<- Zurück zu:
Rezension: Das Wakan-Tanka
Markus Böhme
Das Wakan-Tanka
Lerato-Verlag, Taschenbuch, 250 Seiten, 9,95 Euro, ISBN 978-3938882160
Von Gunter Arentzen
Douglas Havenguard ist ein eher durchschnittlicher Typ, der früh von Familientragödien heimgesucht wurde. Der Vater verschwand, als er vier Jahre alt war. Anschließend starben der ältere Bruder und dann auch seine Mutter an Darmkrebs. Sein Hund Buster ist sein bester Freund und sein Geld verdient er als Sachbearbeiter bei General Logistics. Nichts, was sein Leben aufregend gestalten würde.
Seine Neugier wird geweckt, als er eines Tages einen Tattoo-Laden entdeckt; ausgerechnet in jener, kleinen Stadt in der er lebt. Etwas zögerlich beschließt Douglas, sich eine Tätowierung stechen zu lassen.
Doch schon bald bereut er diesen Entschluss, denn das Tattoo beginnt ein seltsames Eigenleben auf seiner Haut zu entwickeln. Es wandert über seinen Körper, entzündet sich und bricht schließlich eiternd und blutend auf. Der dabei entstehende Schmerz lässt Douglas in tiefe Ohnmacht gleiten.
Als er aus dieser erwacht, ist nichts mehr wie zuvor. Er befindet sich in einem seltsamen Land und erfährt, dass er es vor einer großen Gefahr zu befreien hat. Denn dies, so sagt man ihm, sei sein Land ...
Der Roman beginnt, wie man es schon in einigen Kurzgeschichten gelesen oder in Filmen gesehen hat. Ein Tattoo entwickelt ein Eigenleben und quält seinen Träger.
Doch das Gefühl, die Story bereits zu kennen verblasst schnell, wenn die Geschichte in den Hauptteil überwechselt. Zum einen wird aus einem Horror-Roman vordergründig ein Fantasy-Roman, zum anderen läuft die Handlung in eine sehr bizarre und ungewöhnliche Richtung, die man in dieser Form noch nicht kennt.
Markus Böhme, der mit das Wakan-Tanka seinen Debütroman vorlegt, erschafft eine kuriose Welt mit einer ständig vorhandenen Bedrohung, die mal deutlich zu Tage tritt, dann wieder im Hintergrund für Spannung sorgt. Dabei zeigt er, dass er auch eine ungewöhnliche Story bis zum Ende durchhalten kann, denn der Plot erweist sich als wohl konstruiert und durchdacht. Überraschende Wendungen und die Auflösung der Geschichte halten den Leser in Atem. Mutig, für ein Debüt solch einen Stoff zu wählen. Doch Mut bewies nicht nur der Autor, sondern auch der Lerato-Verlag, denn genre-typisch ist die Handlung sicherlich nicht. Wer typischen Horror oder typische Fantasy sucht ist bei diesem Buch nicht gut aufgehoben. Wer sich jedoch auf ungewohnte Handlungen und Ideen einlassen kann, wird am Ende zufrieden sein.
Was den Stil des Autors betrifft, so kann er als angenehm bezeichnet werden. Mal schreibt er in einem seichten Plauderton, dann zieht er die Sprache je nach Situation wieder an. Dadurch kann sich der Leser gut in den Ich-Erzähler hineinversetzen. Wobei die Wahl der Erzähl-Perspektive dazu führt, dass andere Charaktere des Buches etwas blass bleiben.
Dies ist jedoch ein Manko, welches nicht zu stark ins Gewicht fällt. Ebenso wenig wie der Gebrauch unpassender Wendungen oder Metaphern, über die man hin und wieder stolpert. Hier hätte das Lektorat stärker eingreifen müssen; so wie bei den Wiederholungen auch, auf die man trifft. Alles in allem können diese Minuspunkte den Genuss oder die Spannung des Romans jedoch nicht trüben.
Die Verarbeitung des Buches ist für einen Kleinverlag solide. Die Bindung könnte flexibler sein, denn das Buch erweist sich als etwas störrisch. So, als wolle es lieber zugeklappt sein statt gelesen zu werden. Bedenkt man jedoch den für einen Kleinverlag günstigen Preis, geht dies in Ordnung.
Ein „Zuckerl“ bietet der Autor noch dergestalt, als dass der Kauf eines Buches zum Lesen zweier Kurzgeschichten im VIP-Bereich der Autoren-Website von Markus Böhme berechtigt. Benutzername und Kennwort werden mitgeliefert.
Fazit:
Ein ungewöhnlicher, bis zum Ende gut umgesetzter Stoff, dessen Ideen über kleine Schwächen hinwegsehen lassen. Einen typischen Horror-Roman erhält man mit dem Wakan-Tanka sicherlich nicht. Dessen sollte man sich vor dem Kauf bewusst sein.
<- Zurück zu:
+ Kommentar verfassen
Aus Sicherheitsgründen werden Kommentare erst nach Prüfung freigeschaltet und sind somit unmittelbar nach dem Abschicken nicht sichtbar.
Noch keine Kommentare