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Rezension: Burn Case - Geruch des Teufels
Douglas Preston & Lincoln Child
Burn Case – Geruch des TeufelsBrimstone, USA, 2004
Knaur, München, 3/2005, Vollständige Taschenbuchausgabe
Taschenbuch, Mystery-Thriller, ISBN 978-3426631713, 63171, 624 Seiten, 8,95
Aus dem Amerikanischen von Klaus Fröba
Titel: ZERO Werbeagentur, München
Der Tod eines bekannten Kunstkritikers auf Long Island gibt Anlass zu Spekulationen. Nicht nur, dass der diensthabende Gerichtsmediziner feststellt, dass das Opfer von innen heraus verbrannt ist. Nein, es findet sich in auch ein geschmolzenes Kreuz in der Nähe des Toten, ebenso wie eine in die Holzbohlen des Bodens gebrannte Fratze, die manche für das Antlitz des Teufels halten. Hinzu kommt schwefeliger Gestank. Schnell geht das Gerücht um, der Teufel habe sich die Seele des Kunstkritikers geholt; warum auch immer.
Ein besonderer Fall schreit geradezu nach einem speziellen Ermittler. Und so macht sich Special Agent Pendergast vom FBI daran, den mysteriösen Tod des Mannes zu untersuchen. Unterstützung erhält er dabei von einem alten Freund, der einst für das NYPD arbeitete, nun aber auf Long Island seinen Dienst versieht.
Doch noch während die beiden Beamten ihre Ermittlungen aufnehmen und die Bekannten des Opfers befragen, wird einer von diesen zum zweiten Opfer. Wieder verbrennt der Mann von innen heraus, wieder riecht es nach Schwefel. Doch diesmal ereignete sich die Tat im Herzen von New York City. Die Presse stürzt sich auf den Fall, vermeintliche Propheten und New-Age-Jünger pilgern zum zweiten Tatort. Ein Wissenschaftler glaubt, Anzeichen für das Ende der Welt gefunden zu haben und sieht in den Morden ein Fingerzeig Gottes. Anderer versuchen, den Big Apple zu einer Gottesstadt zu machen, um die Apokalypse abzuwägen.
Doch was steckt wirklich hinter den Morden? Welche Rolle spielt ein Industrieller, der beide Opfer kannte?
Die beiden Beamten kommen dem Rätsel gefährlich nahe, und plötzlich sehen sie sich nicht nur dem vermeintlichen Teufel ausgesetzt, sondern auch handfesten Bedrohungen wie gedungenen Mördern, die vor nichts zurückschrecken ... Das Duo Preston & Child steht für spannende Mystery-Thriller. Seit 1994 Das Relict erschien, versorgen sie die Leser regelmäßig mit bizarren Kriminalfällen, denen scheinbar das Paranormale zugrunde liegt, die am Ende aber meist einen weltlichen Hintergrund besitzen. Hauptperson ihrer Romane ist der stark an Sherlock Holmes erinnernde FBI-Agent Pendergast, der nicht nur über einen gewissen Reichtum verfügt, sondern von seiner Dienststelle alle Freiheiten eingeräumt bekommt. Zudem erscheint er allwissend auf nahezu jedem Gebiet. Agiert er in manchen Fällen allein, so gönnen ihm die Autoren immer dann einen Sidekick, wenn die Handlung in New York City angesiedelt ist. In Gestalt des nach außen bärbeißigen D’Agosta nimmt dieser die Rolle des Doktor Watson ein.
So auch in diesem Buch, das von Anfang an zu fesseln versteht. Schon die Todesumstände des ersten Opfers lassen bei dem Leser eine leichte Gänsehaut entstehen, die sich im weiteren Verlauf steigert. Geschickt arbeiten die Autoren mit Cliffhangern, um die Spannung zusätzlich zu steigern oder blenden für ein Kapitel ganz von der Handlung weg, um einen Nebenstrang der Figuren zu erzählen. So lernt der Leser das Mündel von Pendergast kennen oder erlebt den Niedergang von D’Agostas Ehe mit. Die Schnitzeljagd, die sich auf diese Weise über 624 Seiten erstreckt, wird zu keiner Zeit langweilig. Zumal hin und wieder Figuren aus früheren Büchern kleine Auftritte haben, die zwar nicht immer etwas zur eigentlichen Handlung beitragen, wohl aber die Atmosphäre verstärken und dem Leser das Bild einer durchdacht aufgebauten Romanwelt vermitteln.
Leider gibt es auch bei diesem Buch ein paar Punkte, die zu bemängeln sind. So ist Pendergast, so interessant dieser an sich geheimnisvolle Charakter auch sein mag, stellenweise zu allwissend, zu geschickt und zu gewieft. Er ist smart und charmant, auf nahezu jedem Parkett gewandt und ein Schelm oder der Harte, wenn es sein muss. Die Autoren schaffen mit ihm ein Ideal, das selbst jenes von Holmes noch übertrifft. Dies wirkt nicht nur unglaubwürdig, es nervt den Leser auch mit zunehmender Länge des Romans. Zumal D’Agosta das Gegenteil ist. Nicht etwa ungeschickt und tollpatschig, aber eben bärbeißig und ganz der raue Cop, dessen Ehe gescheitert ist und der nicht über seinen Tellerrand schauen kann. Ein Klischee, das nicht nur bedient sondern überreizt wird.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die einzige Sexszene des Romans, denn diese ist nicht nur verkrampft beschrieben, sondern wirkt auch unglaubwürdig. Hier hätte ein wenig mehr Erotik und ein lockerer Ton bedeutend besser gewirkt.
Nicht leugnen kann man auch, dass manche Lösungen nicht immer der Logik folgen oder man als Leser sehr viel Fantasie benötigt, um sich eine dieser präsentierten Lösungen vorstellen zu können. Die Spannung, welche die Autoren erzeugen, gleicht dies zwar zum Teil wieder aus. Dennoch kommt hin und wieder der Gott aus der Theatermaschine gestiegen, um es zu richten. Vor allem in einem Fall wirkt es, als hätte sich das Duo in eine Sackgasse geschrieben und dann – mit einem Handstreich – die Situation geklärt. Befriedigend war das, was dem Leser in diesem Moment angeboten wurde jedenfalls nicht.
Gut und als letzter Höhepunkt des Buches kann wiederum das Ende angesehen werden, dass den Leser gespannt auf den nächsten Teil warten lässt.
Fazit: Ein souverän geschriebener Mystery-Thriller, der trotz seiner Schwächen zu unterhalten weiß und dem Leser spannende Stunden beschert.
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