viele Leser das prägende Erlebnis sein, dieses Buch zu verdammen. Vor allem, wenn sie aus dem christlichen Lager stammen. Dabei ist der Fehler so unbedeutend, dass man ihn eigentlich ignorieren könnte. Und doch gelingt es einem nicht in Anbetracht dessen, was H. D. Schlosser hier zusammengetragen hat.
Die Rede ist davon, dass sie den Titel von Dan Browns Bestseller mit »Das Sakrileg« angibt, wo das Buch doch schlicht Sakrileg heißt. Ein kleines Das, welches dazu geeignet ist, das Buch ins Abseits zu schieben. Denn die Autorin arbeitet in Die Jesus-Lüge mit sehr alter Literatur. Sie beruft sich auf Schriften, die auf die Zeit lange vor Jesus zurückgehen. Die Frage, die sich jeder Leser berechtigter Weise also stellen wird, ist: Wie kann sie derart alte Texte korrekt recherchiert haben, wenn sie nicht einmal den Titel eines vor wenigen Jahren erschienenen Bestsellers richtig widergibt?
Für Christen und solche, die es bleiben wollen also ein gefundenes Fressen, den Titel lächerlich zu machen. Womit sie der Autorin jedoch Unrecht tun würden, denn abgesehen von diesem Fehltritt hat sie durchaus korrekt recherchiert und kann den Beweis führen, dass die Geschichten um Jesus Christus weder revolutionär noch neu waren in der damaligen Zeit. Verkündung der Schwangerschaft Marias durch einen Engel, Auferstehung und Wunder – alles ein alter Hut und sattsam bekannt im Altertum. Dafür, dass sich das Christentum dennoch durchgesetzt hat, findet die Autorin Begründungen, die man annehmen kann. Was sie hingegen nicht findet ist ein Beweis dafür, dass Jesus nicht gelebt hat. Sie führt einen Indizienprozess, an dessen Ende die Verurteilung steht. Also ist der Leser wieder vor die Wahl gestellt, zu glauben oder es eben nicht zu tun. Damit dürfte sie all jene überzeugen, die ohnehin zweifeln und dem Christentum ablehnend gegenüber stehen, auf der anderen Seite aber all jene gegen sich aufbringen, die einen Heiland in ihrem Leben brauchten. Brights, also bekennenden Atheisten, liefert sie Munition in ihrem Kampf um Logik und Vernunft, doch auch die Moslems dürften sich ein wenig die Hände reiben. So lange zumindest, bis auch der Islam als orientalisches Märchen entlarvt wird.
Unterhaltsam und pointiert geschrieben ist das Büchlein auf jeden Fall. Wobei 12,90 Euro für 72 Seiten ein wenig hoch sind. Zumal das Buch in typischer Kleinverlagsgröße kommt und die Schriftgröße schon fast eine Lupe als Beilage rechtfertigen würde. Andererseits ist es nur gut, dass solche Themen überhaupt einen Verlag finden.Fazit: In einer Zeit, in der Christen einem immer stärker aufkommenden Islam mit noch größerer Religiosität begegnen wollen, ist dieses Buch sicher provokant und wird unter Christen auf Ablehnung stoßen. Glaube hat eben nichts mit Logik zu tun und schon immer ließen sich die Menschen lieber süß belügen, als bitteren Pillen – sprich Wahrheiten – zu schlucken. Ob die Autorin jedoch mit ihrem Buch die Wahrheit ans Licht gebracht hat, bleibt offen. Denn so wenig, wie es einen echten Beweis für die Existenz eines Jesus Christus gibt, konnte sie einen echten Beweis dafür erbringen, dass es sich bei ihm um reine Erfindung handelt.
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Freitag, 2. Januar 1970
Kommentar ga:
Das Fazit habe, wie auch die ganze Rezension, ich geschrieben. Und so leid es mir tut, ich kann in diesem Buch keine "Beweise" finden. Im besten Fall sind es Indizien, mehr aber auch nicht. Es werden Behauptungen zu Beweisen gemacht, was aber nicht funktioniert. Deinen Abschluss - "und sie dreht sich doch" - ist übrigens ein gutes Beispielfür Legenden. Zum einen sagte Galilei angeblich "und sie bewegt sich doch" und zum anderen gilt eben dieser Spruch als äußerst unwahrscheinlich, ist nicht belegt und gilt als Legendenbildung, die zu seinen Lebzeiten einsetzte.
Es bedarf mehr, um einen "Beweis" zu erbringen, dass Jesus nicht lebte, als ein dünnes Büchlein mit Behauptungen. Obwohl ich selbst nicht an Gott, Allah oder den Osterhasen glaube, erkenne ich in diesem Buch keine Beweise.